Günther Moosbauer und Rainer Wiegels (Hrsg.)
Fines imperii –
imperium sine fine?
Osnabrücker Forschungen
zu Altertum und Antike-Rezeption
Band 14
Herausgegeben von
Günther Moosbauer und Rainer Wiegels
Günther Moosbauer und Rainer Wiegels (Hrsg.)
Fines imperii –
imperium sine fine?
Römische Okkupations- und Grenzpolitik im frühen Principat
Beiträge zum Kongress ‚Fines imperii – imperium sine fine?‘
in Osnabrück vom 14. bis 18. September 2009
Verlag Marie Leidorf GmbH . Rahden/Westf.
2011
338 Seiten mit 99 Abbildungen
Gedruckt mit finanzieller Unterstützung der
STADT OSNABRÜCK
GÖTTINGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
VARUS-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER VOR- UND FRÜHGESCHICHTLICHEN
AUSGRABUNGEN IM OSNABRÜCKER LAND E.V., OSNABRÜCK
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Moosbauer, Günther ; Wiegels, Rainer (Hrsg.):
Fines imperii – imperium sine fine? Römische Okkupations- und Grenzpolitik
im frühen Principat / hrsg. von Günther Moosbauer ... .
Rahden/Westf. : Leidorf, 2011
(Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption ; Bd. 14)
ISBN 978-3-89646-735-5
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier
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ISBN 978-3-89646-735-5
ISSN 1863-074X
Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, CD-ROM, DVD, I n t e r n e t oder einem
anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages Marie Leidorf GmbH reproduziert werden
oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlagentwurf: COMPUTUS Druck Service, 55595 Gutenberg
Titelfoto: Buchisstele 13 vom 17. April 29 v. Chr. - Minas Nerpel, Abb. 1 (in diesem Band)
aus: R. Mond/O.H. Myers, The Bucheum III, London (EES) 1934 Taf. 43
Redaktion: Achim Rost und Susanne Wilbers-Rost, Belm
Satz und Layout: Enns Schrift & Bild GmbH, Bielefeld
Internet: http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/80.htm
Druck und Produktion: Druckhaus Breyer GmbH, Diepholz
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
The Roman occupation in the north of Hispania: war, military deployment
and cultural integration
Ángel Morillo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
Römer und gentes Alpinae im Konflikt – archäologische und historische Zeugnisse
des 1. Jahrhunderts v. Chr.
Stefanie Martin-Kilcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
27
L’armée romaine et les peuples gaulois de César à Auguste
Michel Reddé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
63
Römische und indigene Strategien der Herrschafts- und Friedenssicherung
– Germanien –
Siegmar von Schnurbein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
75
‘Perdomita Britannia…’: Roman and indigenous strategies and their outcomes
in Britain from Caesar to Domitian and beyond
Simon James . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
87
The Roman conquest of Dalmatia and Pannonia under Augustus –
some of the latest research results
Marjeta Šašel Kos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
107
Domitian und die Donaugrenze
Miroslava Mirković . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
119
Augustus, Prinzeps und Pharao zwischen politischer Realität
und ideologischem Anspruch
Martina Minas-Nerpel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
131
Rome and Judaea during the First Century CE: A strange modus vivendi
Moshe Fischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
143
The Transformation of Rural Structures in Southern Gaul between the 1st Century BC
and the 1st Century AD. The Case of Eastern Languedoc.
François Favory, Marie-Jeanne Ouriachi and Laure Nuninger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
157
Die Transformation der Landwirtschaft in Germanien und Raetien
Günther Moosbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
185
Integration der lokalen Eliten – individuelle und korporative Privilegierungen
Helmut Halfmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
195
Household specialisation in horse breeding:
the role of returning veterans in the Batavian river area
Maaike Groot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
203
Les dieux, la cité et le pouvoir impérial. Religions et intégration
des provinces de l’Occident romain
William Van Andringa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
219
6
Tradition – Persistenz – Resistenz: Kultmonumente, Kulte und Akkulturation
in Nordafrika, Kleinasien und Lusitanien
Günther Schörner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
227
La violence et la guerre chez les Romains au temps d’Auguste
Yann Le Bohec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
239
Zwischen Integration und Segregation – eine Problemskizze zum Verhältnis
zwischen römischem Heer und Zivilgesellschaft im Principat.
Rainer Wiegels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
253
Monumentalisierung römischer Macht – augusteische Stadtanlagen
zwischen „Monotonisierung“ und imitatio Urbis
Sabine Panzram . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
275
Der Kaiserkult als Mittel der politischen Integration
Peter Herz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
297
The friendly kings. Politics, culture and religion in the East.
Ariel S. Lewin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
309
Peace as The Highest End and Good? The Role of Peace
in Roman Thought and Politics
Kurt A. Raaflaub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
323
Vorwort
Universität und Stadt Osnabrück veranstalteten in
Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen vom 14. bis 18. September
2009 den internationalen Kongress „Fines imperii – Imperium sine fine? Römische Okkupationsund Grenzpolitik im frühen Principat“. Äußerer
Anlass war die spektakuläre Niederlage des römischen Feldherrn Publius Quinctilius Varus gegen
ein Aufgebot germanischer Stämme unter Führung des Arminius „im Teutoburger Wald“ im Jahr
9 n. Chr., also vor genau 2000 Jahren. An dieses
Datum wurde auch in Haltern, Kalkriese und Detmold mit der großen Ausstellungstrias „Imperium – Konflikt – Mythos“ erinnert, welche durch
den Kongress begleitet und zugleich ergänzt wurde. Als Schirmherrn des Kongresses konnte der
damalige Ministerpräsident des Landes Niedersachsen und heutige Bundespräsident Christian
Wulff gewonnen werden.
Inhaltlich sollte auf vergleichender Basis ein Kernproblem der Geschichte des Römischen Reiches
insbesondere in der Kaiserzeit thematisiert werden, nämlich die Frage nach Widerstand und Integration der Bevölkerung in den Grenzzonen des
Imperiums, wobei der Schwerpunkt in die Zeit von
Caesar bis Domitian gelegt wurde. Dass ein derart
komplexes Thema im Rahmen eines Kongresses
auch nicht nur annähernd erschöpfend abgehandelt
werden kann, war von vornherein klar. Vielmehr
ging es darum, grundlegende Aspekte herauszuarbeiten, welche insbesondere für die Frage nach
dem Verhältnis von Zentrum und Peripherie, d.h.
nach grundlegenden, von Rom aus gesteuerten und
beeinflussten Entwicklungen im Verhältnis zu eigenständigen, regionalen Prozessen aufschlussreich
sind oder sein könnten. Um hier zu differenzierten
Ergebnissen zu gelangen, wurde der Blick über
bestimmte Provinzgrenzen hinaus auf das Imperium als Ganzes gerichtet.
Dokumentiert werden sollten unterschiedliche Formen römischer Herrschafts- und Friedenssicherung. Dabei standen insbesondere indigene Anpassungsstrategien und Formen der Resistenz in den
verschiedenen Regionen des Römischen Reiches im
Mittelpunkt der Erörterungen. Dieses geschah
zunächst durch Studien zu den Provinzen an Rhein
und Donau (Germanien, Raetien, Noricum, Pannonien und Moesien), aber auch zu Britannien, Gallien,
der Hispania und den afrikanischen Provinzen mit
durchaus eigenen Akzentsetzungen. Ein zweiter
Themenblock galt der Evolution der Zivilstrukturen in den von Rom neu gewonnenen Gebieten:
Dazu gehören Urbanisierung und Transformation
des ländlichen Siedlungswesens ebenso wie die
Entwicklung der Wirtschaftssysteme und der religiösen Strukturen. An vielen Orten entstanden neue
Zentren, die zu Kristallisationspunkten einer fortschreitenden Romanisation wurden. Andererseits
lässt sich aber auch in vielen Fällen ein Festhalten
der indigenen Gesellschaften an alten Traditionen
feststellen, die ihrerseits dann Eingang in die römische Provinzkultur fanden, was zu einem eigenständigen „Tertium“ jenseits von „römisch-mittelmeerländisch“ und „einheimisch-indigen“ führte.
Im letzten Block wurden die Instrumente der Herrschaftssicherung Roms behandelt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Behandlung der römischen
Armee, die nicht nur machtpolitisches Instrument
war, sondern zudem eines der wichtigsten Mittel
zur Integration der einheimischen Bevölkerungen
in den Randgebieten in den Gesamtverband des
Imperium Romanum. Zu diesen Instrumenten zählten aber auch eine auf Rom als Zentrum ausgerichtete Ideologie und der Kaiserkult.
Der Festvortrag zur Tagung mit dem Titel „Zum
antiken Friedensideal im antiken Rom“, der vor
einer großen Öffentlichkeit in der Marienkirche in
Osnabrück von Prof. Dr. Kurt Raaflaub (USA)
gehalten wurde, wird hier mit publiziert. Er wurde
nicht zuletzt angesichts des Anspruchs der Stadt
Osnabrück als „Friedensstadt“ ausgewählt, womit
eine Brücke zwischen Antike und Gegenwart geschlagen werden sollte.
Als Referenten und Teilnehmer an den Diskussionen konnte eine große Anzahl von internationalen
Spezialisten gewonnen werden, denen an dieser
Stelle für ihre Bereitschaft zur Mitwirkung ausdrücklich gedankt sei. Besonderer Dank gilt Dr.
Ralph Häussler (Osnabrück) für die sich über zwei
Jahre erstreckende Vorbereitung und Organisation
der Tagung. Für diese Aufgabe konnte erfreulicherweise eine eigene Stelle eingeworben werden.
Zudem organisierte Ralph Häussler neben dem Kongress eine viel beachtete Vortragsreihe zum Thema
„Römer und Germanen in Nordwestdeutschland“,
die von 2008 bis 2009 an der Volkshochschule
Osnabrück stattfand und von Universität und Stadt
veranstaltet wurde. Sie diente zugleich der regionalen Vorbereitung des Kongresses und stieß in
der Öffentlichkeit auf große Resonanz. Ebenfalls
8
zu danken ist den Hilfskräften der Alten Geschichte und Archäologie der Universität Osnabrück
sowie weiteren Studierenden, die zum reibungslosen Ablauf der Tagung beitrugen. Zu den guten
Geistern bei Vorbereitung und Durchführung der
Tagung gehörten schließlich Hannelore Riese und
Rita Hetzer aus dem Sekretariat Geschichte der
Universität Osnabrück.
Die Durchführung des Kongresses und die Publikation der Akten wurden in erster Linie ermöglicht
durch die großzügige Finanzierung seitens der
Stadt und der Universität Osnabrück. Ferner leisteten die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen als Mitveranstalter, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Landkreis Osnabrück und die
Varus-Gesellschaft (Gesellschaft zur Förderung
der vor- und frühgeschichtlichen Ausgrabungen im
Osnabrücker Land e.V.) erhebliche finanzielle und
sachliche Hilfestellung, ohne die der Kongress nicht
hätte durchgeführt werden können. Allen Institutionen sei auf diesem Weg unser besonderer Dank
ausgesprochen.
Vorwort
Auch wenn aus unterschiedlichen Gründen nicht
alle Beiträge in diesem Tagungsband vorgelegt
werden können, so dürfte damit doch die Tagung
ihren Intentionen entsprechend ausreichend dokumentiert sein. Der Versuch, einen Überblick zu diesem komplexen Thema zu geben, führt automatisch
zu inhaltlichen Lücken. Aus diesem Grund bestand
von Anfang an der Gedanke, einen zweiten Band
mit ergänzenden Artikeln zu publizieren. Die Planungen hierzu sind noch im Gange.
Die Redaktion der Tagungsbeiträge, die erst im
Herbst 2010 vollständig zur Verfügung standen, lag
in den Händen von Dr. Achim Rost und Dr. Susanne
Wilbers-Rost, unterstützt von den wissenschaftlichen Hilfskräften des Faches Alte Geschichte Dirk
Sievertsen und Christian Stephan. Die Überprüfung der fremdsprachlichen Beiträge erfolgte durch
Teresa Gehrs und Anne-Marie Plet vom Europäischen Sprachendienst in Osnabrück. Ihnen allen,
aber auch Verlag und Layout-Büro sei herzlich für
die letztlich zügige Umsetzung der Manuskripte in
Buchform gedankt.
Gustav-Adolf Lehmann – Günther Moosbauer –
Siegmar von Schnurbein – Rainer Wiegels
Die Autoren des vorliegenden Bandes
Prof. William Van Andringa
HALMA-IPEL – UMR 8164 (CNRS, Lille3)
Université Lille 3
Pont de Bois
BP 60149
59653 Villeneuve d’Ascq cedex
Frankreich
william.va@free.fr
Prof. François Favory
Professeur des universités
Université de Franche-Comté
UMR 6249 Laboratoire Chrono-Environnement
Directeur de la MSHE C. N. Ledoux
32 rue Mégevand
25030 Besançon Cedex
Frankreich
favory.francois2@wanadoo.fr
Prof. Moshe Fischer
Tel Aviv University
Department of Archaeology
Ramat Aviv 69978
Israel
fischer@post.tau.ac.il
Dr. Maaike Groot
Vrije Universiteit Amsterdam
Faculteit der Letteren
De Boelelaan 1105
1081 HV Amsterdam
Niederlande
m.groot@let.vu.nl
Prof. Dr. Helmut Halfmann
Universität Hamburg
Historisches Seminar –
Arbeitsbereich Alte Geschichte
Von-Melle-Park 6 / VIII
20146 Hamburg
Deutschland
helmut.halfmann@uni-hamburg.de
Prof . Dr. Peter Herz
Universität Regensburg
Institut für Geschichte / Alte Geschichte
93040 Regensburg
Deutschland
peter.herz@geschichte.uni-regensburg.de
Dr. Simon James BSc PhD FSA
School of Archaeology & Ancient History
University of Leicester
Leicester LE1 7RH, UK
Großbritannien
stj3@leicester.ac.uk
Prof. Dr. Yann Le Bohec
Boîte 9.2
17, rue Olympe de Gouges
59000 Lille
Frankreich
yann.lebohec@wanadoo.fr
Prof. Ariel Lewin
Dipartimento di Scienze Storiche
Linguistiche e Antropologiche
Via N. Sauro 85
85100 Potenza
Italien
arielsamuel.lewin@fastwebnet.it
Prof. em. Dr. Stefanie Martin-Kilcher
Institut für archäologische Wissenschaften
Abt. Archäologie der Römischen Provinzen
Universität Bern
3005 Bern
Schweiz
stefanie.martin-kilcher@sfu.unibe.ch
PD Dr. Martina Minas-Nerpel
Swansea University
Department of History and Classics
College of Arts and Humanities
Singleton Park
UK-Swansea SA2 8PP
Großbritannien
m.minas-nerpel@swansea.ac.uk
Prof. Dr. Miroslava Mirković
Universität Beograd
Philosophische Fakultät
Cika-Ljubiana 18-20,
Djuriceva 1
11000 Beograd
Serbien
frida@eunet.rs
10
Prof. Dr. Günther Moosbauer
Universität Osnabrück
FB Kultur- und Geowissenschaften
Archäologie der Römischen Provinzen
Schloßstraße 8
49069 Osnabrück
Deutschland
guenther.moosbauer@uni-osnabrueck.de
Prof. Ángel Morillo Cerdán
Departamento de Ciencias y Técnicas
Historiográficas y de Arqueología
Facultad de Geografía e Historia
Universidad Complutense
C/ Profesor Aranguren s/n.
ES-28040 Madrid
Spanien
amorillo@ghis.ucm.es
Laure Nuninger
UMR 6249 Laboratoire Chrono-Environnement
University of Franche-Comté-CNRS
32 rue Mégevand
25030 Besançon Cedex
Frankreich
laure.nuninger@univ-fcomte.fr
Marie-Jeanne Ouriachi
UMR 6249 Laboratoire Chrono-Environnement
University of Franche-Comté-CNRS
32 rue Mégevand
25030 Besançon Cedex
Frankreich
marie-jeanne.ouriachi@wanadoo.fr
Dr. Sabine Panzram
Universität Hamburg
Historisches Seminar –
Arbeitsbereich Alte Geschichte
Von-Melle-Park 6 / VIII
20146 Hamburg
Deutschland
Sabine.Panzram@uni-hamburg.de
Die Autoren des vorliegenden Bandes
Prof. Kurt Raaflaub
Dept. of Classics
Brown University
Providence R.I. 02912-1856
U.S.A.
kurt_raaflaub@brown.edu
Prof. Dr. Michel Reddé
INHA/EPHE
2 rue Vivienne
75002 Paris
Frankreich
redde.michel@yahoo.fr
Dr. Marjeta Šašel Kos
Inštitut za arheologijo
ZRC SAZU
Novi trg 2 (p.p. 306)
1001 Ljubljana
Slowenien
mkos@zrc-sazu.si
Prof. Dr. Siegmar von Schnurbein
Römisch-Germanische Kommission des
Deutschen Archäologischen Instituts
Palmengartenstraße 10-12
60325 Frankfurt a.M.
Deutschland
schnurbein@rgk.dainst.de
Prof. Dr. Günther Schörner
Universität Erlangen
Institut für Klassische Archäologie
Kochstr. 4/19
91054 Erlangen
Deutschland
Guenther.Schoerner@arch.phil.uni-erlangen.de
Prof. Dr. Rainer Wiegels
Universität Osnabrück
FB Kultur- und Geowissenschaften
Alte Geschichte
Schloßstraße 8
49069 Osnabrück
Deutschland
rainer.wiegels@uni-osnabrueck.de
Römer und gentes Alpinae im Konflikt –
archäologische und historische Zeugnisse
des 1. Jahrhunderts v. Chr.
Stefanie Martin-Kilcher
Das dritte Buch in Caesars bellum gallicum beginnt
mit dem Bericht über den im Spätherbst des Jahres
57 v. Chr. gescheiterten Versuch eines seiner Generäle, den Großen und den Kleinen St. Bernhard von
Norden her, vom Wallis aus, zu erobern. Diese Episode überliefert die detaillierteste Beschreibung
von Aggression und Widerstand in den Alpen während des 1. Jahrhunderts v. Chr.. Um diese geht es,
wenn man hier nach der römischen Okkupationsund Grenzpolitik der Zeit vom gallischen Krieg bis
zum frühen Prinzipat fragt.1
Caesar bell. Gall. III, 1.2
Bei seiner Abreise nach Italien entsandte Caesar
Servius Galba mit der zwölften Legion und
einem Teil der Reiterei gegen die Nantuaten,
Veragrer und Seduner, die vom Gebiet der
Allobroger, dem Lemanner See und dem Rhodanus bis zu den Hochalpen wohnen. Grund für
diesen Auftrag war die Absicht, den Weg durch
die Alpen, den die Kaufleute bisher nur mit grosser Gefahr und hohen Wegzöllen benützen konnten, freizumachen ... Galba bestand eine Anzahl
erfolgreicher Gefechte, eroberte mehrere feindliche Stützpunkte, und als man ihm ... Geiseln
stellte und Frieden machte, beschloss er zwei
Kohorten zu den Nantuaten zu verlegen, selbst
aber mit den übrigen Kohorten der Legion in
Octodurus, einem vicus der Veragrer, zu überwintern. ... Weil ein Fluss den Ort in zwei Teile
teilt, beliess er den einen Teil der Siedlung den
Galliern zum Überwintern, liess den anderen
von diesen räumen und wies ihn seinen Kohorten zu. Diesen Platz schützte er mit Wall und
Graben ... Als schon mehrere Tage im Winterlager vergangen waren ... erfuhr Galba ... durch
Kundschafter, dass alle Gallier ... in der Nacht
verschwunden und die hohen Berge ringsum von
einer Unmasse Seduner und Veragrer besetzt
seien. Die Gallier hatten sich aus mehreren
1
Dem Beitrag liegt der auf dem Kongress „Fines imperii –
imperium sine fine? Römische Okkupations- und Grenzpolitik
im frühen Prinzipat“ im September 2009 in Osnabrück gehaltene Vortrag zu Grunde.
Gründen plötzlich entschlossen, den Krieg zu
erneuern und die Legion zu überfallen ... Hinzu
kam der Groll über die Wegnahme ihrer Kinder
als Geiseln und die Überzeugung, die Römer
wollten die Alpenhöhen nicht nur wegen des
Durchzugs, sondern zu dauerndem Besitz erobern und die ganze Gegend der benachbarten
Provinz zuschlagen ...
Mehr als sechs Stunden kämpfen bei Octodurus,
dem Hauptort der Veragrer (heute Martigny VS),
Teile der 12. Legion und Reitereinheiten gegen eine
offenbar beachtliche Übermacht von Veragrern und
Sedunern, die von den steilen Anhöhen herab Lanzen und Steine auf das noch unfertige römische
Winterlager schleudern (Abb. 1). Im letzten Augenblick vermögen die trainierten römischen Soldaten
das Blatt zu wenden und erschlagen ein Drittel der
einheimischen Kämpfer. Dennoch zieht sich Servius
Galba zu den Allobrogern, in die sichere Provinz
Narbonensis, ins Winterquartier zurück. Die benachbarten Nantuaten, bei denen Galba zwei Kohorten
stationiert hatte, schlossen sich den Veragrern und
Sedunern nicht an (Abb. 2).
Der von Caesar explizit genannte Grund für den
römischen Vorstoß waren hohe Transitzölle über
die Alpenpässe, und dies können von Octodurus
aus nur der Grosse und südwestlich davon der Kleine St. Bernhard im Gebiet der Salasser gewesen
sein, diejenigen Pässe, die das Wallis wie auch das
Allobrogergebiet und damit den nördlichen Teil der
Narbonensis mit Italien, aber auch Oberitalien mit
Nordgallien und dem Rheintal am schnellsten verbanden (Abb. 2.3).
Wohl nicht zu Unrecht befürchteten die Veragrer
und Seduner, dass Caesar keineswegs nur freien
Durchgang über die Alpen erzwingen, sondern –
wie bei den Helvetiern2 – die Unterwerfung errei2 Caesar, bell. Gall. I, 27: mit der deditio und Waffenübergabe
nach der Niederlage bei Bibrakte kam die helvetische Civitas
bereits 58 v. Chr. unter römische Kontrolle und Herrschaft. –
Der Zeitpunkt des foedus wird in der Forschung unterschied-
28
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 1 Im Wallis stürmen Veragrer und Seduner im Spätherbst des Jahres 57 v. Chr. von Bergeshöhen gegen das noch unfertige römische Lager neben der veragrischen Siedlung Octodurus
(bell. Gall. 3,1-6).
chen wollte. Der andernorts bei den Römern in glühenden Farben ausgemalte Topos der wilden und
räuberischen Alpenbewohner und -bewohnerinnen
erscheint in dem Bericht jedoch gemäßigt, denn
schließlich erfolgte die römische Besetzung ohne
Aggression der Gegenseite, ja Caesar nennt sogar
Gründe für den Widerstand.
Für die folgenden Jahrzehnte bietet die schriftliche
Überlieferung ein unregelmäßiges Raster meist
kriegerischer Ereignisse im ganzen Alpenbogen.
Im Zentrum dieses Beitrags stehen jedoch archäologische Quellen. Befunde und Funde vermitteln
lich beurteilt, vgl. FREI-STOLBA 1976, 354-356; zu den Quellen
zuletzt die Diskussion bei SANCHEZ 2007, bes. 222ff., 254ff.
(freundlicher Hinweis R. FREI-STOLBA, Aarau).
unmittelbare Zeugnisse der Bevölkerungsgruppen
in dieser geographisch stark gegliederten Zone.
In Zusammenhang mit dem gestellten Thema interessieren in erster Linie archäologische Zeugnisse
von Waffen, Gerätschaften und Ausrüstungsteilen
sowie Baubefunde, insbesondere solche, die mit
römischen Truppen (und Hilfstruppen) in Verbindung gebracht werden können und die von Durchmärschen, kriegerischen Auseinandersetzungen
und Kontrollpunkten zeugen. Um diese Hinterlassenschaften zu bewerten und vor allem chronologisch näher einzugrenzen, werden Funde aus möglichst gut datierten Ensembles im westlichen Aktionsgebiet der römischen Truppen aus der Zeit von
Caesar bis zu Augustus verglichen. Als Kontrollgruppe werden drei ältere Ensembles aus dem ers-
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
29
Abb. 2 Wichtige Nordsüdstrassen, Alpenpässe und im Text angesprochene archäologische Fundorte. Eingetragen sind außerdem einige Völkerschaften im zentralen und westlichen Alpenraum sowie in nördlich anschließenden Gebieten.
ten Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr. vorangestellt.
Es geht darum, anhand aussagekräftiger archäologischer Quellen chronologisch eingrenzbare Fundhorizonte zu bilden und diese mit der schriftlichen
Überlieferung zu vergleichen.
und den immer näher an den südlichen Alpenrand
vorgeschobenen römischen Druck (Abb. 4a). Seit
caesarischer Zeit verstärkte sich der Druck durch
gezielte Feldzüge. Die Karte Abb. 4b zeigt schriftlich überlieferte Aktionen römischen Militärs im
Alpenbogen von Caesar bis Augustus.5
Schriftlich überlieferte Ereignisse
Während des Bürgerkriegs (49-31 v. Chr.) wurden –
bei wechselnden Machtkonstellationen – öfters Truppen zwischen Spanien, Gallien und Italien hin- und
hergeführt. Sie passierten aber meistens die südlichen Westalpen, wobei in Abb. 4b nicht alle Bewegungen eingetragen sind. Für das Jahr 43 v. Chr.
überliefert Strabo (4,6,7), dass Decimus Brutus mit
etwa 7 Legionen auf dem Weg nach Gallien den
Salassern pro Mann einen Denar Passierzoll bezahlen musste, d.h. er zog sehr wahrscheinlich über
den Kleinen oder allenfalls den Großen St. Bernhard (Abb. 2). Noch im gleichen Jahr wurde Brutus
beim Fluchtversuch im sequanischen Jura gefan-
Die stets aus dem Blickwinkel Roms und schriftlich selektiv überlieferten Ereignisse machen es
schwierig, die Gründe von Aggression und Widerstand im 1. Jahrhundert v. Chr. zu fassen.3 Selbst
wenn laut einer Rede Ciceros Pompeius Strabo im
Jahr 89 v. Chr. in den neu gegründeten Kolonien der
Transpadana keine römischen Bürger ansiedelte,
sondern einheimischen Notablen das ius latii verlieh,4 repräsentierten diese Kolonien römische Macht
3
Die schriftliche Überlieferung für den zentralen Alpenraum
übersichtlich zusammengestellt bei TARPIN ET AL. 2000; TARPIN
2002; für den Ostalpenraum bei ŠAŠEL KOS 2005.
4 GALSTERER 2006, bes. 302-307; K REMER 2006, 121ff.
5
Quellen vgl. Anm. 3.
30
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
ren Feldzüge – nicht dauerhaft (vgl. auch Strabo 4,
205-206).
Seit dieser Zeit begannen Octavian / Augustus und
Agrippa in mehrfachen persönlichen Aufenthalten
mit der Organisation der Provinzen im Westen,
doch blieben die Übergänge zwischen Spanien und
dem südwestgallischen Aquitanien gefährdet,9
auch die Fernstrassen ins nördliche Gallien, zum
Rhein und schliesslich zur oberen Donau waren
noch nicht sicher über die direkten Pässe via Oberitalien mit Rom verbunden. Deshalb musste es ein
nächstes Ziel sein, alle wichtigen Strassenverbindungen durch die Alpen mit stabilen Verträgen zu
sichern, so etwa im Falle des Donnus und seines
Sohns Cottius in den Westalpen und im Ostalpenraum dank der Freundschaft mit dem regnum Noricum, oder mit Militärgewalt zu erobern (vgl. etwa
Cassius Dio 49,35).
Abb. 3 Oberitalien, der Alpenraum und die nördlich
anschließenden Gebiete innerhalb und außerhalb des
Römischen Reichs in der Kaiserzeit.
gengenommen und getötet.6 Etwa zur gleichen Zeit
muss L. Munatius Plancus, damals Statthalter in
Gallien und zeitweise in Grenoble residierend, über
Gallier oder / und Raeter einen nennenswerten Sieg
errungen haben, der ihm im Dezember 43 in Rom
einen Triumph erlaubte. Leider ist nicht überliefert,
wo die Kämpfe stattfanden.7
In den Zentralalpen scheinen nach den schriftlichen
Quellen die Zugänge zu den Pässen zunächst von
Süden her mit Gewalt endgültig geöffnet worden zu
sein, was aber nicht heißt, dass in diesem Raum
nicht auch von Norden her, aus dem Wallis (wie
bereits 57 v. Chr.) und aus dem föderierten helvetischen Mittelland, römisches Militär zum Einsatz
kam und dass von Süden her geführte Feldzüge
nicht über die Alpenpässe hinaus reichten.
Seit Ende der Vierziger Jahre unternahmen Octavian /
Augustus und verschiedene Generäle im Alpenbogen von Spanien bis Slowenien Feldzüge, über
die kaum mehr als Stichworte überliefert sind.8 Aufschlussreich ist jedoch die bei Cassius Dio (49,34)
angeführte Begründung für Feldzüge des Jahres
35 v. Chr., unter anderem gegen die Salasser: Kriegsgrund waren nebst Einfällen nicht eingehaltene Tributzahlungen. Der Durchgang über wichtige Alpenpässe war demnach nicht nur mit Verträgen geregelt, sondern auch in der Folge früherer, schriftlich
nicht überlieferter militärischer Erfolge offen, allerdings – und diese Tatsache illustrieren die späte-
Nach dem endgültigen Sieg über die Salasser gründete Augustus 25 v. Chr. die Kolonie Augusta
Praetoria (Aosta). Der südliche Zugang zum Grossen
und Kleinen St. Bernhard (2472 bzw. 2188 m ü.M.)
war nun fest in römischer Hand. In den Tridentiner
Alpen kontrollierte Rom den Zugang zum Reschenpass (1504 m ü.M.) und zum Brenner (1374 m ü.M.)
spätestens mit der Gründung des Municipium Tridentum in jenen Jahren.10 Aus den Zentralalpen, im
Hinterland der 59 oder 51 v. Chr. erneuerten Colonia
Comum, liegen bisher keine schriftlichen Nachrichten über Militäraktionen vor. Die Kontrollfunktion
über die Strassen zu den Graubündner Pässen und
den besten Zugang zum Veltlin liegt aber auf der
Hand (Abb. 2). Die ummauerte Stadt Comum erwähnt Catull († um 54 v. Chr.) noch vor der Mitte
des 1. Jahrhunderts v. Chr.: Veronam veniat Novi
relinquens/Comi moenia Lariumque litus.11
6 VAN
9
BERCHEM 1994; FREI-STOLBA 1996; K AENEL / M ARTINK ILCHER 2002.
7 Aufgrund von Strabo 4, 206: LIEB 1969, 144 (im Gebiet südlich des Hochrheins?).
8 Quellen bei TARPIN ET AL. 2000, 111ff., 117f.; zu Noricum, Pannonien und Illyricum: ŠAŠEL KOS 2005, bes. 393ff., zu den Salassi
ebd. 420ff. – Für Nordgallien vgl. METZLER 1995, Abb. 295.
Zur Situation im Norden der Iberischen Halbinsel vgl.
A. MORILLO CERDAN in diesem Band. Ausserdem MARTÍNEZ
VELASCO 2009.
10 DAL R I / DI STEFANO 2002, 73ff. – Wobei die Brennerachse
seit der frühen Kaiserzeit aufgewertet wurde.
11 Catull 35. Nach freundlicher Auskunft von Kollege A. Kerkhecker, Bern, spricht Catull in dem Gedicht tatsächlich die
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
31
Abb. 4 a Römische Koloniegründungen nördlich des Po im Jahr 100 v. Chr. (Stern) und 89 v. Chr. (Dreiecke).
b Die schriftliche Überlieferung im Alpenraum zwischen 58 und 7/6 v. Chr. bildet ein unregelmäßiges Raster meist kriegerischer Ereignisse. – Eingetragen außerden die Gründung der Kolonien Iulia Equestris (Nyon am Genfersee; ca. 45 v. Chr.) und
Raurica (wohl Basel am Rhein; 44/43 v. Chr.). – Quellen nach TARPIN ET AL. 2000; ŠAŠEL KOS 2005.
c Schriftlich überlieferte Aktionen zwischen 49-16 v. Chr. in Nordgallien und am Niederrhein. – Nach METZLER 1995, Abb. 295.
Die nächsten schriftlich überlieferten Ereignisse von
den West- bis zu den Ostalpen betreffen die Feldzüge der Jahre 16-8 v. Chr. Damals kamen auch diejenigen Alpenvölker unter römische Herrschaft, die
keine Abkommen mit Rom geschlossen oder bereits
bestehende gebrochen hatten. Einen besonderen
Widerhall in den schriftlichen Quellen fand als dynastische Propaganda allein der Sommerfeldzug des
Jahres 15 v. Chr., der in den Zentralalpen von Süden
und vielleicht von Westen her geführt wurde
(Abb. 5):12 Die Prinzen Drusus und Tiberius schlossen die Eroberung der Gebiete vom Alpenkamm bis
Stadtmauer an und verwendet moenia nicht etwa im übertragenen Sinn für „Stadt“. – Die Erneuerung der Kolonie von
Comum (zu den schriftlichen Quellen Kremer 2006, 134f.)
ist einerseits ein Zeichen dafür, dass sich die am Ausfluss des
lacus Larius weit nach Norden vorgeschobene römische Bastion
nicht ohne Probleme hielt, andererseits, dass der Ort wegen
des besten Zugangs und zugleich der Kontrollmöglichkeit der
Pässe in den Zentralalpen eine wichtige Funktion hatte. Die
Kontrolle der in den Augen der Römer „räuberischen Räter“
rechtfertigte zudem jede militärische Maßnahme.
12 Ausführlich DIETZ 1995 sowie zuletzt etwa ZANIER 2006,
236ff.; DERS. 2009b mit Abb. 1; NUBER 2009.
Abb. 5 Nach dem Alpenfeldzug präsentieren sich
die Prinzen Tiberius und Drusus mit der Siegespalme
vor Augustus. Rückseite einer Goldmünze des
Jahres 15 v. Chr., vergrössert.
zur oberen Donau ab, die zwischen dem verbündeten, 58 v. Chr. faktisch unterworfenen Helvetien und
dem befreundeten Königreich Noricum lagen. Allerdings war ein Teil der Noriker 16 v. Chr. zusammen
mit Pannoniern nach Istrien eingefallen; in der Folge
wurde das Königreich römisches Protektorat.13 Für
13 ŠAŠEL KOS 2005, 474ff., 484ff., auch zur Rolle von P. Silius
Nerva.
32
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
die nachfolgenden Jahre erwähnen die Quellen weitere römische Militäraktionen im Alpenraum bis hinunter nach Ligurien.14 Erst danach schätzte Augustus die Situation als gesichert ein: um 7/6 v. Chr.
verewigte er die Eroberung der zahlreichen Alpenvölker mit dem hoch über Monaco vom Meer her
sichtbaren, zu seinen Ehren vom Senat errichteten
Tropaeum Alpium (La Turbie) am col d’Èze (512 m
ü.M.), an der südlichsten Alpenstrasse von Italien
nach Spanien, der Via Iulia Augusta.
Archäologische Quellen
Es stellt sich die Frage, wie die archäologischen Quellen jener Jahrzehnte aussehen, was sich zu Aggression und Widerstand beobachten lässt und vor allem,
was über zeitliche Abläufe zu erkennen ist.
Generell nehmen die archäologischen Quellen fortlaufend zu, doch sind sie – von beschrifteten Ausnahmen abgesehen – aus sich heraus nie auf ein
Jahr genau datierbar. Die zeitliche Einordnung liegt
zunächst innerhalb relativchronologisch definierter
archäologischer Horizonte. Deren absolute Datierung stützt sich in der Regel mittels Crossdating auf
ein Netz von Fundensembles mit zeitlichen Fixpunkten, hauptsächlich mit termini post quos
(t.p.q.). Die einem archäologischen Horizont zugehörigen Funde ermöglichen in ihrem spezifischen
Kontext die Diskussion über eine zeitliche Korrelation mit einem oder mehreren historisch überlieferten Ereignissen. Allerdings kann ein historisch
überliefertes Ereignis zur chronologischen Attraktion archäologischer Kontexte und Funde führen,
mit der Gefahr von Zirkelschlüssen. Deshalb ist,
soweit möglich, für die maßgeblichen archäologischen Quellen gerade jener Jahrzehnte eine weiträumige chronologische Verankerung angesagt.
Wie steht es mit der von Caesar geschilderten Aktion des Jahres 57 v. Chr.? Archäologisch sind bis
heute weder von der veragrischen Siedlung Octodurus noch vom römischen Militäraufmarsch aus dem
unfertigen Winterlager oder vom Schlachtfeld Reste bekannt.15 Bemerkenswert sind jedoch einige
Funde in den untersten Schichten eines einheimischen Heiligtums am Westrand des römischen
Octodurus, seit Claudius Forum Claudii Vallensium und Hauptort des Wallis: Als Opfer und Votive
deponierte keltische Münzen sowie einheimische
und (ober)italische, also fremde Fibeln (Abb. 6) be-
14
15
TARPIN ET AL. 2000, 125ff.
WIBLÉ 2008, 20ff.
legen wenigstens seit dem späteren 2. Jahrhundert
v. Chr. an dieser Stelle einen Sakralort und damit
die nahe veragrische Siedlung. Es wurden dort auch
Waffen gefunden, darunter Scheidenreste eines
spätrepublikanischen Schwerts und ein 32 cm langes Tüllenpilum mit Doppelwiderhakenspitze, das
seine Gegenstücke in der spätrepublikanischen Bewaffnung hat (Abb. 6).16 Wir fassen darin die weit
verbreitete Sitte, erbeutete Waffen an einem sakralen Ort zu weihen. Ob nun diese Waffen aus der
Schlacht im Spätherbst 57 v. Chr. stammen oder
von früheren und späteren Auseinandersetzungen,
bleibt unklar. Sicher ist, dass in augusteischen Kontexten derartige Waffen nicht mehr vorkommen.17
Waffenfunde aus näher datierbaren
Kontexten des 1. Jahrhunderts v. Chr.
Die Abbildungen 7ff. vereinigen Ensembles mit
Waffen, die durch Mitfunde datierbar sind. Einige
können darüber hinaus durch ihren Fundort und
durch Beschriftungen sicher oder mit großer Wahrscheinlichkeit einem historisch überlieferten Ereignis zugewiesen werden. Sie bieten mit weiteren,
hier nicht abgebildeten Ensembles die Grundlage
zu einer Tabelle charakteristischer Typenkombinationen (Abb. 24 und Kommentar S. xx ff.). Mehrfach handelt es sich um Kampfplätze und Orte von
Belagerungen, an denen hauptsächlich Wurfwaffen
und Teile der Bekleidung, aber auch andere kleine
Dinge wie Münzen im Boden blieben.
Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo
Die ersten Belege gehören in die Zeit vor 70 v. Chr.
Alle drei Orte befinden sich auf der Iberischen Halbinsel: In Valencia kamen vor einigen Jahren in einer
ausgedehnten Zerstörungsschicht (t.p.q. 77 v. Chr.)
erschlagene, meist junge Krieger, Pferde und Waffen zu Tage. Sachkultur und Münzen zeigen, dass
es sich um die Sertoriuszeit handelt, mit aller Wahrscheinlichkeit um Überreste der für das Jahr 75
überlieferten Kämpfe.18 Ein vergleichbares Fundspektrum mit unter anderem überlangen Pila und
bandförmigen Schildbuckeln ergab ein etwa zur
gleichen Zeit zerstörtes Gebäude in Caminreal
16
WIBLÉ 2008, 215, Abb. 301. – Zusammenstellung von Pila
bei CONOLLY 1997, 41-57 sowie HORVAT 1997, 105-120. Allgemeine Übersichten zur spätrepublikanischen Bewaffnung in:
JRMES 1997; POUX 2008; PERNET 2010.
17 Vgl. Anm. 16 und zur augusteischen Bewaffnung etwa die
Beispiele Dangstetten und Oberaden.
18 R IBERA I LACOMBA 1995; A LAPONT M ARTIN ET AL. 2009.
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
33
Abb. 6 a Octodurus (Martigny VS). Heiligtum einheimischer Tradition am
westlichen Stadtrand: Unter dem Tempel kamen unter anderem keltische und
römische Münzen, spätkeltische und spätrepublikanische Fibeln sowie Teile
von Waffen (Abb. 6 b) zu Tage. – Die frühe Distelfibel der dritten Reihe
stammt aus einem Gräberfeld, die Scharnierbogenfibel (Typ Alesia) aus
Octodurus, Insula 1, die dem Heiligtum gegenüber liegt.
Abb. 6 b
Teruel).19
(Provinz
Ähnliche Formen zeigen sich
auch im römischen Lager von Caceres el Viejo
(Provinz Caceres),20 das zweifellos früher beginnt
und im Verlauf des ersten Viertels des 1. Jahrhunderts v. Chr. geräumt worden sein muss (Abb. 7).
Alesia, Uxellodunum, Osuna
Die Fundorte dieser Gruppe zeigen Bewaffnung
und Ausrüstung der Zeit Caesars mit Beispielen aus
Gallien und Hispanien. Die aktuellste Übersicht
über diese Fundkategorien in Gallien bietet die Studie von M. POUX.21 In meinem hier vorliegenden
Beitrag werden relevante Gegenstände aufgeführt,
die in den hier interessierenden Ensembles mehrfach vorkommen.
Kronzeuge für die Bewaffnung der Zeit Caesars ist
Alesia, wo die Forschungen seit Napoléon III und
in den 1990er Jahren ein französisch-deutsches
Forschungsprojekt die römische Belagerung und
den gallischen Widerstand des Jahres 52 v. Chr.
archäologisch nachgewiesen haben.22 Zahlreiche
19
VICENTE ET AL. 1997 mit Lit.
ULBERT 1984.
21 POUX 2008.
22 R EDDÉ / VON SCHNURBEIN 2001; SIEVERS 2008 (Gegenstände
nach Fundstellen geordnet); BROUQUIER / R EDDÉ 1997.
20
Waffen und Ausrüstungsgegenstände der römischen und der gallischen Armeen mit ihren Hilfstruppen kamen zu Tage, darunter viele Wurfgeschosse (Abb. 8). Neben Pila und Lanzen fallen
etliche Katapultbolzen mit breitpyramidalem Kopf
auf. Dazu kommen zahlreiche Schleuderbleie. Einige der etwa 40 bis 60 g schweren Geschosse tragen
nach einer „Mode“, die in der späten Republik
bezeugt ist, eine in die Gussform angebrachte Markierung. Glandes inscriptae (Caesar, bell. Hisp.
13,3) nennen den Absender, in Alesia etwa den
Namen des T. Labienus; die meisten Schleuderbleie sind aber unbeschriftet. Welche Bogenschützen die zahlreichen Pfeilspitzen mit einem Widerhaken verwendeten, ist nicht klar. Man findet sie
aber in Gallien vor allem in Kontexten des gallischen Krieges, vereinzelt vielleicht schon früher;
danach kommen nur noch seltene Beispiele aus
frühaugusteischer Zeit hinzu, darunter zwei Exemplare aus Dangstetten (Abb. 18).23
23
Ausführlich POUX 2008, 360ff.; für den Ostalpenraum sei
an zwei spätrepublikanische Exemplare vom Grad bei Šmihel
erinnert: HORVAT 1997, Abb. 8, 20, 21. – DESCHLER-ERB ET AL.
2008, 266. Bei den ebd. abgebildeten Pfeilspitzen mit einseitigem Widerhaken aus Vindonissa handelt es sich mit einer
Ausnahme aus dem Schutthügel um Altfunde ohne genauere
Herkunftsangabe. In Vindonissa befand sich jedoch auch ein
spätkeltisches Oppidum, vgl. PAULI-GABI 2007.
34
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 7 a Waffen und andere Funde aus datierten Fundensembles von der Iberischen Halbinsel aus der Zeit vor 70 v. Chr.:
Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo.
Aufschlussreich sind die materiellen Reste der Kleidung, die viele römische Soldaten getragen haben,
insbesondere die variantenreichen frühen Scharnierfibeln mit geschmiedetem, bandförmigem Bügel
(Scharnierbogenfibel bzw. „Typ Alesia“, Abb. 8).24
Fibeln mit dieser zweiteiligen Konstruktion sind
m.E. eine römische Erfindung der caesarischen Zeit.
Aufgrund morphologischer Elemente, insbesondere
der Fußbildung, ist sie im östlichen Oberitalien, dem
wichtigsten Rekrutierungsgebiet Caesars seit 58 v.
Chr. zu lokalisieren. Die Präsenz derartiger Scharnierfibeln in den Gräben und Lagern vor Alesia markiert ihr spätmöglichstes Aufkommen; sie fehlen im
römischen Lager von Caceres obwohl dort einige
(ober)italische Fibeln gefunden wurden. Kürzlich
haben Metallanalysen gezeigt, dass die meisten aus
Messing bestehen.25 Scharnierbogenfibeln halten
sich bis in die Zeit um 20 v. Chr. und machen danach
im ganzen römischen Reich rasch den äußerst zahlreichen, wohl im gleichen Gebiet entwickelten sog.
Aucissafibeln mit gegossenem Bügel Platz. Diese
Fibeln haben übrigens gerade in Oberitalien auch
Eingang in die Frauentracht gefunden, während die
älteren Scharnierbogenfibeln nur selten vom weiblichen Geschlecht getragen wurden.26
25
24
Vgl. etwa LUIK 1997; BUORA 2005; ISTENIČ 2005b; ISTENIČ /
ŠMIT 2007; BOŽIČ 2009, 108.
ISTENIČ / ŠMIT 2007.
Ein interessantes Beispiel aus dem dritten Viertel des
1. Jahrhunderts v. Chr. aus Sion VS: CURDY 2009, 134ff.
26
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
35
Abb. 7 b Waffen und andere Funde aus datierten Fundensembles von der Iberischen Halbinsel aus der Zeit vor 70 v. Chr.:
Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo.
Eine weitere Neuerung der caesarischen Zeit sind die
genagelten Schuhe.27 Wiederum fehlen sie in Caceres
und in den Zerstörungsschichten von Valencia,28
kommen aber in Alesia in großer Zahl vor. Die
Schuhnägel sind in ein Gesenk geschmiedet und tragen auf der Unterseite ein Muster aus verschiedenen
Halbkügelchen und Linien, die dazu dienten, dem
recht massiven Nagel einen gewissen Halt in der Soh-
le zu geben. Kennzeichnend für die frühen Schuhnägel ist ein großer Kopf von mehr als 1,5 cm bis über
2 cm Durchmesser (Abb. 9). Muster auf der Nagelunterseite finden sich bis weit in augusteische Zeit, doch
werden diese Nägel kleiner und leichter.29 Die frühen
großen und auch recht schweren Schuhnägel lösten
sich trotz der Muster recht leicht von den Sohlen.
27
Zu den spätrepublikanischen Schuhnägeln jetzt POUX 2008,
376ff.
28 Für Auskünfte danke ich A. Ribera i Lacomba, Valencia.
29
POUX 2008, 380, Abb. 56.
36
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 7 c Waffen und andere Funde aus datierten Fundensembles von der Iberischen Halbinsel aus der Zeit vor 70 v. Chr.:
Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo.
Waffen jener Zeit wurden bei neuen Grabungen im
südwestfranzösischen Oppidum von Uxellodunum
(Puy d’Issolud, Lot) gefunden (Abb. 10).30 Nach
ihrer Fundstelle müssen sie von der bei A. Hirtius
in Caesars bell. Gall. 8, 40ff. ausführlich beschriebenen Belagerung des Jahres 51 v. Chr. stammen.
Wiederum handelt es sich in erster Linie um Wurfgeschosse, darunter auch Katapultbolzen mit breitpyramidaler Spitze und Pfeilspitzen mit einem
Widerhaken. Einige große Schuhnägel des frühen
Typus fehlen nicht.
Im Süden der Iberischen Halbinsel zeugen zahlreiche Waffen und mit dem Namen des Pompeius-Sohnes GNAEI MAGNI (F) IMP beschriftete Schleuderbleie, die vor dem Oppidum Urso (Osuna) wie an
30
GIRAULT 2004.
anderen Orten der Baetica gefunden wurden, von
den Belagerungen und Kämpfen der Jahre 46/45 v.
Chr.31 Die Wurfwaffen von Osuna zeigen ein ähnliches Spektrum wie in Alesia; auf kurze, etwa 30 cm
messende Tüllenpila mit einseitiger Widerhakenspitze ist jedoch speziell hinzuweisen (Abb. 11).
Dreiflügelige Pfeilspitzen fehlen noch immer.32
Schleuderbleie mit dem Namen des PompeiusSohnes und weitere, die eine 13. Legion nennen –
beide Markierungen sind in der Gussform ange-
31
ENGEL / PARIS 1906, 443ff., zu den Pila mit einem Widerhaken ebd. Taf. 35. – Ein Vergleich von Waffen aus Osuna
mit Alesia bei SIEVERS 1997. Ähnliche Waffen kamen im Oppidum La Cloche nördlich von Marseille zu Tage, das laut
schriftlichen Quellen 49 v. Chr. zerstört wurde: M. FEUGÈRE,
in: CHABOT 2004.
32 Für weitere Auskunft danke ich S. Sievers, Frankfurt.
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
37
Abb. 8 Alesia. Auswahl von Wurfwaffen, Fibeln und Schuhnägeln aus den caesarischen Belagerungswerken des Jahres 52 v. Chr.
bracht – kamen durch Detektorengänger in großer
Zahl auf einem Hügel mit einheimischer Siedlung
bei Sevilla zutage, wahrscheinlich das Munda der
Quellen. Weitere dort entdeckte Schleuderbleie
sind erstmals mit einem Stempel markiert; man
liest DD (Abb. 11). Diese nicht bei regulären Grabungen entdeckten Funde dürften ebenfalls den
Jahren 46/45 v. Chr. zuzuweisen sein, auch wenn
nicht ausgeschlossen ist, dass sich unter den Detektorenfunden Zeugen eventuell früherer Auseinandersetzungen befinden.33 Gezielte Grabungen an topo33 PINA POLO / ZANIER 2006 mit weiteren (in der Gussform) markierten Beispielen, z.B. aus Mutina (43 v. Chr.), Perusa (42/41 v.
graphisch wichtigen Stellen des Fundorts könnten
weitere Aufschlüsse geben.
Andagoste
In den kantabrischen Bergen Nordspaniens wurden
in einer Höhensiedlung nahe Andagoste bei neuen
Chr.); ferner PINA POLO / ZANIER 2009. – GRÜNEWALD / R ICHTER
2009 postulieren für die mit L XIII bezeichneten Schleuderbleie
eine Legion des ausgehenden 3. Jahrhunderts v. Chr. und damit
die frühesten glandes inscriptae. Aus vorcaesarischer Zeit sind
jedoch bisher keine mit Legionsnamen bezeichneten Schleuderbleie bekannt (vgl. auch hier Abb. 24). Ob die mit A bezeichneten
Bleie älter sind, könnten nur Grabungen beweisen.
38
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 9 a Durchmesser römischer Schuhnägel aus datierten
Fundensembles des 1. Jahrhunderts v. Chr. Die durchgezogene
horizontale Linie verdeutlicht die reduzierten Durchmesser
(unter 1,5 cm) seit dem Horizont „Dangstetten“.
Abb. 9 b Römische Schuhnägel aus der Zeit von Alesia bis Dangstetten. Unten die beiden größten (Dm. 1,4 cm) von über 100
Exemplaren aus dem Lager Dangstetten (Grube 31).
Grabungen Zeugen eines römischen Angriffs freigelegt (Abb. 12). Auch hier fanden sich die bereits
bekannten Geschosse; die eiserne dreiflügelige Pfeilspitze weist jedoch auf neue Techniken und vielleicht
andere Herkunft der Bogenschützen hin.34 Dazu
kommt spätrepublikanisches Kleiderzubehör. Unter
mehr als 30 Münzen geben ein römischer Denar und
fünf spätrepublikanische Aesprägungen von 46/45 v.
Chr. einen guten t.p.q.; zwei hispanische Prägungen
datiert man bisher in die Jahre 44/40 v. Chr.. Da alle
Funde bei regulären Grabungen im gleichen Horizont zutage kamen, kann man hier von einem einzigen Ereignis ausgehen. Feldzüge gegen die Kantabrer sind schriftlich vom Jahr 29 v. Chr. an überliefert,
doch ist an Triumphe über Hispanien bereits in den
Jahren 36-33 v. Chr. zu erinnern.35 Aufgrund einer
Neudatierung der hispanischen Münzen käme sogar
der Bürgerkrieg in Betracht, doch müssen Schleuderbleie und Schuhnägel im gleichen Grabungssek-
tor nicht unbedingt für eine römisch-römische Auseinandersetzung sprechen.36
Grad bei Reka
Bisher nicht bei einer systematischen Grabung,
sondern durch Detektorengänger gemachte Funde
führen in die Ostalpen, zum Grad („Burg“) bei
Reka im Tal der Idrijca in Slowenien (Abb. 13),37
nur etwa 30 km östlich der alten Grenze zu Italien.
Es handelt sich um einen abfallenden Felssporn
oberhalb einer Talstraße, nahe einer Siedlung, die
aufgrund eines Gräberfeldes in der Umgebung zu
postulieren ist.38 Die beim Grad an mehreren Stellen aufgesammelten Funde ergaben ähnliche römische Waffen wie in Alesia und Osuna und als
Trachtbestandteile Scharnierbogenfibeln sowie große Schuhnägel. Weiter kommt dazu eine Reihe von
dreiflügeligen, teils schlanken, teils mit Widerhaken
versehenen Pfeilspitzen. Auffallend sind die beiden
kurzen Zungenpila mit einseitigem Widerhaken.
34
Zu den dreiflügeligen Pfeilspitzen: ZANIER 1988. Für Numantia (ebd. 6) ist eine Datierung ausschliesslich um 133 v.
Chr. wegen der nicht wenigen jüngeren Funde aus den verschiedenen Lagern problematisch; dazu inzwischen auch LUIK
2002, 172.
35 Ausführlich A. MORILLO CERDAN in diesem Band; vgl. auch
M ARTÍNEZ VELASCO 2009.
36
So M ARTÍNEZ VELASCO 2009, bes. 367-370.
Zuletzt ISTENIČ 2005a. Für Auskünfte zur Lage und Topographie der Fundstelle danke ich J. Istenič und M. Šašel Kos,
Ljubliana.
38 Zum Gräberfeld: GUŠTIN 1991, 25f.
37
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
39
Schaft, kamen bei den Walenseetürmen am Alpennordrand zu Tage (unten Abb. 20).
Auf spätere Begehungen oder Ereignisse am Grad
weisen – zusammen mit Münzen – kaiserzeitliche
Fibeln und kleinere Schuhnägel hin.
Abb. 10 Uxellodunum (Puy d’Issolud, Lot). Wurfwaffen und
ein Schuhnagel von der römischen Belagerung des Jahres
51 v. Chr. M. 1:3 und 1:6 (große Spitze), Schuhnagel ohne M.
Von der Fundstelle Grad bei Reka insgesamt stammen
demnach Funde verschiedener Zeiten; die Konzentration von Waffen und Kleiderzubehör spätrepublikanischer Zeit ist aber überaus deutlich. Dies spiegelt sich
auch in den Münzen, die im Bereich der aufgesammelten Funde und in deren Nähe entdeckt wurden (kleiner
Hort von acht Denaren mit t.p.q. 47/46 v. Chr.).40 Während DRAGAN BOŽIČ vor einigen Jahren an einen
Zusammenhang mit dem Alpenfeldzug des Jahres 15
v. Chr. dachte,41 ermöglichten es seither Neufunde
JANKA ISTENIČ die meisten Funde als spätrepublikani-
Abb. 11 Einige Wurfwaffen und Schleuderbleie aus Osuna und Munda, Zeugen des römischen Bürgerkriegs in den Jahren
46/45 v. Chr. im südlichen Spanien. M. 1:3 und 1:6 (Fotos ohne M.).
Die Form der oval-flachgehämmerten Zunge findet
sich ähnlich an kurzen Pila mit zwei Widerhakenenden vom Grad bei Šmihel und in Telamon im 2. bis
frühen 1. Jahrhundert v. Chr.;39 ein einzelner Widerhaken ist jedoch bei diesen älteren Formen nicht
üblich. Kurze Exemplare mit einem Widerhaken aus
der Zeit des Bürgerkriegs wurden in Osuna gefunden; jene Waffen waren mit einer Tülle am Schaft
befestigt (Abb. 11). Einseitige Widerhaken mit ovalflachgehämmerter Zunge, jedoch an recht langem
39
HORVAT 1997, 107; CONOLLY 1997, 43.
sche Militaria zu bestimmen.42 Auf dem Grad bei
Reka sind Zeugen römischer Kämpfe gegen einheimische Bewohner der Alpentäler nachgewiesen, mit
40
Zu den Münzen ISTENIČ 2005a, 83 (vom Grad: 4 vollständige
Republik-Asse des 2./1. Jahrhunderts; ein „mäßig abgenutzter“ Denar von 56 v. Chr. gibt den t.p.q.; auf eine frühkaiserzeitliche Begehung deuten wohl ein halbierter republikanischer
As sowie sicher eine frühe kräftig profilierte Fibel, später folgen
je eine Prägung von Vespasian und Hadrian). – Die jüngsten
Münzen des in der Nähe gefundenen Denarhorts sind wenig abgenützt. Für die Vermittlung von Fotos danke ich J. Istenič sehr.
41 BOŽIČ 1999.
42 ISTENIČ 2005a.
40
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 12 Andagoste (Cuartango, Alava) in den kantabrischen Bergen: Zeugen eines römischen Angriffs aus den dreißiger
Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr.? M. 1:3.
Abb. 13 Grad bei Reka (Slowenien). Lesefunde von Waffen, Fibeln und Schuhnägeln, größtenteils wahrscheinlich Überreste
eines für 35 v. Chr. überlieferten Feldzugs von Octavian gegen die Iapyden. M. 1:3 und 1:6.
einem archäologisch sicher bestimmbaren chronologischen Schwerpunkt um 40-20 v. Chr. Einige jüngere
Funde können spätere Auseinandersetzungen bezeugen. Die spätrepublikanischen Funde setzt MARIETA
ŠAŠEL KOS konkret in Zusammenhang mit dem Iapyden-Feldzug Octavians im Jahr 35 v. Chr.43
43
ŠAŠEL KOS 2005; ISTENIČ 2005a, 84.
Col des Etroits im Waadtländer Jura
Bei systematischen Prospektionen am Col des Etroits
(1080 m ü.M.), an einer wichtigen Straßenverbindung vom helvetischen ins sequanische Gebiet, wurden kürzlich (mittels Detektoren und Sondierungen)
spätrepublikanische Ausrüstungselemente – u.a.
Fibeln und große Schuhnägel – gefunden. Dazu kommen wenige Waffen, die allerdings zeitlich schwie-
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
41
Abb. 14 Col des Etroits, Passage d’Entre Roches (Ste Croix VD). Wurfwaffen, Zeltheringe,
Fibeln und Schuhnägel: Funde bei Prospektionen auf der Strassentrassee. M. Schuhnägel 1:3;
übrige Funde ohne M.
rig einzugrenzen sind (Abb. 14) 44 Römisches Militär
auf dem Marsch und vielleicht auch Kämpfe im gleichen Zeithorizont wie in Andagoste und auf dem
Grad bei Reka sind aber zu postulieren.45
Septimerpass und -straße
Eine Reihe von Militaria, Ausrüstungsgegenständen und Münzen kam seit 2002 an mehreren Stellen
zwischen dem Septimerpass (2311 m ü.M.) und Tiefencastel im Bereich der Gemeinden Bivio und
Riom in Graubünden zuerst mit Metalldetektoren,
dann auch bei Sondierungen und neuerdings bei
Grabungen zu Tage (Abb. 15). JÜRG R AGETH hat in
mehreren Artikeln einen guten Teil der Objekte
bekannt gemacht und als Zeugen des Alpenfeldzugs
von 15 v. Chr. bezeichnet.46 Zusammen mit WERNER
ZANIER, der sich mehrfach mit Waffenfunden im
Alpenraum und mit der Geschichte der Alpenfeldzüge befasste,47 führte er nördlich des Septimerpasses Grabungen auf einem befestigten Platz oberhalb
der Passstrasse durch, die zur Zeit aufgearbeitet
werden.48 Die bisher publizierten Funde umfassen
44
Jahrb. Arch. Schweiz 92, 2009, 310-312 (M. DEMIERRE).
Man denke unter anderem an die Flucht des D. Brutus im
Jahr 43, vgl. VAN BERCHEM 1982.
46 Zuletzt R AGETH 2010; R AGETH / ZANIER 2009. – Ausserdem
FREI-STOLBA 2003 (Kommentar zu den Ereignissen 16/15 v. Chr.
und zu den Legionen, die auf den Schleuderbleien erscheinen).
47 Zuletzt ZANIER 2006 mit ausführlichem Literaturkommentar; DERS. 2009b.
48 Für Informationen zu dieser Fundstelle danke ich den bei45
nicht nur ein bemerkenswertes Spektrum römischer
und einheimischer Waffen, sondern auch Pioniergeräte von der Dolabra bis zu Zeltheringen. Unter den
wenigen Fibeln befindet sich die Variante einer
Scharnierbogenfibel. Dazu kommen etliche grosse
Schuhnägel von über 1,7 cm Durchmesser sowie
einige kleinere Exemplare.
Für die Geschichte der römischen Alpenfeldzüge
ist eine Reihe von Schleuderbleien mit Marken der
10., der 12. und der 3. Legion von besonderem Interesse (Abb. 15). Während die Marken der 10. Legion
wie die meisten der bisher gezeigten, trotz ihrer zierlichen Buchstaben, in der Gussform angebracht wurden (Detail Abb. 15),49 hat man die übrigen gestempelt, wie zuvor erst eine kleine Serie von Munda
(Abb. 11). Die Schleuderbleie der 12. Legion sind auf
der einen Seite mit einem stilisierten Blitzbündel
markiert, bezeichnen sie also als fulminata, ein Beiname, der nach den Untersuchungen von LAWRENCE
K EPPIE spätestens um 30 v. Chr. bezeugt ist.50 Angesichts der wenigen präzisen Angaben über Truppen
den Kollegen sehr. Im Juni 2009 hatte ich Gelegenheit, mit
J. Rageth die in Chur befindlichen restaurierten Funde anzusehen; vgl. vorerst R AGETH 2010.
49 R AGETH 2003 und ZANIER 2009b denken, dass alle Markierungen gestempelt sind, doch zeigen nach Autopsie allein die
Marken der 12. und 3. Legion die charakteristischen Spuren
des Einschlagens. Die Markierungen der 10. Legion weisen die
typischen gewölbten Hastae auf, die durch das Anbringen in
der Gussform entstehen.
50 K EPPIE 1998, 209f. – Eine Besitzernotiz auf dem Septimer:
R AGETH 2010, Abb. 8.
42
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 15 a Septimerpass und Strasse vom Septimerpass durch
den Oberhalbstein (Crap Ses-Schlucht), Gemeinden Bivio
und Riom GR. Ansicht der Befestigung und Auswahl charakteristischer Funde. L. der großen Lanzenspitze 32 cm.
M. Zeichnungen 1:3.
Abb. 15 b
Abb. 15 c
und Truppenteile in jener Zeit ist die Tatsache bemerkenswert, dass sowohl Teile der 12. Legion – man
denke an Octodurus im Jahr 57 v.Chr. – als auch der
10. Legion in caesarischer Zeit im zentralen Alpenraum und in der Narbonensis belegt sind (Abb. 16).51
Waffen der einheimischen Bevölkerung befinden
sich ebenfalls unter den Funden am Septimerpass,
insbesondere zwei der vom zentralen bis in den östlichen Alpenraum charakteristischen sog. Hellebardenäxte (Abb. 15),52 die seit dem späten 2. / frühen
51
mit Truppen marschierte. – Ein spätrepublikanisches Schleuderblei mit Inschrift der 10. Legion aus der Gegend von Béziers
in der Narbonensis publizierte FEUGÈRE 2008 (hier Abb. 16).
52 NOTHDURFTER 1979 mit Verbreitungskarte Abb. 19; ZANIER
2006, 232, Abb. 59.
TARPIN 2002, 260 (Tabelle). Vgl. auch FREI-STOLBA 2003,
72f. Vorläufig bleibt dies eine Feststellung; die 3. Legion war
bisher im Westen noch gar nicht belegt. – Die drei Legionen
gehörten vor 31 v. Chr. (größtenteils?) zum Heer des M. Anton
(K EPPIE 2000, 75), der in den späten 40er Jahren auch im Westen
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
43
Abb. 16 Schleuderblei spätrepublikanischer Zeit mit „Absender“ einer Zenturie der 10. Legion, gefunden nahe Béziers
in der Gallia Narbonensis, L. 3,25 cm; Gewicht 44,4 g.
Abb. 17 Septimerpass. Aus Brand- und Ascheschichten unter
dem mittelalterlichen Hospiz: Denar des L. Hostilius Saserna,
46/45 v. Chr. Gew. 3,65 g. Dm. 1,9 cm.
1. Jahrhundert v. Chr. bis in spätaugusteisch / tiberische Zeit nachzuweisen sind und die Horaz in seinem
Lobgedicht über den Sommerfeldzug des Jahres
15 v. Chr. poetisch als Amazonenäxte den Vindelikern zuweist. Die beiden Exemplare von Septimerpass und -straße entsprechen übrigens einer typologisch älteren, eher gestreckten sowie einer späten,
geschweiften Entwicklungsform.53
bis frührömische Keramik alpiner Art sowie einige
Fragmente von importierten Acobechern.56
Zu den beiden Runggeln (davon eine mit einem Fabrikantenstempel), gertelartigen Mehrzweckgeräten aus dem Lebensbereich der zentral- und ostalpinen Männer, lassen sich zahlreiche Parallelen aus
der Spätlatènezeit am südlichen Alpenrand und in
den östlichen Alpentälern nennen sowie wahrscheinlich ein Exemplar noch in augusteischer Zeit
aus Dangstetten.54 Ob sie von römischen Hilfstruppen oder Einheimischen verwendet wurden, lässt
sich ebenso wenig sagen wie für das Spätlatèneschwert oder die lange, schlanke Lanzenspitze, die
am Septimer ebenfalls zu Tage kamen.
Erwähnenswert ist außerdem ein in jenen Ablagerungen unter dem Hospiz gefundener, wenig abgenutzter Denar des Jahres 46/45 v. Chr. (Abb. 17).57
Spätrepublikanische Silbermünzen zirkulierten
zwar noch bis zur Abwertung des Denars unter
Kaiser Nero; gut erhaltene Stücke dürfen jedoch –
gerade im Alpenraum mit seiner Nähe zum (ober)
italischen Münzumlauf – nicht e silentio dem frühkaiserzeitlichen Horizont zugerechnet werden.
Im Bereich des mittelalterlichen Pass-Hospizes kam
in den 1930er Jahren unter und teils gestört von
mittelalterlichen Mauern eine „schwarze Brandschicht“ bzw. an anderer Stelle „dunkler Ascheschutt mit römischen Scherben“ zu Tage. Es handelt
sich, soweit publiziert, um etwas späteisenzeitliche
Militaria und die Münzen zeigen, dass nicht nur die
verschiedenen Trassees der Passstrasse durch den
Oberhalbstein, sondern auch die von J. R AGETH und
W. ZANIER entdeckte befestigte Anlage oberhalb der
Strasse beim Septimerpass selbst über längere Zeit
begangen und aufgesucht wurden. Die Münzreihe
ergab nebst einem kleinen Depot mit keltischen
Potinmünzen des Zürcher Typs aus der Zeit um
100 v. Chr. eine Reihe spätrepublikanischer und kaiserzeitlicher Prägungen vom 1. Jahrhundert vor bis
zum 1. Jahrhundert nach Christi Geburt (bisher
jüngste Prägungen aus dem 2. Jahrzehnt n. Chr.).58
Auch unter den Schuhnägeln registriert man neben
den charakteristischen grossen Exemplaren mehrere kleinere Stücke (Abb. 15). In viel spätere Zeit
gehört schließlich das Fragment einer frühmittelalterlichen Knaufhammeraxt.59 Aber wie beim Grad
oberhalb Reka fällt die Konzentration spätrepublikanischer sowie frühkaiserzeitlicher Funde auf. Insgesamt stammen, wie vom Grad bei Reka, Waffen
und Ausrüstungsgegenstände von einem oder mehreren Ereignissen in den Jahrzehnten zwischen
40-20 v. Chr. Weitere Funde werden sich dem
Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. zuweisen lassen.
53
56
Unter den weiteren Gerätschaften ist auf ein 270 g
(zehn Unzen) schweres Bleigewicht in Form einer
Amphore hinzuweisen. Parallelen dazu kennt man aus
spätrepublikanischen Fundzusammenhängen, u.a. aus
dem Schiffswrack von der Madrague de Giens um
70/60 v. Chr.55 Das Gewicht belegt, dass auch Leute
mit Schnellwaagen aus dem Mittelmeerraum – vielleicht Händler – über den Septimer unterwegs waren.
Ein frühes Exemplar z.B. in Ornavasso-San Bernardo Grab
161 (um 100 v. Chr.), ein spätes, stark geschweiftes in Ornavasso-Persona Grab 69 (um 20 n. Chr.): GRAUE 1972, Taf. 37,68;
zur Chronologie der Gräberfelder von Ornavasso MARTIN-K ILCHER 1998; RGA 2 s.v. Ornavasso.
54 NOTHDURFTER 1979, Taf. 18; zu Dangstetten: vgl. FINGERLIN
1998, Grube 1109.
55 TCHERNIA ET AL. 1978, 73f., Taf. 25, 4 (Form mit flachem
Boden; Gewicht ca. 1 römisches Pfund). Das Exemplar vom
Septimer wurde sekundär verkleinert!
WIEDEMER 1966, 169f. (mit Bezug auf den Grabungsbericht
von H. CONRAD im Bündner Monatsblatt 1938).
57 WIEDEMER 1966, 168. Dank an J. Rageth für die Vermittlung
der Fotos.
58 Bulletin Inv. Fundmünzen Schweiz 16, 2009, 39-40; ZANIER
2009b, 94; R AGETH 2010.
59 Vgl. BÖHME 1993 (abgebildet z.B. bei R AGETH 2003, Abb.
39,2). Der recht unsorgfältig gearbeitete, dornbewehrte Ring
bei R AGETH 2010, Abb. 1, 29 kann als eine Art Morgenstern
(nachrömischer Zeit?) bezeichnet werden.
44
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 18 Dangstetten. Teile charakteristischer Wurfwaffen sowie Pfeilspitzen aus dem augusteischen Militärlager.
Die Pfeilspitzen der untersten Reihe stammen aus Grube 439 C.
Dangstetten und Oberaden
Es bietet sich an, entsprechende Waffen aus dem
etwa 15 ha großen Lager Dangstetten60 (Abb. 18),
das in augusteischer Zeit sozusagen am Nordrand
des Alpenvorlandes und unmittelbar bei einer Brückenstelle gegenüber von Zurzach / Tenedo61 rechts
des Rheins errichtet wurde, in den Vergleich einzubeziehen. Es umfasst den bisher größten militärischen Fundkomplex grosso modo des 2. Jahrzehnts
v. Chr.62 Angelegt wurde der Stützpunkt zur Sicherung früher, auch in spätkeltischer Zeit wichtiger,
rechtsrheinischer Straßenverbindungen und zur
Sicherung des Wasserwegs auf dem Rhein.63 Von
Vindonissa aus bestand bei Tenedo die einfachste
Möglichkeit an und über den Rhein zu gelangen.
60
FINGERLIN 1986; DERS. 1998.
H ÄNGGI ET AL. 1994.
62 Zur Diskussion um die Anfangsdatierung „15 v. Chr.“ aufgrund der Verbindung mit dem schriftlich überlieferten Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. (FINGERLIN 2006a, 12f.; FISCHER
2005) oder einige Jahre früher, „um / nach 20 v. Chr.“, aufgrund
der antiquarischen Analyse vor allem der Sigillaten und ihrer
Stempel (ROTH-RUBI 2006, 103) ist festzuhalten, dass in Dangstetten aufs Jahr genau datierte Funde nicht vorhanden sind.
63 Zu den Straßen FINGERLIN 2006b.
61
Aufgrund der zahlreichen Funde, insbesondere der
von K ATRIN ROTH-RUBI 2006 bearbeiteten Feinkeramik, aber auch der Fibeln ist festzustellen, dass
Dangstetten relativchronologisch klar vor dem
11-8/7 v. Chr. dendrodatierten Oberaden64 beginnt
(wobei man sich, mit Ausnahme der Sigillatastempel, für die Keramik bis heute weitgehend auf die
Untersuchungen Loeschckes von 1942 stützen
muss). Die Funde aus den Gruben in Dangstetten
erreichen aber nicht den Horizont der Jahrzehnte
40-20 v. Chr., der beispielsweise in Lyon, auf dem
Titelberg und neuerdings wieder auf dem Petrisberg bei Trier (ab 30 v. Chr. während kurzer Zeit,
dendrodatiert) zu fassen ist. 65 Ein Beginn von
Dangstetten um 20 v. Chr. ist angesichts aktueller
Vergleichsensembles aus Gallien realistisch. Als
chronologisch relevante Elemente können nicht nur
Formen und Stempel der italischen Sigillata herangezogen werden, sondern auch Formen und Dekorationen der Dünnwandkeramik sowie die Fibeln;
weder die Münzen noch die soeben publizierten
64
KÜHLBORN 1992.
Lyon: DESBAT 2005 und in Vorb. – Titelberg: METZLER / GAENG 2009, 519-528; M ETZLER ET AL., in Vorb. – Trier-Petrisberg:
vorerst LÖHR 2004; LÖHR / TRUNK 2008.
65
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
Amphoren widersprechen einem Beginn um 20
v. Chr.66 Was die Fibeln betrifft, bietet der überaus
reiche Bestand aus der um 10 v. Chr. planmässig
wieder gegründeten Colonia Raurica (Augst / Kaiseraugst)67 eine gute Kontrollmöglichkeit: Hier fanden sich gerade noch zwei Spätformen von Scharnierbogenfibeln (Typ Alesia), jedoch zahlreiche
Aucissafibeln.68
Im Gegensatz zu den meisten der bisher gezeigten
Ensembles und Funden handelt es sich in Dangstetten – soweit bekannt – nicht um Reste von Kämpfen und expeditiones, sondern um Siedlungsabfall
aus Gruben und selten vielleicht auch um Materialdepots.
Dreiflügelige Pfeilspitzen sind in ähnlicher Art
wie in Andagoste und vom Grad bei Reka vertreten; hinzu kommt aber auch eine neue, rundliche
Form (Abb. 18). Nur zwei Pfeilspitzen besitzen
dagegen einen (offenbar schlecht erhaltenen) Widerhaken, wie solche deutlich ausgeprägt vor
allem in den gallischen Fundensembles der caesarischen Zeit regelmäßig vorkommen (vgl. Abb. 8;
10). Die Katapultbolzen sind schlank oder besitzen wenig abgesetzte Spitzen; die pyramidalen
Formen wie etwa in Alesia oder vom Grad bei
Reka (Abb. 8; 13) fehlen. Schleuderbleie wurden
keine gefunden.
Anders als bisher sind die Pila am Holz geschäftet:
Es überwiegt eine neue Form mit massiven rechteckigen Zwingen pyramidaler Form (Abb. 18). Diese Zwingen unterscheiden sich deutlich von älteren, meist runden, seltener quadratischen einfachen
Eisenbändern aus Alesia, von denen einige noch
an langen, spießartigen Waffen gefunden wurden
(Abb. 8).69
Unter den Kleidungsbestandteilen sind in Dangstetten weiterhin Fibeln des Typs Alesia vorhanden, mehrheitlich in Spätformen. Sie machen aber
im Vergleich mit den Aucissafibeln nur noch knapp
15% der Scharnierfibeln aus. Von über 100 Schuh66
Dünnwandkeramik: ROTH-RUBI 2006, 52ff.; DESBAT, in
Vorb. – Fibeln: FINGERLIN 1986; DERS. 1998. Einige Fibeltypen
zusammengestellt bei STÖCKLI 2010. – Münzen: STÖCKLI 2010,
108f. – Amphoren: EHMIG 2010 (der Band erschien nach Abschluss dieses Beitrags).
67 Nachdem an diesem Platz bereits einige Jahre zuvor römische (vom Militär unterstützte?) Aktivitäten zu beobachten
sind, wie z.B. eine Grube mit früher Keramik unter der Forumsstrasse (Grabungen 1967) illustriert. Man müsste diese
Spuren einmal zusammenstellen.
68 R IHA 1979, Nr. 598; DIES. 1994, Nr. 2237.
69 SIEVERS 1997, 273, Abb. 2.
45
nagelköpfen, die ich vor einigen Jahren dank des
Entgegenkommens des Ausgräbers Gerhard Fingerlin messen konnte, ist selbst unter den wenigen
ungereinigten Stücken keiner größer als 1,4 cm
(Abb. 9b).70
Unter den überlieferten historischen Daten, während derer Militär am Hochrhein aufmarschiert
sein kann, ist nebst der gängigen Verbindung mit
Augustus’ Anwesenheit in Gallien (16-13 v. Chr.)
an Agrippas zweite Statthalterschaft (19 v. Chr.) zu
erinnern; weitere, in den Quellen nicht explizit
überlieferte Ereignisse und strategische Überlegungen können zur Anlage des Militärstützpunkts am
Hochrhein um 20 v. Chr. geführt haben. Sicher aber
war Dangstetten um 16/15 v. Chr. besetzt.
Durch ein Etikett ist die dritte Kohorte der 19. Legion nachgewiesen, die bekanntlich in der Varusschlacht des Jahres 9 n. Chr. zu Grunde ging. Kürzlich hat H.-U. NUBER auf einem – sekundär überschriebenen – Etikett aus Dangstetten den Namen
des P. Quinctilius Varus als einen der Kommandanten der 19. Legion erkannt.71
Einige Elemente von Dangstetten lassen sich mit
dem später beginnenden Lager von Oberaden vergleichen. An Waffen ist von dort nicht viel publiziert; man registriert wiederum Pila mit pyramidaler Zwinge, vermehrt aber breitblattförmige
dreiflügelige Pfeilspitzen, zu denen beispielsweise – hier nicht gezeigt – Sammelfunde aus einer
Grube in Haltern72 oder aus einer spätaugusteischen Grube in Lyon passen.73 Unter den Scharnierfibeln liegen offenbar ausschließlich Aucissafibeln vor (Abb. 19).74
Drei Türme am Nordende des Walensees
Nicht unerwähnt dürfen hier drei Türme am Ausfluss des Walensee bleiben, die den Wasserweg über
Walen- und Zürichsee und die strategisch wichtige
Transversale von Oberitalien über den Septimerpass
via Zürich und Vindonissa nach Nordgallien sowie
ins Rheintal schützten (Abb. 2 und 20).
Die Errichtung dieser ältesten mit Mörtel gemauerten
Steinbauten im Gebiet nördlich der Zentralalpen wird
70
Vgl. auch oben Anm. 27.
NUBER 2008; DERS. 2009.
72 H ARNECKER 1997, Taf. 78f.
73 DESBAT / M AZA 2008. Die Zuweisung zu den Phasen und
Horizonten (nicht aber den Gruben) weist Unstimmigkeiten
auf; diese werden demnächst korrigiert (DESBAT, in Vorb.).
74 KÜHLBORN 1992, Taf. 33.
71
46
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 19 Oberaden. Wurfwaffen, Pfeilspitzen und einige Aucissafibeln aus dem augusteischen Militärlager
(dendrodatiert 11-8/7 v. Chr.).
in der Forschung unterschiedlich datiert: 1972 setzte
COLIN WELLS die Bauzeit in die Jahre um 25/ 20 v.
Chr., weil er eine Verbindung mit dem römischen
Militärstützpunkt auf dem Zürcher Lindenhof herstellte, den er aufgrund früher Sigillaten und anderer
Importe postulierte und in jene Jahre datierte; außerdem wies er auf die altertümlichen Formen der bei
den Türmen von Filzbach GL und auf dem Biberlikopf (Gem. Schänis SG) gefundenen Pila hin sowie
auf einen (gut erhaltenen) Legionsdenar des Jahres 31
v. Chr. aus dem Innern des Biberlikopf-Turms.75 Den
Grund für die Errichtung der Türme sah er im Schutz
vor rätischen Einfällen (Strabo 4, 206). Aufgrund der
Funde hielt er ihre Auflassung bald nach dem Sommerfeldzug von 15 v. Chr. als sicher.
schung nicht nur für eine (vorab mit Funden aus
Gruben begründete) militärische Anlage in Zürich,
sondern auch für die Walenseetürme verworfen
und ein alleiniger Zusammenhang mit den Alpenfeldzügen der Jahre 16/15 postuliert.77 K ATRIN
ROTH-RUBI näherte sich 2004 nach der Neuaufnahme eines großen Teils der Funde aus den Türmen
der Position von WELLS und setzte die Erbauung der
Türme zeitgleich mit dem von ihr vor allem aufgrund der Sigillaten definierten Beginn des Lagers
Dangstetten: „um / ab 20 v. Chr.“.78 Weitere Argumente brachten seither in Zürich der Nachweis
eines spätlatènezeitlichen Oppidums und um den
Lindenhof neue, frühe römische Kontexte mit entsprechenden Importen.79
Eine frühaugusteische Datierung76 wurde in der
Folge von der schweizer sowie der deutschen For-
Für die vorliegende Untersuchung habe ich die
Befunde und Funde aus dem am besten beurteilbaren Turm auf dem Biberlikopf nochmals durchgese-
75 WELLS 1972, 42, 53ff. – Der wenig abgenützte Denar abgebildet bei LAUR-BELART 1960b, 72, Abb. 80; ROTH-RUBI ET AL.
2004, 48, Abb. 17.
76 Die lange Regierungszeit des Augustus kann schematisch
unterteilt werden in: frühaugusteisch: 27-16 v. Chr.; mittelaugusteisch: 15-1 v. Chr.; spätaugusteisch: 1-14 n. Chr.
77
Z.B. FISCHER 2005.
ROTH-RUBI ET AL. 2004, 49.
79 BALMER 2005; DIES. 2009.
78
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
Abb. 20 a Walenseetürme. Pila aus Filzbach, Pilum und dreiflügelige Pfeilspitzen vom Biberlikopf; Beispiele früher
Keramik (italische Sigillata, Dünnwandkeramik sowie Amphore Dressel 1 und frühe Dressel 20) vom Biberlikopf;
Schuhnagel vgl. Abb. 9b.
b, c Die gemauerten Türme mit den gestuften Fundamenten am nördlichen Ende des Walensees (b) sind am besten
vergleichbar mit der frühen, archäologisch jedoch noch nicht datierten Stadtmauer von Como (c).
47
48
hen.80 Überreste einer Stratigraphie waren bei den
letzten Grabungen von 1960-1962 in den bereits seit
dem 19. Jahrhundert teilweise freigelegten und zerstörten Bauten nur im Falle des Biberlikopf an einigen Stellen außerhalb des Turms erhalten. Aus den
Profilen ergeben sich im ungestörten Bereich östlich
des Turms Hinweise auf wenigstens eine Kulturschicht und eine Brandschicht mit Funden. Weitere
Funde kamen in kleinen Schnitten zum Vorschein,
die man zur Lokalisierung der Hofmauer anlegte.
Ein Pilum mit einseitigem Widerhaken kam im
„Maurerabfall“, d.h. im Bereich der Bauschicht „hart
am Fuß der Südmauer“ zu Tage, wogegen sechs
dreiflügelige Pfeilspitzen nahe beieinander in einer
„Brandschicht“ auf einer Kulturschicht, ca. 2 m vor
der Ostmauer lagen (Abb. 20).81 Ob die Waffen relativchronologisch unterschiedlichen Ereignissen
zuzuweisen sind, lässt sich nicht sicher sagen, ist
aber gut möglich. Beim Turm von Filzbach fanden
sich zwei sehr ähnliche Pila (Abb. 20).82
Pila mit einseitigem Widerhaken sind bisher nur mit
einigen Waffen der Jahrzehnte unmittelbar nach
dem gallischen Krieg vergleichbar, worauf auch
V. SCHALTENBRAND OBRECHT und kürzlich E. DESCHLER-ERB ET AL. hinwiesen.83 Die Pfeilspitzen aus der
Brandschicht entsprechen den schlanken Formen
mit Widerhaken, wie mehrere auf dem Grad bei Reka,
vom Döttenbichl (s.u.) sowie einige aus Dangstetten
vorliegen (Abb. 13; 23; 18). Der einzige vollständige
Schuhnagel vom Biberlikopf-Turm misst 1,7 cm
(Abb. 9b), ein weiterer (fragmentierter) 1,5 cm.84
80 ROTH-RUBI ET AL. 2004, Abb. 3 und 7. Mein Dank geht an
M. Schindler, Kantonsarchäologe St. Gallen, für Hilfe und die
Möglichkeit, die Originalfunde ansehen zu können. – Die „besseren“ Funde – Sigillata, Feinkeramik, Metall – wurden bald
nach der Grabung größtenteils aussortiert, zwar mit Laufnummern versehen, doch ist die Konkordanz mitsamt dem Grabungstagebuch nicht mehr auffindbar (Auskunft M. Schindler).
Zurück in den originalen Fundsäcken und damit näher zuweisbar blieben vor allem Amphorenscherben. Angaben zur Stratigraphie sind auf den Fundsäcken notiert, dazu kommen glücklicherweise Angaben zu einigen Funden in den Vorberichten.
– M. Martin, der 1961 als Student an der Grabung teilnahm,
hielt einige Beobachtungen in eigenen Notizen, Profilen und
Skizzen fest, die wertvolle Ergänzungen liefern (eine Kopie ist
jetzt bei der Kantonsarchäologie St. Gallen deponiert).
81 LAUR-BELART 1962, 44ff. (Schnitt 7 und 8, Schicht 6). Die
Brandschicht wurde nur teilweise erfasst, durch die Grabungsgrenze geschnitten und dürfte sich nach Osten zur Hofmauer
hin fortsetzen (nähere Angaben M. Martin, wie Anm. 80).
82 LAUR-BELART 1960a, 9 Abb. 8.
83 V. SCHALTENBRAND OBRECHT, in: ROTH-RUBI ET AL. 2004,
43ff.; DESCHLER-ERB ET AL. 2008, 272.
84 Bisher unpubliziert; Grabung 1961, Schnitt 16, Kulturschicht FK 31. – V. SCHALTENBRAND OBRECHT, in: ROTH-RUBI ET
AL. 2004, 47 (B 96).
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Unter der Keramik aus den Türmen gibt es Elemente, die gut in den Horizont „Dangstetten-Oberaden“
passen, doch lassen sich für andere frühere Parallelen nennen, dies gilt besonders für die importierte
Sigillata und die Dünnwandkeramik.85
Die Amphoren86 unterstützen eine frühere Datierung: In Filzbach und auf dem Biberlikopf waren
systematisch kleingeschlagene Amphoren sekundär
in einer während der Entstehungs- oder Gebrauchszeit im Turm angelegten Zisterne verbaut worden.87
Die Zisternen wurden in moderner Zeit abgebrochen
und der Schutt aus dem Mauergeviert des Turms
nach außen verlagert. Die oberste, dunkle humose
Fundschicht vor allem auf der Ost- und Südseite
außerhalb des Biberlikopf-Turms mit sehr zahlreichen klein zerschlagenen Amphorenfragmenten –
viele davon mit Mörtelresten – , einigen Nägeln und
wenig anderer Keramik ist das Resultat jener Zerstörungen. Auch wenn es angesichts der starken
Fragmentierung unmöglich ist, Individuen zu rekonstruieren, lassen sich die als Stichprobe ausgezählten 550 Fragmente, die aufgrund von Mörtelresten und ihrer Position in den modernen Abbruchschichten der Zisterne zuweisbar sind, prozentual
folgenden Formengruppen zuordnen:
– Etwa 2% zu italischen Dressel 1 (sicher mehrere
Gefäße) und 8% zu Lamb. 2 / Dressel 6A (feiner
hellbräunlicher, jedoch kaum beiger Ton) von der
tyrrhenischen und adriatischen Küste Italiens.
– Mit etwa 62% überwiegen bei weitem Formen
aus dem Süden der Iberischen Halbinsel: Dressel 9, 10, 7, 12 (oft recht dickwandig), dazu kommen 6% Dressel 20 (sicher einmal mit breitovalem Henkel, dazu zwei Fragmente steiler Ränder; ein Beispiel in Abb. 20); nicht mehr als 2%
sind der Form Haltern 70 zuzuweisen (nur ein
Randfragment, die übrigen aufgrund dünner
85
ROTH-RUBI ET AL. 2004, 40ff. zur Sigillata. – Unter der importierten, hauptsächlich italischen Dünnwandkeramik aus
Filzbach und vom Biberlikopf sind von etwa 90 Fragmenten
nur 3% modelgeformt, aber 25% mit Dornen, Rippen sowie
wenige Stücke mit feinen senkrechten Rillen versehen; die übrigen sind glattwandig. Zu diesem recht frühen Spektrum vgl.
DESBAT, in Vorb.; SANCHEZ 2009, bes. Narbonne, Médiathèque,
Phasen 3 bis 5. – Reibschüsseln sind kaum vertreten (ROTHRUBI ET AL. 2004, B23 ist ein fragmentierter Amphorenrand).
86 Dank an G. Thierrin-Michael, Fribourg, für die makroskopische Begutachtung einiger Stücke vom Biberlikopf.
87 LAUR-BELART 1960a; 1962; M. SCHINDLER, in: ROTH-RUBI
ET AL. 2004. – Es fällt auf, dass unter 550 ausgezählten Amphorenscherben (was ca. 50% des Bestandes von wenigstens
2x4 cm Größe entspricht) fast nur Wandstücke vorliegen, Ränder, vor allem aber Füße und Henkel befinden sich darunter
kaum. Zur systematischen Triage und Zerkleinerung zwecks
Wiederverwendung bzw. Entsorgung vgl. S. M ARTIN-K ILCHER,
in: HAGENDORN ET AL. 2003, 353ff.
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
Wandscherben; möglicherweise handelt es sich
aber ebenfalls um Dressel 20).
– Bemerkenswert ist mit 15% der Anteil dickwandiger Fragmente früher tarraconensischer Fabrikate
(bräunlich-rot oder beige, etwas gemagert, mit nur
wenig Glimmer),88 von denen einige nach Schulterstücken zu schließen Dressel 1(B) angehören
dürften. Derartige Amphoren sind beispielsweise
in Goeblingen-Nospelt Grab A (um 40/30 v. Chr.)
bezeugt.89 Nur 1% bestehen aus dem „typischen“
orangeroten, stark gemagerten und glimmerhalten
Ton, wie er für viele Pascual 1 typisch ist.
– Importe aus Gallien sind mit 2% aus Marseille
vertreten (keine flachbodigen Gaul. 2),90 aber es
sind keine aus Lyon bzw. dem mittleren Rhonetal vorhanden.
Im Hofbereich des Biberlikopf-Turms kamen in
einer direkt auf dem Fels gelegenen Kulturschicht
geringe Reste von wenigstens zwei italischen Dressel 1 (ein fragmentierter Rand Dressel 1B in Abb. 20)
sowie Fragmente weiterer Amphoren zu Tage, die
dem Spektrum aus der Zisterne entsprechen. Stratigraphisch im Hofbereich nicht näher zuweisbar
sind einige größere Amphorenfragmente, wie sie
im üblichen Siedlungsabfall zu erwarten sind, darunter die Form Pascual 1 in den seit mittelaugusteischer Zeit typischen orangeroten Fabrikaten der
Tarraconensis.
Die Amphoren unterstreichen die frühe Fazies der
Importe, die hauptsächlich über das Rhonetal, Vindonissa und Zürich,91 vereinzelt vielleicht wie andere Waren und kleine Gegenstände über die Alpen
und Chur an den Walensee gebracht wurden. Vorausgesetzt, dass die Zisternen mit dem Bau der Türme eingebaut wurden, was wahrscheinlich ist, vermitteln diese Amphoren einen t.p.q. für die Bauzeit
um 30 v. Chr.
49
Bisher nie eingeordnet wurde die Bautechnik der
drei Türme92 mit dem auffällig abgetreppten Fundament (Abb. 20). Beispiele finden sich aber in
Norditalien: Die besten Parallelen bieten die sicher
frühen Stadtmauern der Koloniestädte Como sowie (mit Ziegelfundamenten) in Mailand. Auch der
Charakter der archäologisch bislang nicht genauer
datierten Mauer von Como ist sehr gut vergleichbar (Abb. 20c); es bleibt vorläufig allein ein vor
54 v. Chr. verfasstes Gedicht Catulls, in dem er die
moenia der Stadt erwähnt.93
Nach Ausweis der verschiedenen Fundgruppen wurden die Walenseetürme um 30 v. Chr. erbaut und bald
nach den Alpenfeldzügen von 16/15 v. Chr. aufgelassen.94 Dazu passt im Umland der Türme eine bislang
zwar kleine, für mittelaugusteische Anlagen aber
atypische Münzreihe mit Prägungen des 1. Jahrhunderts v. Chr.95 Die Bauten wurden zum Schutz der
Wasserstrasse und der wichtigen Fernstrasse er richtet, eventuell aufgrund von Einfällen von „Rätern“
(Strabo 4,206). Im Einsatz waren Bautrupps aus
Norditalien, vielleicht aus Como selbst, doch bestanden nach der Belieferung mit Amphoren zu schließen
auch Verbindungen in Richtung Zürich, Vindonissa
und Rhonetal. Die Besatzung selbst kann mehrfach
gewechselt haben, zudem bleibt offen, ob die Türme
während der ganzen Zeit besetzt waren.
Im Bereich zwischen Walensee und Alpenrheintal
wird auch die Grenze der helvetischen Civitas gelegen haben; die Türme müssen aber keine Grenzlinie markieren. Sie befinden sich primär im topographisch engsten und damit strategisch am besten
kontrollierbaren Bereich an der wichtigen Route
von den Alpentälern via Mittelland ins Rheintal
und nach Nordgallien (Abb. 2). Die Anlagen wurden während einer Phase errichtet, als diese Achse
92
ROTH-RUBI ET AL. 2004, 49.
LAUR-BELART 1962, 16 erwog aufgrund der gemörtelten Mauern südliches Know-how; M. MARTIN erwähnte die Stadtmauern
von Como. Vgl. dazu MIRABELLA ROBERTI 1990; neuere Grabungen im Bereich der Stadtmauer (NOBILE DE AGOSTINI 2005) erbrachten bisher leider keine datierbaren archäologischen Befunde zum Bau der Mauer (freundliche Mitteilung I. Nobile, Como).
Weitere Stadtmauern bei BONETTO 1998; zu Trento vgl. CIURLETTI/
CAVADA 2000, 287ff. – Zum Gedicht Catulls s. Anm. 11.
94 Eine systematische Prospektion der noch auswertbaren
Flächen um den Biberlikopf ist geplant und wird hoffentlich
weitere datierbare Funde und Münzen zu Tage bringen; entsprechende Untersuchungen konnten leider bis zum Abschluss
dieses Beitrags nicht realisiert werden.
95 B. ZÄCH, in: ROTH-RUBI ET AL. 2004, 47f. Dazu kommt jetzt
ein weiterer, sehr gut erhaltener Fund von 2009 aus Benken
SG: Lugdunum, As, 36 v. Chr. (?), Vs. IMP CAESAR · DIVI · F
· DIVI · [IVLI]; RPC I, S. 151, Nr. 515, 18,467 g (Bestimmung
J. Diaz Tabernero, IFS Bern).
93
88
Makroskopisch ähnlich sind Fabrikate der tarraconensischen Dressel 1B aus dem Schiff von Cap Béar 3: Zuletzt MARTIN-K ILCHER ET AL. 2009, 344ff. mit Lit.
89 Zu den tarraconensischen Dressel 1 vgl. MARTIN MENENDEZ
2008; MARTIN-KILCHER ET AL. 2009, 344f. mit weiteren Beispielen.
90 Der einzige Rand: ROTH-RUBI ET AL. 2004, Abb. Taf. 7, B36.
Ähnlich BERTUCCHI 1992, 135, Abb. 70; nach der am Original
etwas markanteren Profilierung sind auch Randformen von
Weinamphoren Tarraconense 1A aus dem drittem Viertel des
1. Jahrhunderts v. Chr. vergleichend heranzuziehen (MARTIN
MENENDEZ 2008, Fig. 5). Diese könnten in Marseille hergestellt
worden sein wie die Pascual 1 (vgl. das Beispiel aus Goeblingen,
Grab B [um 20 v. Chr.] bei M ARTIN-K ILCHER ET AL. 2009, 347f.).
91 Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Teil der gezielt als
Baumaterial verwendeten Amphoren als Leergebinde in einer
Schiffsladung von Zürich über den See zu den Türmen transportiert wurde, doch sammelten sich geleerte Amphoren rasch an.
50
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 21 Eschenz, Insel Werd. Waffen, Fibeln und Keramik, die aus der Zeit
des Alpenfeldzugs von 15 v. Chr. stammen könnten, aus Altgrabungen.
zwischen Südalpenraum und helvetischer Civitas
unter römischer Kontrolle stand, waren aber wahrscheinlich wiederholt umkämpft.
Eschenz Insel Werd
Aus unstratifizierten Altgrabungen im Bereich der
am Ausfluss des Bodensees gelegenen Insel Werd
stammt eine ganze Reihe frühkaiserzeitlicher Funde, darunter auch Waffen und Fibeln. Von 21 Münzen seit der späten Republik (meist halbiert) bis ins
2. Jahrhundert n. Chr. stammt immerhin fast die
Hälfte aus der Zeit vor und bis Augustus.96 Typologisch sind nicht nur unter der Keramik, sondern
auch unter den Waffen und Fibeln einige Stücke
dem Horizont „Dangstetten / Oberaden“ zuweisbar
(Abb. 21): Ein Pilum mit schmaler rechteckiger
Befestigungszunge findet vereinzelte Gegenstücke
an Rhein und Lippe.97
Nach diesen Funden könnte Tiberius im überlieferten Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr. sehr wohl
diese Insel am Westende des Bodensees als Stützpunkt im Kampf gegen die Vindeliker gewählt
haben (Strabo 7,1,5; Cassius Dio 54,22).98 An dem
strategisch günstigen und geschützten Ort standen
nach Aussage weiterer Militaria (z.B. frühkaiserzeitliche Cingulumbeschläge) auch später noch römische Soldaten, während Hinweise auf vor- und
frühaugusteisches Militär bisher fehlen.
Weitere Plätze im Alpenraum
Noch nicht vollständig zu überblicken sind mehrere Brandopferplätze und andere Fundstellen der
späten Eisen- und frühen Kaiserzeit im zentralen
Alpenraum. Neben Opfern von Tieren sowie deponierten Gerätschaften und Trachtbestandteilen
kamen an einigen dieser – während längerer Zeit
aufgesuchten – Opferplätze Waffen aus vor- und
96
BREM ET AL. 1987, 27. Dass kein Nemausus-As vorhanden
ist, mag auf dem Fehler der kleinen Zahl beruhen.
97 LUIK 2002, Abb. 47.
98 Zu den Quellen TARPIN
36ff.
ET AL.
2000, 123ff.; ZANIER 2006,
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
51
Abb. 22 Einige Wurfwaffen, Fibeln und Schuhnägel vom Brandopferplatz auf dem Döttenbichl bei Oberammergau.
(Fotos ohne M.).
frührömischer Zeit zu Tage. Einer der für unsere
Fragen interessanten, wenn auch noch nicht vollständig publizierten Plätze ist der Döttenbichl bei
Oberammergau, der nahe der Hauptroute von Italien zur Oberen Donau über den Reschenpass
liegt.99 Hier fallen Waffen auf, die sich typologisch
den Jahrzehnten nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zuordnen lassen (Abb. 22). Bemerkenswert sind drei Katapultpfeilspitzen, die
auf der einen Fläche den eingeschlagenen Stempel
der 19. Legion tragen. W. ZANIER setzte diese Waffen mit dem Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. in
Verbindung und sah einen Zusammenhang mit
dem Lager Dangstetten, wo Teile der 19. Legion
durch ein Etikett nachgewiesen sind.100 Die 19. Legion gehörte bekanntlich seit 41 v. Chr. zu Octavians Streitkräften, bevor sie ins augusteische Heer
eingegliedert wurde.101
einigen Exemplaren auf dem Grad bei Reka, beim
Walenseeturm auf dem Biberlikopf und in Dangstetten vertreten ist (Abb. 13; 18; 22). Bei den Katapultspitzen fallen deutlich profilierte Enden auf,
doch fehlen offenbar die charakteristischen breitpyramidalen Stücke wie etwa aus Alesia oder Uxellodunum (Abb. 8; 10). Andererseits findet sich bei
keinem der Beispiele aus Dangstetten eine ähnlich
markante Profilierung; besser vergleichbar sind
einige Spitzen aus neu entdeckten, noch nicht genauer datierten frühen Lagern bei Hedemünden am
Unterlauf der norddeutschen Werra.102
Auch am Döttenbichl stellt sich die Frage, ob die
Waffen näher datierbar und einem einzigen Ereignis zuzuweisen sind. Die publizierten dreiflügeligen Pfeilspitzen gehören zu einem Typ, wie er mit
Sowohl die dreiflügeligen Pfeilspitzen mit Widerhaken wie die Katapultbolzen vom Döttenbichl können Zeugen der Alpenfeldzüge von 16/15 v. Chr.
darstellen. Eine Pfeilspitze mit kräftigem einseitigen Widerhaken und eine blattförmige Pfeilspitze
mit zweiseitigen Widerhaken (Abb. 22) können
jedoch einige Jahrzehnte früher auf den Döttenbichl gekommen sein103 und die beiden bisher veröffentlichten Dolche später.104 Aufgrund der Münzreihe und weiterer Funde sind auf dem Döttenbichl
99
102
100
103
ZANIER 2009a mit Lit.; zu den Münzen ZIEGAUS 2004.
ZANIER 2009a; DERS. 2009b; NUBER 2008; DERS. 2009.
101 K EPPIE 1998, 202.
GROTE 2006.
Zur spätrepublikanischen Bewaffnung vgl. Anm. 16.
104 Abgebildet und kommentiert bei ZANIER 2000, 274f.
52
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 23 Beispiele für Militaria und Kleiderbestandteile des 1. Jahrhunderts v. Chr. vom Ochsenberg bei Wartau SG
im Alpenrheintal und aus dem Salzburger Hinterland. (Zeitstellung des Zeltherings von der Goldegg unklar).
Deponierungen noch im frühen 1. Jahrhundert
n. Chr. nachzuweisen.105
Zu diskutieren ist die Stempelung der dortigen Katapultpfeilspitzen. Dank der Feuerpatina ist die Erhaltung der Eisenobjekte vom Döttenbichl ausgezeichnet, im Gegensatz zu Stücken aus anderen Fundorten.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Markierung deshalb
schwierig zu bewerten. Man kann nur feststellen, dass
aus den augusteischen Lagern am Rhein oder auch
vom Schlachtfeld Kalkriese106 keine derartig gekennzeichneten Wurfwaffen publiziert sind. Die Markierung des „Absenders“ auf Wurfwaffen – bisher
Schleuderbleie – ist jedoch eine Mode der späten
105
106
Zu den Münzen: ZIEGAUS 2004, 56.
H ARNECKER / FRANZIUS 2008.
Republik, wobei allein mit dem Namen einer Legion
bezeichnete seit den späten 40er Jahren (Munda, vgl.
Abb. 11) belegt sind. Die Stempel auf den Eisenspitzen sind zwar etwas breiter als diejenigen der Schleuderbleie, doch handelt es sich um komplett unterschiedliche Trägerstoffe. Es ist möglich, dass die von
der 19. Legion gestempelten Spitzen auf dem Döttenbichl – zusammen mit anderen Waffen und Gegenständen – von kriegerischen Zusammenstössen in
vor- oder frühaugusteischer Zeit zeugen. Die Analyse
der übrigen Funde, auch der Münzen und Kleidungsreste (Fibeln, Schuhnägel) wird dazu weitere Aussagen erlauben. Nichts spricht dafür, die Waffenweihungen auf ein einziges Ereignis zu beschränken.
Waffen, Fibeln und andere Gegenstände der Jahrzehnte nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.
sind schließlich von weiteren Orten an Straßen und
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
Pässen im Alpenraum südlich von Innsbruck und
Salzburg bekannt, wenngleich bislang unvollständig publiziert (Abb. 23).107 Sie bezeugen aber auch
dort an einigen Stellen römische Militärfunde. Die
systematische Sichtung der Befunde und Funde –
die Münzen eingeschlossen – aus dem Alpenraum
sowie gezielte Prospektionen auf den verschiedenen Wegen und Übergängen werden mit Sicherheit
weiteres römisches Militär des 1. Jahrhunderts v. Chr.
nachweisen!
Die Eroberung des Alpenraums –
eine längere Geschichte
Die archäologischen Fundgruppen
und ihre Datierung
Die Tabelle Abb. 24 visualisiert die für eine Materialgliederung relevanten, vor allem römischen Waffen und Ausrüstungselemente des 1. Jahrhunderts v.
Chr. in relativchronologischer Ordnung. Es handelt
sich um sechs unterschiedliche Waffen: Schleuderbleie, Katapultspitzen, zwei verschiedene Arten von
Pila, zwei verschiedene Arten von Pfeilspitzen mit
jeweils unterschiedlichen formalen und typologischen Varianten. Dazu kommen zwei in gleicher
Art unterteilbare Elemente der römischen Militärkleidung, nämlich Fibeln des Mantels (sagum) und
Nägel der caligae. Die Gegenstände stammen aus
den oben vorgestellten sowie einigen weiteren,
möglichst gut datierbaren Fundkomplexen von der
Iberischen Halbinsel bis zu den Ostalpen.
107
Vom Alpenrheintal abgesehen (eine Auswahl an Fibeln
und Angaben zu einigen teils frühkaiserzeitlichen Waffenfunden aus verschiedenen Fundorten bei ZANIER 2006; zu WartauOchsenberg vgl. PRIMAS ET AL. 2001; PERNET / SIKIMIC 2007) sei
an das Heiligtum auf der Pillerhöhe südwestlich von Innsbruck
erinnert (M. TSCHURTSCHENTHALER / U. WEIN / in: WALDE 1998,
227-260, zu den Münzen D. FEIL, in: WALDE 1998, 261-284)
sowie an Fundorte aus den Tälern südlich von Salzburg aufmerksam gemacht: insbesondere auf Uttendorf-Steinbühel und
Goldegg-Passtelle, während die Funde aus Saalfelden-Biberg
eher auf eine einheimische Siedlung des 1. Jahrhunderts v. Chr.
hindeuten. Bemerkenswert ist aber eine dort gefundene frühe
Scharnierbogenfibel, vgl. Abb. 23 (Beiträge von P. HÖGLINGER
und F. MOOSLEITNER, in: HÜSSEN ET AL. 2004). – Weiter östlich
wäre unter anderem an die Station der Gurina bei Dellach zu
erinnern, die interessante Befunde und Funde auch aus dem
1. Jahrhundert v. Chr. aufweist (JABLONKA 2001; GAMPER 2007,
allerdings mit falschen chronologischen Vorstellungen, vgl.
dazu auch DOLENZ ET AL. 2007 und BOŽIČ 2009, 119ff.). – Nur
am Rand sei erwähnt, dass vom Großen St. Bernhard ebenfalls
einige Funde jener Zeit zuzuweisen sind: Alpis Poenina, Grand
St-Bernard. Seminaire 2008 (Aosta 2008) 286 Fig. 15, 1: Katapultspitze; 288 Fig. 17, 17: dreiflügelige Pfeilspitze schlanker
Form sowie 18.19: Katapultpfeilspitzen; unter den Fibeln z.B.
323 Fig. 5, 9: frühe gallische Fibel; 324 Fig. 6, 28: Scharnierbogenfibel; ebd. verschiedene Aucissafibeln.
53
Nach der Kombination der Typen und deren Charakteristika lassen sich die Waffen- und Ausrüstungsteile in vier sich zeitlich folgende Gruppen
A-D aufteilen. Absolutchronologisch umfassen sie
je 20 bis 30 Jahre. Dass man in Gruppe B über die
Verbindung mit besonders vielen historischen Daten verfügt, ist in erster Linie den mit Namen von
Feldherren „signierten“ Schleuderbleien, ihren Fundorten und den damit korrelierbaren erhaltenen Berichten über die Feldzüge Caesars und den Bürgerkrieg zu verdanken. Zugleich zeigt sich, dass ohne
Hilfe beschrifteter, mit schriftlichen Quellen sicher
korrelierbaren archäologischen Quellen oder – wie
im Fall von Oberaden – Dendrodaten keine präzisen Jahreszahlen anzugeben sind.
Ein hier nicht weiter ausgeführtes Thema betrifft
die Münzen: Im zentralen und östlichen Alpenraum
hat man im 1. Jahrhundert v. Chr. gutenteils mit
einem von Oberitalien geprägten Münzumlauf zu
rechnen, von regionalen Prägungen abgesehen. Gut
erhaltene spätrepublikanische Silber- sowie ungeteilte republikanische und übergangszeitliche Aesmünzen sind nicht selten und auch in mehreren in
Abb. 24 aufgeführten Kontexten vorhanden. Eine
neue, differenzierte Übersicht über die Fundmünzen – römische und keltische – des Alpenraums und
des nördlichen Alpenvorlands würde sich lohnen.108
Gruppe A: Um die Tabelle nicht allzu sehr zu belasten, wurden verschiedene charakteristische Elemente weggelassen, so die überlangen Zungenpila, die
gestreckten bandförmigen Schildbuckel und bestimmte Fibelformen (Abb. 7); sie sind in den Gruppen B
bis D nicht mehr belegt. Zu vermerken ist das Vorkommen von (jeweils unbeschrifteten) Schleuderbleien. Wie die Katapultspitzen aus Caminreal aussehen, ist leider nicht bekannt. Auch Negativbefunde
sind wichtig: weder Scharnierfibeln noch Schuhnägel sind vorhanden. Gruppe A mit Waffen aus den
ersten Jahrzehnten des 1. Jahrhunderts v. Chr. endet
um 70 v. Chr..
Gruppe B: Durch beschriftete Schleuderbleie, ihre
Fundorte und Korrelation mit schriftlich überlieferten Ereignissen ist Gruppe B dem (ausgehenden)
gallischen Krieg sowie dem Bürgerkrieg zuzuweisen und umfasst die Jahre zwischen 60-40 v. Chr.
(historische Daten: Alesia 52 v. Chr. bis Perusa 41
v. Chr.). Auch in dieser kondensierten Tabelle fallen
108
Die Karte bei WIEDEMER 1966, Abb. 1 spezifiziert die Nominale nicht. – Eine weitere Karte bei DEMETZ 1992, Abb. 1. –
Vgl. jetzt STÖCKLI 2010 (auch zu den Depotfunden von Bruggen
SG und Belpberg BE mit t.p.q. 42 v. Chr. und zur Erhaltung der
Münzen).
A
B
C
100-70
60-40
40-20
C/D
D
92 Caceres el Viejo / E
77 Valencia / E
80/72 Caminreal / E
54 Alesia / F
Uxellodunum / F
La Cloche (b. Marseille) / F
Osuna / E
Munda / E
Mutina / I
Perusa / I
Lyon, "Cybèle" Hor. 1+2
45 Andagoste / E
56/46 Grad bei Reka / Sl
17 Dangstetten / D
Lyon, "Cybèle" Hor. 3 / F
dd 11-8/7 Oberaden / D
Haltern / D
1 Kalkriese / D
Aucissafibel
K=Kleidung
Pilumzwinge pyramidal
K
Dreiflüglige Pfeilspitze
(blattförmig)
K
Schuhnägel Dm. < 1.5 cm
Dreiflügelige Pfeilspitze (schlank)
Schleuderblei, Beschriftung nur
Legionsname
Schleuderblei, gestempelt
Scharnierbogenfibel (Typ Alesia)
Wurfspeerspitze bzw. Pilum mit 1
Widerhaken
K
Schuhnägel Dm. > 1.5 cm
Tüllenpfeilspitze, 1 Widerhaken
Katapultspitze, breitpyramidal
Schleuderblei, in Form beschriftet
(# Name Feldherr)
K
(Ton)
röm. Militärlager
Stadt, Kämpfe
Stadt, Kämpfe
75
52
51
49
46/45
45
43
41
!#
!
!
!#
!#
!
!
!
nach 43
36/33 ?
35 ?
Ste-Croix / CH
Bivio / CH
Riom, Crap Ses / CH
31 Schänis, Biberlikopf / CH
20-10 AD
Schleuderblei, unbeschriftet
Fundort
schriftlich überliefertes
Ereignis (BC)
t.p.q. (Denare) BC
Datierung BC
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Gruppe
54
!
!
!
!
!
!
!
!
!
!
!
!
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!
!
!
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!
!
ab 12/11
!
9 AD
!
!
!
!
!
!
Oppidum, röm. Belagerung
Oppidum, röm. Belagerung
Oppidum, Kämpfe
Oppidum, röm. Belagerung
Oppidum, röm. Belagerung
Stadt, Kämpfe
Stadt, Kämpfe
!
!
!
"
!
Colonia, seit 43
Oppidum, Kämpfe
Anhöhe oberhalb Strasse
!
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Pass "des Etroits"
Septimerpass
Strasse z. Septimer
Wachtturm
röm. Militärlager
Colonia
röm. Militärlager
röm. Militärlager
Kämpfe
Abb. 24 Kombinationen charakteristischer Waffen und Kleiderzubehörs aus datierten Fundplätzen im Vergleich mit entsprechenden Funden aus dem zentralen Alpenraum. Es sind jeweils die t.p.q. der Denare vermerkt.
Charakteristika und Innovationen der caesarischen
Zeit auf, so bestimmte Formen der Wurfgeschosse
und bei den Bestandteilen der Kleidung das Aufkommen der Scharnierfibeln und genagelten caligae (Abb. 8-11).
Gruppe C: Sie schließt eng an Gruppe B an. Das
auffälligste neue Element bilden die dreiflügeligen
Pfeilspitzen. Gruppe C umfasst vorerst wenige Ensembles, die aufgrund der Funde und Münzen der
nachcaesarischen Zeit des Bürgerkriegs und der
frühaugusteischen Zeit zuzuweisen sind. In diese
Gruppe gehört auch das Lager auf dem Petrisberg
bei Trier, das laut Dendrodaten um 30 v. Chr. angelegt wurde, offensichtlich im Zusammenhang mit
einem schriftlich überlieferten Treverer-Aufstand.109
Andagoste und viele Funde vom Grad bei Reka werden mit guten Gründen schriftlich überlieferten
Feldzügen der dreißiger Jahre des 1. Jahrhunderts
v. Chr. gegen Alpenvölker zugewiesen.
Wichtig für die chronologische Einordnung der
Funde aus jenen Jahrzehnten sind die ersten beiden
Siedlungshorizonte der Koloniestadt Lugdunum
(nach 43 bis um 20 v. Chr.).110 Das Material stammt
109
Vorberichte über die neuen Grabungen bei LÖHR 2004;
LÖHR / TRUNK 2008.
110 DESBAT 2005; DESBAT / M AZA 2008; DESBAT, in Vorb. und
rapport de fouille (unpubliziert). In Horizont 1B von Lyon wur-
aus umfangreichen, stratifizierten Ensembles und
lässt sich mit anderen Fundplätzen insbesondere in
Gallien111 vergleichen. In den rechtsrheinischen Lagern kommen Typen und Ensembles der Gruppe C
nicht oder nur marginal vor (z.B. in Haltern!). Anhand der Funde aus den rechtsrheinischen Lagern
lässt sich deshalb die Chronologie der augusteischen Zeit nicht vollständig darstellen.
Gruppe D: Umfasst den Horizont der augusteischen
Plätze Dangstetten – Oberaden – Haltern (und Kalkriese) zwischen 20 v. - 10 n. Chr. Die Errichtung
von Dangstetten um 20 v. Chr. und das Einsetzen
des dritten Siedlungshorizonts von Lugdunum markieren den Anfang der Gruppe D. In Dangstetten
sind noch wenige Elemente der Gruppen C und B
vertreten, doch überwiegen die Neuerungen der
augusteischen Zeit (Abb. 18; 19). Eine davon betrifft
die Fixierungsart des Pilumschafts am Holz mit
de eine Bronzeprägung Octavians von 38 v. Chr. gefunden. –
Es ist ein Desiderat, dass wichtige stratigraphische Ensembles
aus Lyon komplett und mit der zugehörigen Dokumentation
vorgelegt werden!
111 Vgl. etwa Fréjus: R IVET 2008; Narbonne, Médiathèque,
Phasen 3 bis 5: SANCHEZ 2009. – In Noricum liefert der Magdalensberg gute stratigraphische Ensembles ab dem zweiten
Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr.: DOLENZ ET AL. 2007; DERS.
2008 und die Bemerkungen zur Chronologie bei MARTIN-K ILCHER 1998, 132ff. In gleiche Richtung weist das dortige Spektrum der Fibeln: SEDLMAYER 2009.
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
pyramidal geformten, massiven Zwingen, eine
andere das Aufkommen breiterer Formen bei den
dreiflügeligen Pfeilspitzen.112 Ob dahinter eine Veränderung der Technik oder andere Bogenschützen
stehen, bleibt zu untersuchen. Schleuderbleie wurden (in abnehmendem Masse?) weiterhin verwendet, beschriftete sind jedoch bisher von keinem
Platz bekannt geworden. Andere Neuerungen charakterisieren die Kleidung, u.a. sichtbar am Aufkommen der Scharnierfibel mit gegossenem Bügel
(Aucissafibel) und der caligae mit den kleineren
Schuhnägeln. Während in Dangstetten noch 15%
der Scharnierfibeln dem älteren, geschmiedeten
Typ angehören, finden sich keine Schuhnägel mehr,
die größer sind als 1,5 cm.
Und die Funde im zentralen Alpenraum?
Schließlich ist zu fragen, wie entsprechende Militaria und andere Funde im zentralen Alpenraum einzuordnen und inwiefern sie mit schriftlich überlieferten Ereignissen zu korrelieren sind (Abb. 4).
Dabei stehen Septimerpass und -straße zunächst im
Vordergrund, die gerade im 1. Jahrhundert v. Chr.
öfters begangen wurden (Abb. 15). Die Einteilung
der Militaria durch JÜRG R AGETH und WERNER ZANIER
neigt zum Jahr des Alpenfeldzugs von 15 v. Chr.,
eine Ansicht, die Regula Frei-Stolba stützte.113
In der Tat gibt es Verbindungen mit Gruppe D. In
dieser Gruppe ist mit Dangstetten der Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. enthalten, dessen Spuren
zweifellos auch am Septimer mit weiteren, hier
nicht näher besprochenen Militaria, den kleineren
augusteischen Schuhnägeln sowie mit Münzen zu
fassen sind. Deutlich aber sind die Verbindungen
mit Gruppe C, also mit Ensembles aus den Jahrzehnten 40-20 v. Chr., ja mit Elementen der Gruppe
B. Gleiche Merkmale weisen unter den näheren
Orten die Walenseetürme auf und im Jura einige
Funde vom Pass „des Etroits“ (Abb. 14; 20).
Die in Gruppe C/D zusammengefassten Fundplätze
beweisen, dass römisches Militär bereits geraume
Zeit vor 16/15 v. Chr. durch die Zentralalpen marschierte und gentes Alpinae bekämpfte (vgl. auch
Abb. 23): nicht zur Vorbereitung des Alpenfeldzugs
der beiden Prinzen ein Jahr oder wenige Jahre
davor, sondern bereits bei einer oder mehreren früheren expeditiones, deren Erfolg aber wie bei etlichen anderen von kurzer Dauer war oder die gar mit
112 ZANIER 1988, Typ 1, 1A und 2 enthalten hauptsächlich frühe Formen; der damals gebildete, breitere und eher blattförmige Typ 4 ist dagegen heterogen.
113 Zuletzt R AGETH 2010; FREI-STOLBA 2003; ZANIER 2009b.
55
einer Niederlage und der Verpflichtung zu neuen
Zahlungen im Transitverkehr endeten. Wie eingangs geschildert, liegen im Alpenraum spärliche,
aber explizite schriftliche Quellen für die Jahre 57,
35 und 25 v. Chr. vor. Hinzu kommt der Triumph
des Plancus über Räter / Gallier von 43 v. Chr., nach
einem Sieg vielleicht im Raum südlich des Hochrheins (Abb. 4). Dazwischen fanden weitere Kämpfe
statt, wie aus den Erläuterungen bei Cassius Dio
54,34 und Strabo 4, 205-206 hervorgeht; das Festlegen auf eine bestimmte Jahreszahl ist ohne weitere
datierende Elemente nicht möglich. Die Erneuerung der weit nach Norden vorgeschobenen Kolonie Comum im Jahr 59 oder 51 v. Chr. bedeutete ein
verstärktes Ausgreifen Roms. Der Bau der Walenseetürme (Abb. 20) durch norditalische, vielleicht
aus Como selbst entsandte Bautrupps im Horizont
40-20 v. Chr. (nach den Funden am ehesten um
30 v. Chr.) unterstreicht die Bedeutung der direkten
Achse von Oberitalien über die Zentralalpen an den
Rhein und nach Nordgallien (vgl. Abb. 2), die mit
großer Wahrscheinlichkeit über den Septimerpass
verlief und entsprechend militärisch gesichert, aber
auch umkämpft wurde.
Gentes Alpinae
Anders als im Flachland hatten die Römer im stark
gegliederten Alpenraum mit vielen Völkerschaften
(gentes Alpinae, Plin. nh III, 137) zu verhandeln
oder zu kämpfen. Jeder Übergang im Transitverkehr und jede Hilfeleistung war teuer zu bezahlen,
wie die schriftlichen Quellen mehrfach betonen.
Daraus resultierte das Hin und Her, das die schriftlichen und archäologischen Quellen vor Augen führen. Nicht von ungefähr finden sich im zentralen
Alpenraum, von Sion im Wallis bis ins Tessin, noch
in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr., im
Tessin und Umland bis in augusteische Zeit, besonders reich ausgestattete Gräber, darunter Männergräber mit Schwertern als Angriffswaffen, die nicht
nur unter dem Blickwinkel von Söldnertum und von
Auxiliarsoldaten in römischen Diensten betrachtet
werden sollten.114 Sie sind Ausdruck des Selbstbewusstseins der Alpenvölker angesichts der römischen
Aggression und der nichtsdestoweniger zunehmenden Kulturkontakte. Neben den fast immer herkömmlichen Grabsitten und Kleidern erscheint
eine neue Sachkultur mit Importen aus dem Süden,
vor allem für das Bankett, das immer mehr Elemente einer römischen cena aufnahm. Dass die
Grabausstattung prunkvoller wird, Bewaffnung
und Kleidung sich aber nur teilweise verändern,
114
Zuletzt PERNET 2010.
56
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
Abb. 25 Zürich, Oetenbachgasse 5-7, mittelaugusteische Planieschicht. Model für einen ausnehmend großen, frühen Aco-Becher. M. 1: 3.
zeigt, wie die einheimische Oberschicht ihren eigenen Gruppen gegenüber die soziale Stellung mit
dem Anspruch des kriegerischen Anführers und
zugleich mit modernen Luxusimporten aus dem
römischen Handel bekräftigte. Diese Güter konnte
sie sich nicht allein mit Kriegsdienst unter römischer Flagge leisten, sondern ebenso durch Einnahmen aus dem Transitverkehr und dem Verkauf von
Bodenschätzen.115
Das benachbarte nordalpine Gebiet
Die Funde aus den Alpentälern stehen nicht im luftleeren Raum. Im benachbarten nordalpinen Gebiet
sind in der Civitas der Helvetier und ihrer Verbündeten Importe und Militaria der Jahrzehnte nach
Caesar116 nicht nur in Basel zu finden, wo man den
Standort der munatischen Colonia am ehesten lokalisieren kann,117 sondern auch im helvetischen Mittelland. Mit Ausnahme von Gräben, Gruben und Feuerstellen sind an diesen Fundplätzen bisher wenig
bauliche Installationen belegt. Einige Militaria,
Fibeln sowie die an mehreren Orten erfassten zugehörigen Fundensembles mit vielfältigen Südimpor-
115
Zum zeitlich und räumlich viel weiter verbreiteten Phänomen des sog. Prunkgrabes vgl. noch immer KOSSACK 1974 und
für Gallien zuletzt METZLER / GAENG ET AL. 2009; für den Ostalpenraum GUŠTIN 1991. – Zu Gräbern im zentralen Alpenraum
M ARTIN-K ILCHER 1998, bes. 196ff.; CURDY 2009; PERNET 2010.
116 Zu den Militaria auch DESCHLER-ERB ET AL. 2008.
117 Diskussion ausgehend von M ARTIN 1971. Der von POUX
2005, 16f. geäusserten Idee einer augusteischen Koloniegründung des alten Plancus (dessen Todesjahr unbekannt ist) in
Augst zwischen „26-13 v. Chr.“ widerspricht die archäologisch
gut erforschte Stadtanlage von Augst, die sich – wie viele gallische Städte – seit etwa 10 v. Chr. entwickelt. Ab augusteischer
Zeit sind Kolonie(neu)gründungen eine Sache des Kaisers und
nicht mehr der Generäle. Die bekannte frühkaiserzeitliche
Nuncupator-Inschrift bezeugt eine Neugründung der Colonia
Raurica durch einen L. Octavius, einen Verwandten des Augustus (SCHWARZ / BERGER 2000). – Zusammenfassend für die
Zeit nach Caesar: R EDDÉ 2008.
ten lassen sich aber mit römischem Militär verbinden. Beispiele dafür stammen wahrscheinlich aus
Lausanne-Vidy und sicher aus der Befestigung von
Sermuz bei Yverdon VD118 sowie aus den Oppida
Bern-Engehalbinsel119 und Zürich: Am Siedlungsrand von Turicum konnte vor wenigen Jahren über
einem Graben eine in mittelaugusteischer Zeit eingebrachte Planierschicht untersucht werden, die recht
viel Kulturschutt der Jahrzehnte nach 40 bis um
20 v. Chr. enthielt. Nebst entsprechenden Importen –
darunter das Model für einen ausnehmend großen,
frühen Acobecher aus Oberitalien (Abb. 25) – kamen
einige Militaria und zahlreiche Schuhnägel zu Tage,
darunter einige über 1,5 cm große Exemplare.120
Diese Befunde weisen darauf hin, dass nach dem
gallischen Krieg in und bei strategisch und politisch wichtigen Orten gezielt römisches Militär stationiert wurde, das bei Bedarf rasch zusammengezogen werden konnte. Nicht zu vergessen sind
118
C. BRUNETTI, in: BERTI ROSSI / M AY CASTELLA 2005, 358 (für
Lousonna und Sermuz); CURDY 2007 und neuerdings STÖCKLI
2010.
119 Spätkeltische Waffenteile und u.a. spätlatènezeitliche Fibeln sowie eine späte Scharnierbogenfibel aus dem Bereich des
keltischen und danach römischen Heiligtums am Südrand von
Brenodurum: vgl. jetzt MÜLLER 2010 sowie M ARTIN-K ILCHER
2005. Auf eine früh- und mittelaugusteische, römisch geprägte
Fazies auf der Engehalbinsel weisen nicht nur die Töpfereireste
pompejanisch roter Platten hin (HORISBERGER 2005), sondern
auch Stempel auf italischer Sigillata, die bei JAHN 1850, 214
überliefert sind, darunter „Dangstetten – Oberaden – zeitliche“
Stempel wie L. TITI, AVIL., C.TIGRANI, zusammen mit der
Nachricht über an der gleichen Stelle gefundene Amphorenscherben und offenbar italische oder Lyoner Reibschüsseln.
120 BALMER 2009, 77-89, Taf. 51-55; große Acobecher wurden
in der übergangszeitlichen Militäranlage auf dem Titelberg gefunden (freundliche Mitteilung J. Metzler, Luxemburg). – Die
Schuhnägel sind sehr stark korrodiert; die gereinigten Stücke
haben 2 mm und mehr an Durchmesser und Höhe verloren; von
den Mustern auf der Unterseite ist kaum mehr etwas erhalten.
Es sind aber eindeutig größere, ca. 1,5-1,7 cm messende, von
kleineren Modellen zu unterscheiden. Dank an B. Horisberger,
Zürich, für Hilfe.
Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14
schließlich Truppen, die die Helvetier zum Schutz
ihres Territoriums und auf ihre Kosten – am ehesten seit 58 v. Chr. – unterhielten bzw. zu unterhalten
verpflichtet waren (Tacitus, hist. I, 67).
Im nordöstlichen Vorland der Zentralalpen, etwa
von Vindonissa121 über Zürich bis zum Bodensee,
bleibt das Ausmaß des römischen Eingreifens und
des Einflusses aus Oberitalien eine interessante
Forschungsfrage, lag doch ein Teil dieses Gebiets
(bis etwa Pfyn TG / Ad Fines) am Ostrand der helvetischen Civitas und damit Galliens, miteingeschlossen der Platz des Lagers Dangstetten. Über
den später zur Provinz Rätien gehörigen Streifen
westlich des Bodensees liegen erst sehr wenig Informationen aus den Jahrzehnten „nach 58“ v. Chr.
vor;122 das Alpenrheintal dagegen gehörte zu einer
über die Pässe bereits früh mit dem Süden verbundenen Zone im Lebensbereich alpiner und nordalpiner gentes und civitates.123
Ein Fazit
Die Zeit nach der Rückkehr der Helvetier von
Bibrakte 58 v. Chr., dem Beginn des Bürgerkriegs
im Jahr 49 und dessen Ende durch den Sieg Octavians bei Actium 31 v. Chr. bis zu den Alpenfeldzügen von 16/15 v. Chr. bedeutete weder für das helvetische Territorium noch für den Alpenraum eine
Zeit der „Vernachlässigung“.124 Vielmehr zeigen
jetzt die archäologischen Quellen im Mittelland –
zuerst im Spiegel ländlicher Siedlungen125 und von
Gräbern126 -, wie die neue Generation der einheimischen Oberschicht ihren Lebensstil nach mediterranem, römischem Vorbild zunehmend veränderte. In
und bei einheimischen Zentralorten wird seit der
121
Die Frage nach vor- und frühaugusteischem Militär
in Vindonissa bleibt vorerst offen. Spätestens im Horizont
„Dangstetten“ ist römisches Militär im Vorfeld der einheimischen Siedlung nachgewiesen: HAGENDORN ET AL. 2003, 437ff.,
463ff.; zur spätkeltischen und übergangszeitlichen Besiedlung
aufgrund der Münzen mit weiteren Überlegungen H. DOPPLER,
in: HAGENDORN ET AL. 2003, 458ff.; S. M ARTIN-K ILCHER, in:
H AGENDORN ET AL. 2003, 360f. Vgl. außerdem PAULI-GABI 2007.
122 Vgl. den Denarhort von Bruggen SG: zuletzt STÖCKLI 2010.
123 Zur Lokalisierung jener Völkerschaften noch immer FREISTOLBA 1976; zu den archäologischen Fundstellen ZANIER 2006;
vgl. auch BREM ET AL. 2008.
124 Den damaligen, archäologisch noch sehr dürftigen Stand
zusammenfassend FREI-STOLBA 1976, 350f.
125 FICHTL 1998; M ETZLER 2009, 519ff. Ferner Bemerkungen
bei POUX 2005, 11f. – Servius Galba stationierte 57 v. Chr. zwei
Kohorten (ca. 1000 Mann) bei den Nantuaten, bevor er in Octodurus ein Winterlager einrichtete (Caesar, bell. Gall. 3,1). Es
wird nicht mitgeteilt, ob nach dem Abzug Galbas diese Abteilungen mit ins Gebiet der Allobroger zogen.
126 Einige Beispiele bei K AENEL ET AL. 2005; zusammenfassend CARRARD 2009.
57
Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. römisches Militär
(und Militär in römischen Diensten) fassbar, nicht
in massiven Truppenaufmärschen, sondern offenbar
in kleineren, beweglichen Kontingenten, wie man
sie andernorts in Gallien kennt. Bis zur Etablierung
der Provinzialverwaltung und bis zur Verlagerung
der Staatsmacht in die zivilen Koloniestädte und
Munizipien im Verlauf der augusteischen Epoche
stand demnach die einheimische Bevölkerung in
und bei ihren Zentralorten, zeitweise oder stetig,
unter militärischer Kontrolle. Dass diese Truppen
nicht allein aus Gallien, sondern auch aus Oberitalien und damit über die Alpenpässe herangeführt
wurden, legen archäologische Befunde und Funde
nahe. Zu diesem System gehörten als Kristallisationspunkte – und nicht als einsame Vorposten – die
nördlichsten Koloniegründungen der voraugusteischen Zeit, Iulia Equestris und Raurica am Ostrand
von Gallien, in die eine nicht bekannte Anzahl von
Kolonisten (Veteranen) geführt wurde. Ein Teil
mag in den Bürgerkrieg zurückberufen, ein anderer
aber als Besatzung einheimischer Zentralorte eingesetzt worden sein.
Im Alpenraum hatten es die römischen Generäle
nicht mit wenigen grossen Civitates zu tun, sondern
mit zahlreichen, meist kleinen Stammesverbänden,
gentes Alpinae, die verschiedene Alpenübergänge
oder Abschnitte davon kontrollierten. Durchgangsrechte mit Verträgen zu regeln war schon allein aus
diesem Grund aufwendig und, wie der Fall der Salasser zeigt, teuer. Verträge (die vielleicht nur kurze
Zeit eingehalten wurden), Rückschläge und erfolgreicher Widerstand sind in den schriftlichen Quellen – mit Ausnahme des eingangs zitierten Beispiels
bei Octodurus – wenn überhaupt nur nebenbei überliefert. Archäologische Befunde, Waffen und andere
Gegenstände aus den Jahrzehnten nach der Mitte
des 1. Jahrhunderts v. Chr. führen aber diese Abläufe
vor Augen. Im Zeitraum von 40-20 v. Chr. belegen
die archäologischen Befunde und Funde entlang
der transalpinen Verkehrswege und bei Alpenpässen Feldzüge, Märsche und militärische Kontrollen
zwischen Oberitalien und dem nordalpinen Gebiet
(vgl. Abb. 2; 4). Das strategische Interesse galt nicht
etwa nur dem nördlichen Alpenvorland, auf das
sich das Interesse der Forschung schon öfters richtete, sondern ebenso und insbesondere den großen
Verbindungsachsen von Oberitalien nach Nordgallien und zum Niederrhein. Octavian (seit 27 v. Chr.
Augustus) führte bereits in den dreissiger Jahren
Feldzüge gegen Alpenvölker; nach dem im Jahr
31 v. Chr. beendeten Bürgerkrieg dürfte er die Öffnung der Alpenübergänge mit Militärgewalt vorangetrieben haben. In den Zentralalpen beendete der
Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr. das bis aufs
58
Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt
BOŽIČ 2008
Jahr 57 v. Chr. zurückgehende Hin und Her um die
römische Kontrolle und Vorherrschaft an den Übergängen. Die Siege der beiden jungen Prinzen bedeuteten die Eingliederung des ganzen Wallis, des
Nordtessins und zugleich die Arrondierung des
Gebiets zwischen Helvetien und Noricum, das später zur Provinz Rätien kam. In den Zentralalpen
gelangten damit die besten Straßenverbindungen
von Oberitalien nach Nordgallien, zum Rhein und
zur Donau dauerhaft in römische Hand. Das Tropaeum Alpium wurde jedoch erst nach weiteren Auseinandersetzungen, im Jahr 7/6 v. Chr., errichtet.
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Bildnachweis
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Zeichnung: André Houot; Kolorierung: Jocelyne Charrance. Gallay 2006.
– 2 Zeichnungen S. K AUFMANN, Institut f. Archäologische
Wissenschaften Bern.
– 3 N. Hammond, Atlas of the Greek and Roman World in
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– 4 Zeichnungen S. K AUFMANN, Institut f. Archäologische
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– 6 R EY-VODOZ 1986 und WIBLÉ 2008, Abb. 301.
– 7a R IBERA I LACOMBA 1995.
– 7b VICENTE ET AL. 1997.
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– 8 R EDDÉ / VON SCHNURBEIN (Hrsg.) 2001; SIEVERS 2008.
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– 9b Titelberg; Biberlikopf; Dangstetten, Zeichnungen S.
K AUFMANN, Institut f. Archäologische Wissenschaften Bern.
– 10 GIRAULT 2004.
– 11a ENGEL / PARIS 1906.
– 11b PINA POLO / ZANIER 2006.
– 12 OCHARAN LARRONDO / UNZUETA PORTILLA 2002.
– 13 BOŽIČ 1999; ISTENIČ 2005.
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– 15 R AGETH 2010; R AGETH / ZANIER 2009.
– 16 FEUGÈRE 2008.
– 17 Foto Arch. Dienst Graubünden.
– 18 FINGERLIN 1986; DERS. 1998.
– 19 KÜHLBORN 1992.
– 20a ROTH-RUBI ET AL. 2004 und Zeichnungen A. SCHILDKNECHT, Institut f. Archäologische Wissenschaften Bern.
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– 21 BREM ET AL. 1987.
– 22 ZANIER 2000; DERS. 2002; DERS. 2009.
– 23 PRIMAS 2001; HÜSSEN / IRLINGER / ZANIER (Hrsg.) 2004,
184, 192.
– 24 Verf.
– 25 BALMER 2009, Taf. 52, 1000.