Academia.eduAcademia.edu
Günther Moosbauer und Rainer Wiegels (Hrsg.) Fines imperii – imperium sine fine? Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption Band 14 Herausgegeben von Günther Moosbauer und Rainer Wiegels Günther Moosbauer und Rainer Wiegels (Hrsg.) Fines imperii – imperium sine fine? Römische Okkupations- und Grenzpolitik im frühen Principat Beiträge zum Kongress ‚Fines imperii – imperium sine fine?‘ in Osnabrück vom 14. bis 18. September 2009 Verlag Marie Leidorf GmbH . Rahden/Westf. 2011 338 Seiten mit 99 Abbildungen Gedruckt mit finanzieller Unterstützung der STADT OSNABRÜCK GÖTTINGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN VARUS-GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER VOR- UND FRÜHGESCHICHTLICHEN AUSGRABUNGEN IM OSNABRÜCKER LAND E.V., OSNABRÜCK Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Moosbauer, Günther ; Wiegels, Rainer (Hrsg.): Fines imperii – imperium sine fine? Römische Okkupations- und Grenzpolitik im frühen Principat / hrsg. von Günther Moosbauer ... . Rahden/Westf. : Leidorf, 2011 (Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption ; Bd. 14) ISBN 978-3-89646-735-5 Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier Alle Rechte vorbehalten © 2011 Verlag Marie Leidorf GmbH Geschäftsführer: Dr. Bert Wiegel Stellerloh 65 . D-32369 Rahden/Westf. Tel: +49/(0)5771/ 9510-74 Fax: +49/(0)5771/ 9510-75 E-Mail: info@vml.de Internet: www.vml.de ISBN 978-3-89646-735-5 ISSN 1863-074X Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, CD-ROM, DVD, I n t e r n e t oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages Marie Leidorf GmbH reproduziert werden oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlagentwurf: COMPUTUS Druck Service, 55595 Gutenberg Titelfoto: Buchisstele 13 vom 17. April 29 v. Chr. - Minas Nerpel, Abb. 1 (in diesem Band) aus: R. Mond/O.H. Myers, The Bucheum III, London (EES) 1934 Taf. 43 Redaktion: Achim Rost und Susanne Wilbers-Rost, Belm Satz und Layout: Enns Schrift & Bild GmbH, Bielefeld Internet: http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/80.htm Druck und Produktion: Druckhaus Breyer GmbH, Diepholz Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 The Roman occupation in the north of Hispania: war, military deployment and cultural integration Ángel Morillo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Römer und gentes Alpinae im Konflikt – archäologische und historische Zeugnisse des 1. Jahrhunderts v. Chr. Stefanie Martin-Kilcher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 L’armée romaine et les peuples gaulois de César à Auguste Michel Reddé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Römische und indigene Strategien der Herrschafts- und Friedenssicherung – Germanien – Siegmar von Schnurbein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 ‘Perdomita Britannia…’: Roman and indigenous strategies and their outcomes in Britain from Caesar to Domitian and beyond Simon James . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 The Roman conquest of Dalmatia and Pannonia under Augustus – some of the latest research results Marjeta Šašel Kos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Domitian und die Donaugrenze Miroslava Mirković . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Augustus, Prinzeps und Pharao zwischen politischer Realität und ideologischem Anspruch Martina Minas-Nerpel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Rome and Judaea during the First Century CE: A strange modus vivendi Moshe Fischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 The Transformation of Rural Structures in Southern Gaul between the 1st Century BC and the 1st Century AD. The Case of Eastern Languedoc. François Favory, Marie-Jeanne Ouriachi and Laure Nuninger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Die Transformation der Landwirtschaft in Germanien und Raetien Günther Moosbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Integration der lokalen Eliten – individuelle und korporative Privilegierungen Helmut Halfmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Household specialisation in horse breeding: the role of returning veterans in the Batavian river area Maaike Groot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Les dieux, la cité et le pouvoir impérial. Religions et intégration des provinces de l’Occident romain William Van Andringa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 6 Tradition – Persistenz – Resistenz: Kultmonumente, Kulte und Akkulturation in Nordafrika, Kleinasien und Lusitanien Günther Schörner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 La violence et la guerre chez les Romains au temps d’Auguste Yann Le Bohec . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Zwischen Integration und Segregation – eine Problemskizze zum Verhältnis zwischen römischem Heer und Zivilgesellschaft im Principat. Rainer Wiegels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Monumentalisierung römischer Macht – augusteische Stadtanlagen zwischen „Monotonisierung“ und imitatio Urbis Sabine Panzram . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Der Kaiserkult als Mittel der politischen Integration Peter Herz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 The friendly kings. Politics, culture and religion in the East. Ariel S. Lewin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Peace as The Highest End and Good? The Role of Peace in Roman Thought and Politics Kurt A. Raaflaub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 Vorwort Universität und Stadt Osnabrück veranstalteten in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen vom 14. bis 18. September 2009 den internationalen Kongress „Fines imperii – Imperium sine fine? Römische Okkupationsund Grenzpolitik im frühen Principat“. Äußerer Anlass war die spektakuläre Niederlage des römischen Feldherrn Publius Quinctilius Varus gegen ein Aufgebot germanischer Stämme unter Führung des Arminius „im Teutoburger Wald“ im Jahr 9 n. Chr., also vor genau 2000 Jahren. An dieses Datum wurde auch in Haltern, Kalkriese und Detmold mit der großen Ausstellungstrias „Imperium – Konflikt – Mythos“ erinnert, welche durch den Kongress begleitet und zugleich ergänzt wurde. Als Schirmherrn des Kongresses konnte der damalige Ministerpräsident des Landes Niedersachsen und heutige Bundespräsident Christian Wulff gewonnen werden. Inhaltlich sollte auf vergleichender Basis ein Kernproblem der Geschichte des Römischen Reiches insbesondere in der Kaiserzeit thematisiert werden, nämlich die Frage nach Widerstand und Integration der Bevölkerung in den Grenzzonen des Imperiums, wobei der Schwerpunkt in die Zeit von Caesar bis Domitian gelegt wurde. Dass ein derart komplexes Thema im Rahmen eines Kongresses auch nicht nur annähernd erschöpfend abgehandelt werden kann, war von vornherein klar. Vielmehr ging es darum, grundlegende Aspekte herauszuarbeiten, welche insbesondere für die Frage nach dem Verhältnis von Zentrum und Peripherie, d.h. nach grundlegenden, von Rom aus gesteuerten und beeinflussten Entwicklungen im Verhältnis zu eigenständigen, regionalen Prozessen aufschlussreich sind oder sein könnten. Um hier zu differenzierten Ergebnissen zu gelangen, wurde der Blick über bestimmte Provinzgrenzen hinaus auf das Imperium als Ganzes gerichtet. Dokumentiert werden sollten unterschiedliche Formen römischer Herrschafts- und Friedenssicherung. Dabei standen insbesondere indigene Anpassungsstrategien und Formen der Resistenz in den verschiedenen Regionen des Römischen Reiches im Mittelpunkt der Erörterungen. Dieses geschah zunächst durch Studien zu den Provinzen an Rhein und Donau (Germanien, Raetien, Noricum, Pannonien und Moesien), aber auch zu Britannien, Gallien, der Hispania und den afrikanischen Provinzen mit durchaus eigenen Akzentsetzungen. Ein zweiter Themenblock galt der Evolution der Zivilstrukturen in den von Rom neu gewonnenen Gebieten: Dazu gehören Urbanisierung und Transformation des ländlichen Siedlungswesens ebenso wie die Entwicklung der Wirtschaftssysteme und der religiösen Strukturen. An vielen Orten entstanden neue Zentren, die zu Kristallisationspunkten einer fortschreitenden Romanisation wurden. Andererseits lässt sich aber auch in vielen Fällen ein Festhalten der indigenen Gesellschaften an alten Traditionen feststellen, die ihrerseits dann Eingang in die römische Provinzkultur fanden, was zu einem eigenständigen „Tertium“ jenseits von „römisch-mittelmeerländisch“ und „einheimisch-indigen“ führte. Im letzten Block wurden die Instrumente der Herrschaftssicherung Roms behandelt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Behandlung der römischen Armee, die nicht nur machtpolitisches Instrument war, sondern zudem eines der wichtigsten Mittel zur Integration der einheimischen Bevölkerungen in den Randgebieten in den Gesamtverband des Imperium Romanum. Zu diesen Instrumenten zählten aber auch eine auf Rom als Zentrum ausgerichtete Ideologie und der Kaiserkult. Der Festvortrag zur Tagung mit dem Titel „Zum antiken Friedensideal im antiken Rom“, der vor einer großen Öffentlichkeit in der Marienkirche in Osnabrück von Prof. Dr. Kurt Raaflaub (USA) gehalten wurde, wird hier mit publiziert. Er wurde nicht zuletzt angesichts des Anspruchs der Stadt Osnabrück als „Friedensstadt“ ausgewählt, womit eine Brücke zwischen Antike und Gegenwart geschlagen werden sollte. Als Referenten und Teilnehmer an den Diskussionen konnte eine große Anzahl von internationalen Spezialisten gewonnen werden, denen an dieser Stelle für ihre Bereitschaft zur Mitwirkung ausdrücklich gedankt sei. Besonderer Dank gilt Dr. Ralph Häussler (Osnabrück) für die sich über zwei Jahre erstreckende Vorbereitung und Organisation der Tagung. Für diese Aufgabe konnte erfreulicherweise eine eigene Stelle eingeworben werden. Zudem organisierte Ralph Häussler neben dem Kongress eine viel beachtete Vortragsreihe zum Thema „Römer und Germanen in Nordwestdeutschland“, die von 2008 bis 2009 an der Volkshochschule Osnabrück stattfand und von Universität und Stadt veranstaltet wurde. Sie diente zugleich der regionalen Vorbereitung des Kongresses und stieß in der Öffentlichkeit auf große Resonanz. Ebenfalls 8 zu danken ist den Hilfskräften der Alten Geschichte und Archäologie der Universität Osnabrück sowie weiteren Studierenden, die zum reibungslosen Ablauf der Tagung beitrugen. Zu den guten Geistern bei Vorbereitung und Durchführung der Tagung gehörten schließlich Hannelore Riese und Rita Hetzer aus dem Sekretariat Geschichte der Universität Osnabrück. Die Durchführung des Kongresses und die Publikation der Akten wurden in erster Linie ermöglicht durch die großzügige Finanzierung seitens der Stadt und der Universität Osnabrück. Ferner leisteten die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen als Mitveranstalter, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Landkreis Osnabrück und die Varus-Gesellschaft (Gesellschaft zur Förderung der vor- und frühgeschichtlichen Ausgrabungen im Osnabrücker Land e.V.) erhebliche finanzielle und sachliche Hilfestellung, ohne die der Kongress nicht hätte durchgeführt werden können. Allen Institutionen sei auf diesem Weg unser besonderer Dank ausgesprochen. Vorwort Auch wenn aus unterschiedlichen Gründen nicht alle Beiträge in diesem Tagungsband vorgelegt werden können, so dürfte damit doch die Tagung ihren Intentionen entsprechend ausreichend dokumentiert sein. Der Versuch, einen Überblick zu diesem komplexen Thema zu geben, führt automatisch zu inhaltlichen Lücken. Aus diesem Grund bestand von Anfang an der Gedanke, einen zweiten Band mit ergänzenden Artikeln zu publizieren. Die Planungen hierzu sind noch im Gange. Die Redaktion der Tagungsbeiträge, die erst im Herbst 2010 vollständig zur Verfügung standen, lag in den Händen von Dr. Achim Rost und Dr. Susanne Wilbers-Rost, unterstützt von den wissenschaftlichen Hilfskräften des Faches Alte Geschichte Dirk Sievertsen und Christian Stephan. Die Überprüfung der fremdsprachlichen Beiträge erfolgte durch Teresa Gehrs und Anne-Marie Plet vom Europäischen Sprachendienst in Osnabrück. Ihnen allen, aber auch Verlag und Layout-Büro sei herzlich für die letztlich zügige Umsetzung der Manuskripte in Buchform gedankt. Gustav-Adolf Lehmann – Günther Moosbauer – Siegmar von Schnurbein – Rainer Wiegels Die Autoren des vorliegenden Bandes Prof. William Van Andringa HALMA-IPEL – UMR 8164 (CNRS, Lille3) Université Lille 3 Pont de Bois BP 60149 59653 Villeneuve d’Ascq cedex Frankreich william.va@free.fr Prof. François Favory Professeur des universités Université de Franche-Comté UMR 6249 Laboratoire Chrono-Environnement Directeur de la MSHE C. N. Ledoux 32 rue Mégevand 25030 Besançon Cedex Frankreich favory.francois2@wanadoo.fr Prof. Moshe Fischer Tel Aviv University Department of Archaeology Ramat Aviv 69978 Israel fischer@post.tau.ac.il Dr. Maaike Groot Vrije Universiteit Amsterdam Faculteit der Letteren De Boelelaan 1105 1081 HV Amsterdam Niederlande m.groot@let.vu.nl Prof. Dr. Helmut Halfmann Universität Hamburg Historisches Seminar – Arbeitsbereich Alte Geschichte Von-Melle-Park 6 / VIII 20146 Hamburg Deutschland helmut.halfmann@uni-hamburg.de Prof . Dr. Peter Herz Universität Regensburg Institut für Geschichte / Alte Geschichte 93040 Regensburg Deutschland peter.herz@geschichte.uni-regensburg.de Dr. Simon James BSc PhD FSA School of Archaeology & Ancient History University of Leicester Leicester LE1 7RH, UK Großbritannien stj3@leicester.ac.uk Prof. Dr. Yann Le Bohec Boîte 9.2 17, rue Olympe de Gouges 59000 Lille Frankreich yann.lebohec@wanadoo.fr Prof. Ariel Lewin Dipartimento di Scienze Storiche Linguistiche e Antropologiche Via N. Sauro 85 85100 Potenza Italien arielsamuel.lewin@fastwebnet.it Prof. em. Dr. Stefanie Martin-Kilcher Institut für archäologische Wissenschaften Abt. Archäologie der Römischen Provinzen Universität Bern 3005 Bern Schweiz stefanie.martin-kilcher@sfu.unibe.ch PD Dr. Martina Minas-Nerpel Swansea University Department of History and Classics College of Arts and Humanities Singleton Park UK-Swansea SA2 8PP Großbritannien m.minas-nerpel@swansea.ac.uk Prof. Dr. Miroslava Mirković Universität Beograd Philosophische Fakultät Cika-Ljubiana 18-20, Djuriceva 1 11000 Beograd Serbien frida@eunet.rs 10 Prof. Dr. Günther Moosbauer Universität Osnabrück FB Kultur- und Geowissenschaften Archäologie der Römischen Provinzen Schloßstraße 8 49069 Osnabrück Deutschland guenther.moosbauer@uni-osnabrueck.de Prof. Ángel Morillo Cerdán Departamento de Ciencias y Técnicas Historiográficas y de Arqueología Facultad de Geografía e Historia Universidad Complutense C/ Profesor Aranguren s/n. ES-28040 Madrid Spanien amorillo@ghis.ucm.es Laure Nuninger UMR 6249 Laboratoire Chrono-Environnement University of Franche-Comté-CNRS 32 rue Mégevand 25030 Besançon Cedex Frankreich laure.nuninger@univ-fcomte.fr Marie-Jeanne Ouriachi UMR 6249 Laboratoire Chrono-Environnement University of Franche-Comté-CNRS 32 rue Mégevand 25030 Besançon Cedex Frankreich marie-jeanne.ouriachi@wanadoo.fr Dr. Sabine Panzram Universität Hamburg Historisches Seminar – Arbeitsbereich Alte Geschichte Von-Melle-Park 6 / VIII 20146 Hamburg Deutschland Sabine.Panzram@uni-hamburg.de Die Autoren des vorliegenden Bandes Prof. Kurt Raaflaub Dept. of Classics Brown University Providence R.I. 02912-1856 U.S.A. kurt_raaflaub@brown.edu Prof. Dr. Michel Reddé INHA/EPHE 2 rue Vivienne 75002 Paris Frankreich redde.michel@yahoo.fr Dr. Marjeta Šašel Kos Inštitut za arheologijo ZRC SAZU Novi trg 2 (p.p. 306) 1001 Ljubljana Slowenien mkos@zrc-sazu.si Prof. Dr. Siegmar von Schnurbein Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Palmengartenstraße 10-12 60325 Frankfurt a.M. Deutschland schnurbein@rgk.dainst.de Prof. Dr. Günther Schörner Universität Erlangen Institut für Klassische Archäologie Kochstr. 4/19 91054 Erlangen Deutschland Guenther.Schoerner@arch.phil.uni-erlangen.de Prof. Dr. Rainer Wiegels Universität Osnabrück FB Kultur- und Geowissenschaften Alte Geschichte Schloßstraße 8 49069 Osnabrück Deutschland rainer.wiegels@uni-osnabrueck.de Römer und gentes Alpinae im Konflikt – archäologische und historische Zeugnisse des 1. Jahrhunderts v. Chr. Stefanie Martin-Kilcher Das dritte Buch in Caesars bellum gallicum beginnt mit dem Bericht über den im Spätherbst des Jahres 57 v. Chr. gescheiterten Versuch eines seiner Generäle, den Großen und den Kleinen St. Bernhard von Norden her, vom Wallis aus, zu erobern. Diese Episode überliefert die detaillierteste Beschreibung von Aggression und Widerstand in den Alpen während des 1. Jahrhunderts v. Chr.. Um diese geht es, wenn man hier nach der römischen Okkupationsund Grenzpolitik der Zeit vom gallischen Krieg bis zum frühen Prinzipat fragt.1 Caesar bell. Gall. III, 1.2 Bei seiner Abreise nach Italien entsandte Caesar Servius Galba mit der zwölften Legion und einem Teil der Reiterei gegen die Nantuaten, Veragrer und Seduner, die vom Gebiet der Allobroger, dem Lemanner See und dem Rhodanus bis zu den Hochalpen wohnen. Grund für diesen Auftrag war die Absicht, den Weg durch die Alpen, den die Kaufleute bisher nur mit grosser Gefahr und hohen Wegzöllen benützen konnten, freizumachen ... Galba bestand eine Anzahl erfolgreicher Gefechte, eroberte mehrere feindliche Stützpunkte, und als man ihm ... Geiseln stellte und Frieden machte, beschloss er zwei Kohorten zu den Nantuaten zu verlegen, selbst aber mit den übrigen Kohorten der Legion in Octodurus, einem vicus der Veragrer, zu überwintern. ... Weil ein Fluss den Ort in zwei Teile teilt, beliess er den einen Teil der Siedlung den Galliern zum Überwintern, liess den anderen von diesen räumen und wies ihn seinen Kohorten zu. Diesen Platz schützte er mit Wall und Graben ... Als schon mehrere Tage im Winterlager vergangen waren ... erfuhr Galba ... durch Kundschafter, dass alle Gallier ... in der Nacht verschwunden und die hohen Berge ringsum von einer Unmasse Seduner und Veragrer besetzt seien. Die Gallier hatten sich aus mehreren 1 Dem Beitrag liegt der auf dem Kongress „Fines imperii – imperium sine fine? Römische Okkupations- und Grenzpolitik im frühen Prinzipat“ im September 2009 in Osnabrück gehaltene Vortrag zu Grunde. Gründen plötzlich entschlossen, den Krieg zu erneuern und die Legion zu überfallen ... Hinzu kam der Groll über die Wegnahme ihrer Kinder als Geiseln und die Überzeugung, die Römer wollten die Alpenhöhen nicht nur wegen des Durchzugs, sondern zu dauerndem Besitz erobern und die ganze Gegend der benachbarten Provinz zuschlagen ... Mehr als sechs Stunden kämpfen bei Octodurus, dem Hauptort der Veragrer (heute Martigny VS), Teile der 12. Legion und Reitereinheiten gegen eine offenbar beachtliche Übermacht von Veragrern und Sedunern, die von den steilen Anhöhen herab Lanzen und Steine auf das noch unfertige römische Winterlager schleudern (Abb. 1). Im letzten Augenblick vermögen die trainierten römischen Soldaten das Blatt zu wenden und erschlagen ein Drittel der einheimischen Kämpfer. Dennoch zieht sich Servius Galba zu den Allobrogern, in die sichere Provinz Narbonensis, ins Winterquartier zurück. Die benachbarten Nantuaten, bei denen Galba zwei Kohorten stationiert hatte, schlossen sich den Veragrern und Sedunern nicht an (Abb. 2). Der von Caesar explizit genannte Grund für den römischen Vorstoß waren hohe Transitzölle über die Alpenpässe, und dies können von Octodurus aus nur der Grosse und südwestlich davon der Kleine St. Bernhard im Gebiet der Salasser gewesen sein, diejenigen Pässe, die das Wallis wie auch das Allobrogergebiet und damit den nördlichen Teil der Narbonensis mit Italien, aber auch Oberitalien mit Nordgallien und dem Rheintal am schnellsten verbanden (Abb. 2.3). Wohl nicht zu Unrecht befürchteten die Veragrer und Seduner, dass Caesar keineswegs nur freien Durchgang über die Alpen erzwingen, sondern – wie bei den Helvetiern2 – die Unterwerfung errei2 Caesar, bell. Gall. I, 27: mit der deditio und Waffenübergabe nach der Niederlage bei Bibrakte kam die helvetische Civitas bereits 58 v. Chr. unter römische Kontrolle und Herrschaft. – Der Zeitpunkt des foedus wird in der Forschung unterschied- 28 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 1 Im Wallis stürmen Veragrer und Seduner im Spätherbst des Jahres 57 v. Chr. von Bergeshöhen gegen das noch unfertige römische Lager neben der veragrischen Siedlung Octodurus (bell. Gall. 3,1-6). chen wollte. Der andernorts bei den Römern in glühenden Farben ausgemalte Topos der wilden und räuberischen Alpenbewohner und -bewohnerinnen erscheint in dem Bericht jedoch gemäßigt, denn schließlich erfolgte die römische Besetzung ohne Aggression der Gegenseite, ja Caesar nennt sogar Gründe für den Widerstand. Für die folgenden Jahrzehnte bietet die schriftliche Überlieferung ein unregelmäßiges Raster meist kriegerischer Ereignisse im ganzen Alpenbogen. Im Zentrum dieses Beitrags stehen jedoch archäologische Quellen. Befunde und Funde vermitteln lich beurteilt, vgl. FREI-STOLBA 1976, 354-356; zu den Quellen zuletzt die Diskussion bei SANCHEZ 2007, bes. 222ff., 254ff. (freundlicher Hinweis R. FREI-STOLBA, Aarau). unmittelbare Zeugnisse der Bevölkerungsgruppen in dieser geographisch stark gegliederten Zone. In Zusammenhang mit dem gestellten Thema interessieren in erster Linie archäologische Zeugnisse von Waffen, Gerätschaften und Ausrüstungsteilen sowie Baubefunde, insbesondere solche, die mit römischen Truppen (und Hilfstruppen) in Verbindung gebracht werden können und die von Durchmärschen, kriegerischen Auseinandersetzungen und Kontrollpunkten zeugen. Um diese Hinterlassenschaften zu bewerten und vor allem chronologisch näher einzugrenzen, werden Funde aus möglichst gut datierten Ensembles im westlichen Aktionsgebiet der römischen Truppen aus der Zeit von Caesar bis zu Augustus verglichen. Als Kontrollgruppe werden drei ältere Ensembles aus dem ers- Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 29 Abb. 2 Wichtige Nordsüdstrassen, Alpenpässe und im Text angesprochene archäologische Fundorte. Eingetragen sind außerdem einige Völkerschaften im zentralen und westlichen Alpenraum sowie in nördlich anschließenden Gebieten. ten Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr. vorangestellt. Es geht darum, anhand aussagekräftiger archäologischer Quellen chronologisch eingrenzbare Fundhorizonte zu bilden und diese mit der schriftlichen Überlieferung zu vergleichen. und den immer näher an den südlichen Alpenrand vorgeschobenen römischen Druck (Abb. 4a). Seit caesarischer Zeit verstärkte sich der Druck durch gezielte Feldzüge. Die Karte Abb. 4b zeigt schriftlich überlieferte Aktionen römischen Militärs im Alpenbogen von Caesar bis Augustus.5 Schriftlich überlieferte Ereignisse Während des Bürgerkriegs (49-31 v. Chr.) wurden – bei wechselnden Machtkonstellationen – öfters Truppen zwischen Spanien, Gallien und Italien hin- und hergeführt. Sie passierten aber meistens die südlichen Westalpen, wobei in Abb. 4b nicht alle Bewegungen eingetragen sind. Für das Jahr 43 v. Chr. überliefert Strabo (4,6,7), dass Decimus Brutus mit etwa 7 Legionen auf dem Weg nach Gallien den Salassern pro Mann einen Denar Passierzoll bezahlen musste, d.h. er zog sehr wahrscheinlich über den Kleinen oder allenfalls den Großen St. Bernhard (Abb. 2). Noch im gleichen Jahr wurde Brutus beim Fluchtversuch im sequanischen Jura gefan- Die stets aus dem Blickwinkel Roms und schriftlich selektiv überlieferten Ereignisse machen es schwierig, die Gründe von Aggression und Widerstand im 1. Jahrhundert v. Chr. zu fassen.3 Selbst wenn laut einer Rede Ciceros Pompeius Strabo im Jahr 89 v. Chr. in den neu gegründeten Kolonien der Transpadana keine römischen Bürger ansiedelte, sondern einheimischen Notablen das ius latii verlieh,4 repräsentierten diese Kolonien römische Macht 3 Die schriftliche Überlieferung für den zentralen Alpenraum übersichtlich zusammengestellt bei TARPIN ET AL. 2000; TARPIN 2002; für den Ostalpenraum bei ŠAŠEL KOS 2005. 4 GALSTERER 2006, bes. 302-307; K REMER 2006, 121ff. 5 Quellen vgl. Anm. 3. 30 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt ren Feldzüge – nicht dauerhaft (vgl. auch Strabo 4, 205-206). Seit dieser Zeit begannen Octavian / Augustus und Agrippa in mehrfachen persönlichen Aufenthalten mit der Organisation der Provinzen im Westen, doch blieben die Übergänge zwischen Spanien und dem südwestgallischen Aquitanien gefährdet,9 auch die Fernstrassen ins nördliche Gallien, zum Rhein und schliesslich zur oberen Donau waren noch nicht sicher über die direkten Pässe via Oberitalien mit Rom verbunden. Deshalb musste es ein nächstes Ziel sein, alle wichtigen Strassenverbindungen durch die Alpen mit stabilen Verträgen zu sichern, so etwa im Falle des Donnus und seines Sohns Cottius in den Westalpen und im Ostalpenraum dank der Freundschaft mit dem regnum Noricum, oder mit Militärgewalt zu erobern (vgl. etwa Cassius Dio 49,35). Abb. 3 Oberitalien, der Alpenraum und die nördlich anschließenden Gebiete innerhalb und außerhalb des Römischen Reichs in der Kaiserzeit. gengenommen und getötet.6 Etwa zur gleichen Zeit muss L. Munatius Plancus, damals Statthalter in Gallien und zeitweise in Grenoble residierend, über Gallier oder / und Raeter einen nennenswerten Sieg errungen haben, der ihm im Dezember 43 in Rom einen Triumph erlaubte. Leider ist nicht überliefert, wo die Kämpfe stattfanden.7 In den Zentralalpen scheinen nach den schriftlichen Quellen die Zugänge zu den Pässen zunächst von Süden her mit Gewalt endgültig geöffnet worden zu sein, was aber nicht heißt, dass in diesem Raum nicht auch von Norden her, aus dem Wallis (wie bereits 57 v. Chr.) und aus dem föderierten helvetischen Mittelland, römisches Militär zum Einsatz kam und dass von Süden her geführte Feldzüge nicht über die Alpenpässe hinaus reichten. Seit Ende der Vierziger Jahre unternahmen Octavian / Augustus und verschiedene Generäle im Alpenbogen von Spanien bis Slowenien Feldzüge, über die kaum mehr als Stichworte überliefert sind.8 Aufschlussreich ist jedoch die bei Cassius Dio (49,34) angeführte Begründung für Feldzüge des Jahres 35 v. Chr., unter anderem gegen die Salasser: Kriegsgrund waren nebst Einfällen nicht eingehaltene Tributzahlungen. Der Durchgang über wichtige Alpenpässe war demnach nicht nur mit Verträgen geregelt, sondern auch in der Folge früherer, schriftlich nicht überlieferter militärischer Erfolge offen, allerdings – und diese Tatsache illustrieren die späte- Nach dem endgültigen Sieg über die Salasser gründete Augustus 25 v. Chr. die Kolonie Augusta Praetoria (Aosta). Der südliche Zugang zum Grossen und Kleinen St. Bernhard (2472 bzw. 2188 m ü.M.) war nun fest in römischer Hand. In den Tridentiner Alpen kontrollierte Rom den Zugang zum Reschenpass (1504 m ü.M.) und zum Brenner (1374 m ü.M.) spätestens mit der Gründung des Municipium Tridentum in jenen Jahren.10 Aus den Zentralalpen, im Hinterland der 59 oder 51 v. Chr. erneuerten Colonia Comum, liegen bisher keine schriftlichen Nachrichten über Militäraktionen vor. Die Kontrollfunktion über die Strassen zu den Graubündner Pässen und den besten Zugang zum Veltlin liegt aber auf der Hand (Abb. 2). Die ummauerte Stadt Comum erwähnt Catull († um 54 v. Chr.) noch vor der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr.: Veronam veniat Novi relinquens/Comi moenia Lariumque litus.11 6 VAN 9 BERCHEM 1994; FREI-STOLBA 1996; K AENEL / M ARTINK ILCHER 2002. 7 Aufgrund von Strabo 4, 206: LIEB 1969, 144 (im Gebiet südlich des Hochrheins?). 8 Quellen bei TARPIN ET AL. 2000, 111ff., 117f.; zu Noricum, Pannonien und Illyricum: ŠAŠEL KOS 2005, bes. 393ff., zu den Salassi ebd. 420ff. – Für Nordgallien vgl. METZLER 1995, Abb. 295. Zur Situation im Norden der Iberischen Halbinsel vgl. A. MORILLO CERDAN in diesem Band. Ausserdem MARTÍNEZ VELASCO 2009. 10 DAL R I / DI STEFANO 2002, 73ff. – Wobei die Brennerachse seit der frühen Kaiserzeit aufgewertet wurde. 11 Catull 35. Nach freundlicher Auskunft von Kollege A. Kerkhecker, Bern, spricht Catull in dem Gedicht tatsächlich die Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 31 Abb. 4 a Römische Koloniegründungen nördlich des Po im Jahr 100 v. Chr. (Stern) und 89 v. Chr. (Dreiecke). b Die schriftliche Überlieferung im Alpenraum zwischen 58 und 7/6 v. Chr. bildet ein unregelmäßiges Raster meist kriegerischer Ereignisse. – Eingetragen außerden die Gründung der Kolonien Iulia Equestris (Nyon am Genfersee; ca. 45 v. Chr.) und Raurica (wohl Basel am Rhein; 44/43 v. Chr.). – Quellen nach TARPIN ET AL. 2000; ŠAŠEL KOS 2005. c Schriftlich überlieferte Aktionen zwischen 49-16 v. Chr. in Nordgallien und am Niederrhein. – Nach METZLER 1995, Abb. 295. Die nächsten schriftlich überlieferten Ereignisse von den West- bis zu den Ostalpen betreffen die Feldzüge der Jahre 16-8 v. Chr. Damals kamen auch diejenigen Alpenvölker unter römische Herrschaft, die keine Abkommen mit Rom geschlossen oder bereits bestehende gebrochen hatten. Einen besonderen Widerhall in den schriftlichen Quellen fand als dynastische Propaganda allein der Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr., der in den Zentralalpen von Süden und vielleicht von Westen her geführt wurde (Abb. 5):12 Die Prinzen Drusus und Tiberius schlossen die Eroberung der Gebiete vom Alpenkamm bis Stadtmauer an und verwendet moenia nicht etwa im übertragenen Sinn für „Stadt“. – Die Erneuerung der Kolonie von Comum (zu den schriftlichen Quellen Kremer 2006, 134f.) ist einerseits ein Zeichen dafür, dass sich die am Ausfluss des lacus Larius weit nach Norden vorgeschobene römische Bastion nicht ohne Probleme hielt, andererseits, dass der Ort wegen des besten Zugangs und zugleich der Kontrollmöglichkeit der Pässe in den Zentralalpen eine wichtige Funktion hatte. Die Kontrolle der in den Augen der Römer „räuberischen Räter“ rechtfertigte zudem jede militärische Maßnahme. 12 Ausführlich DIETZ 1995 sowie zuletzt etwa ZANIER 2006, 236ff.; DERS. 2009b mit Abb. 1; NUBER 2009. Abb. 5 Nach dem Alpenfeldzug präsentieren sich die Prinzen Tiberius und Drusus mit der Siegespalme vor Augustus. Rückseite einer Goldmünze des Jahres 15 v. Chr., vergrössert. zur oberen Donau ab, die zwischen dem verbündeten, 58 v. Chr. faktisch unterworfenen Helvetien und dem befreundeten Königreich Noricum lagen. Allerdings war ein Teil der Noriker 16 v. Chr. zusammen mit Pannoniern nach Istrien eingefallen; in der Folge wurde das Königreich römisches Protektorat.13 Für 13 ŠAŠEL KOS 2005, 474ff., 484ff., auch zur Rolle von P. Silius Nerva. 32 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt die nachfolgenden Jahre erwähnen die Quellen weitere römische Militäraktionen im Alpenraum bis hinunter nach Ligurien.14 Erst danach schätzte Augustus die Situation als gesichert ein: um 7/6 v. Chr. verewigte er die Eroberung der zahlreichen Alpenvölker mit dem hoch über Monaco vom Meer her sichtbaren, zu seinen Ehren vom Senat errichteten Tropaeum Alpium (La Turbie) am col d’Èze (512 m ü.M.), an der südlichsten Alpenstrasse von Italien nach Spanien, der Via Iulia Augusta. Archäologische Quellen Es stellt sich die Frage, wie die archäologischen Quellen jener Jahrzehnte aussehen, was sich zu Aggression und Widerstand beobachten lässt und vor allem, was über zeitliche Abläufe zu erkennen ist. Generell nehmen die archäologischen Quellen fortlaufend zu, doch sind sie – von beschrifteten Ausnahmen abgesehen – aus sich heraus nie auf ein Jahr genau datierbar. Die zeitliche Einordnung liegt zunächst innerhalb relativchronologisch definierter archäologischer Horizonte. Deren absolute Datierung stützt sich in der Regel mittels Crossdating auf ein Netz von Fundensembles mit zeitlichen Fixpunkten, hauptsächlich mit termini post quos (t.p.q.). Die einem archäologischen Horizont zugehörigen Funde ermöglichen in ihrem spezifischen Kontext die Diskussion über eine zeitliche Korrelation mit einem oder mehreren historisch überlieferten Ereignissen. Allerdings kann ein historisch überliefertes Ereignis zur chronologischen Attraktion archäologischer Kontexte und Funde führen, mit der Gefahr von Zirkelschlüssen. Deshalb ist, soweit möglich, für die maßgeblichen archäologischen Quellen gerade jener Jahrzehnte eine weiträumige chronologische Verankerung angesagt. Wie steht es mit der von Caesar geschilderten Aktion des Jahres 57 v. Chr.? Archäologisch sind bis heute weder von der veragrischen Siedlung Octodurus noch vom römischen Militäraufmarsch aus dem unfertigen Winterlager oder vom Schlachtfeld Reste bekannt.15 Bemerkenswert sind jedoch einige Funde in den untersten Schichten eines einheimischen Heiligtums am Westrand des römischen Octodurus, seit Claudius Forum Claudii Vallensium und Hauptort des Wallis: Als Opfer und Votive deponierte keltische Münzen sowie einheimische und (ober)italische, also fremde Fibeln (Abb. 6) be- 14 15 TARPIN ET AL. 2000, 125ff. WIBLÉ 2008, 20ff. legen wenigstens seit dem späteren 2. Jahrhundert v. Chr. an dieser Stelle einen Sakralort und damit die nahe veragrische Siedlung. Es wurden dort auch Waffen gefunden, darunter Scheidenreste eines spätrepublikanischen Schwerts und ein 32 cm langes Tüllenpilum mit Doppelwiderhakenspitze, das seine Gegenstücke in der spätrepublikanischen Bewaffnung hat (Abb. 6).16 Wir fassen darin die weit verbreitete Sitte, erbeutete Waffen an einem sakralen Ort zu weihen. Ob nun diese Waffen aus der Schlacht im Spätherbst 57 v. Chr. stammen oder von früheren und späteren Auseinandersetzungen, bleibt unklar. Sicher ist, dass in augusteischen Kontexten derartige Waffen nicht mehr vorkommen.17 Waffenfunde aus näher datierbaren Kontexten des 1. Jahrhunderts v. Chr. Die Abbildungen 7ff. vereinigen Ensembles mit Waffen, die durch Mitfunde datierbar sind. Einige können darüber hinaus durch ihren Fundort und durch Beschriftungen sicher oder mit großer Wahrscheinlichkeit einem historisch überlieferten Ereignis zugewiesen werden. Sie bieten mit weiteren, hier nicht abgebildeten Ensembles die Grundlage zu einer Tabelle charakteristischer Typenkombinationen (Abb. 24 und Kommentar S. xx ff.). Mehrfach handelt es sich um Kampfplätze und Orte von Belagerungen, an denen hauptsächlich Wurfwaffen und Teile der Bekleidung, aber auch andere kleine Dinge wie Münzen im Boden blieben. Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo Die ersten Belege gehören in die Zeit vor 70 v. Chr. Alle drei Orte befinden sich auf der Iberischen Halbinsel: In Valencia kamen vor einigen Jahren in einer ausgedehnten Zerstörungsschicht (t.p.q. 77 v. Chr.) erschlagene, meist junge Krieger, Pferde und Waffen zu Tage. Sachkultur und Münzen zeigen, dass es sich um die Sertoriuszeit handelt, mit aller Wahrscheinlichkeit um Überreste der für das Jahr 75 überlieferten Kämpfe.18 Ein vergleichbares Fundspektrum mit unter anderem überlangen Pila und bandförmigen Schildbuckeln ergab ein etwa zur gleichen Zeit zerstörtes Gebäude in Caminreal 16 WIBLÉ 2008, 215, Abb. 301. – Zusammenstellung von Pila bei CONOLLY 1997, 41-57 sowie HORVAT 1997, 105-120. Allgemeine Übersichten zur spätrepublikanischen Bewaffnung in: JRMES 1997; POUX 2008; PERNET 2010. 17 Vgl. Anm. 16 und zur augusteischen Bewaffnung etwa die Beispiele Dangstetten und Oberaden. 18 R IBERA I LACOMBA 1995; A LAPONT M ARTIN ET AL. 2009. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 33 Abb. 6 a Octodurus (Martigny VS). Heiligtum einheimischer Tradition am westlichen Stadtrand: Unter dem Tempel kamen unter anderem keltische und römische Münzen, spätkeltische und spätrepublikanische Fibeln sowie Teile von Waffen (Abb. 6 b) zu Tage. – Die frühe Distelfibel der dritten Reihe stammt aus einem Gräberfeld, die Scharnierbogenfibel (Typ Alesia) aus Octodurus, Insula 1, die dem Heiligtum gegenüber liegt. Abb. 6 b Teruel).19 (Provinz Ähnliche Formen zeigen sich auch im römischen Lager von Caceres el Viejo (Provinz Caceres),20 das zweifellos früher beginnt und im Verlauf des ersten Viertels des 1. Jahrhunderts v. Chr. geräumt worden sein muss (Abb. 7). Alesia, Uxellodunum, Osuna Die Fundorte dieser Gruppe zeigen Bewaffnung und Ausrüstung der Zeit Caesars mit Beispielen aus Gallien und Hispanien. Die aktuellste Übersicht über diese Fundkategorien in Gallien bietet die Studie von M. POUX.21 In meinem hier vorliegenden Beitrag werden relevante Gegenstände aufgeführt, die in den hier interessierenden Ensembles mehrfach vorkommen. Kronzeuge für die Bewaffnung der Zeit Caesars ist Alesia, wo die Forschungen seit Napoléon III und in den 1990er Jahren ein französisch-deutsches Forschungsprojekt die römische Belagerung und den gallischen Widerstand des Jahres 52 v. Chr. archäologisch nachgewiesen haben.22 Zahlreiche 19 VICENTE ET AL. 1997 mit Lit. ULBERT 1984. 21 POUX 2008. 22 R EDDÉ / VON SCHNURBEIN 2001; SIEVERS 2008 (Gegenstände nach Fundstellen geordnet); BROUQUIER / R EDDÉ 1997. 20 Waffen und Ausrüstungsgegenstände der römischen und der gallischen Armeen mit ihren Hilfstruppen kamen zu Tage, darunter viele Wurfgeschosse (Abb. 8). Neben Pila und Lanzen fallen etliche Katapultbolzen mit breitpyramidalem Kopf auf. Dazu kommen zahlreiche Schleuderbleie. Einige der etwa 40 bis 60 g schweren Geschosse tragen nach einer „Mode“, die in der späten Republik bezeugt ist, eine in die Gussform angebrachte Markierung. Glandes inscriptae (Caesar, bell. Hisp. 13,3) nennen den Absender, in Alesia etwa den Namen des T. Labienus; die meisten Schleuderbleie sind aber unbeschriftet. Welche Bogenschützen die zahlreichen Pfeilspitzen mit einem Widerhaken verwendeten, ist nicht klar. Man findet sie aber in Gallien vor allem in Kontexten des gallischen Krieges, vereinzelt vielleicht schon früher; danach kommen nur noch seltene Beispiele aus frühaugusteischer Zeit hinzu, darunter zwei Exemplare aus Dangstetten (Abb. 18).23 23 Ausführlich POUX 2008, 360ff.; für den Ostalpenraum sei an zwei spätrepublikanische Exemplare vom Grad bei Šmihel erinnert: HORVAT 1997, Abb. 8, 20, 21. – DESCHLER-ERB ET AL. 2008, 266. Bei den ebd. abgebildeten Pfeilspitzen mit einseitigem Widerhaken aus Vindonissa handelt es sich mit einer Ausnahme aus dem Schutthügel um Altfunde ohne genauere Herkunftsangabe. In Vindonissa befand sich jedoch auch ein spätkeltisches Oppidum, vgl. PAULI-GABI 2007. 34 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 7 a Waffen und andere Funde aus datierten Fundensembles von der Iberischen Halbinsel aus der Zeit vor 70 v. Chr.: Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo. Aufschlussreich sind die materiellen Reste der Kleidung, die viele römische Soldaten getragen haben, insbesondere die variantenreichen frühen Scharnierfibeln mit geschmiedetem, bandförmigem Bügel (Scharnierbogenfibel bzw. „Typ Alesia“, Abb. 8).24 Fibeln mit dieser zweiteiligen Konstruktion sind m.E. eine römische Erfindung der caesarischen Zeit. Aufgrund morphologischer Elemente, insbesondere der Fußbildung, ist sie im östlichen Oberitalien, dem wichtigsten Rekrutierungsgebiet Caesars seit 58 v. Chr. zu lokalisieren. Die Präsenz derartiger Scharnierfibeln in den Gräben und Lagern vor Alesia markiert ihr spätmöglichstes Aufkommen; sie fehlen im römischen Lager von Caceres obwohl dort einige (ober)italische Fibeln gefunden wurden. Kürzlich haben Metallanalysen gezeigt, dass die meisten aus Messing bestehen.25 Scharnierbogenfibeln halten sich bis in die Zeit um 20 v. Chr. und machen danach im ganzen römischen Reich rasch den äußerst zahlreichen, wohl im gleichen Gebiet entwickelten sog. Aucissafibeln mit gegossenem Bügel Platz. Diese Fibeln haben übrigens gerade in Oberitalien auch Eingang in die Frauentracht gefunden, während die älteren Scharnierbogenfibeln nur selten vom weiblichen Geschlecht getragen wurden.26 25 24 Vgl. etwa LUIK 1997; BUORA 2005; ISTENIČ 2005b; ISTENIČ / ŠMIT 2007; BOŽIČ 2009, 108. ISTENIČ / ŠMIT 2007. Ein interessantes Beispiel aus dem dritten Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus Sion VS: CURDY 2009, 134ff. 26 Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 35 Abb. 7 b Waffen und andere Funde aus datierten Fundensembles von der Iberischen Halbinsel aus der Zeit vor 70 v. Chr.: Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo. Eine weitere Neuerung der caesarischen Zeit sind die genagelten Schuhe.27 Wiederum fehlen sie in Caceres und in den Zerstörungsschichten von Valencia,28 kommen aber in Alesia in großer Zahl vor. Die Schuhnägel sind in ein Gesenk geschmiedet und tragen auf der Unterseite ein Muster aus verschiedenen Halbkügelchen und Linien, die dazu dienten, dem recht massiven Nagel einen gewissen Halt in der Soh- le zu geben. Kennzeichnend für die frühen Schuhnägel ist ein großer Kopf von mehr als 1,5 cm bis über 2 cm Durchmesser (Abb. 9). Muster auf der Nagelunterseite finden sich bis weit in augusteische Zeit, doch werden diese Nägel kleiner und leichter.29 Die frühen großen und auch recht schweren Schuhnägel lösten sich trotz der Muster recht leicht von den Sohlen. 27 Zu den spätrepublikanischen Schuhnägeln jetzt POUX 2008, 376ff. 28 Für Auskünfte danke ich A. Ribera i Lacomba, Valencia. 29 POUX 2008, 380, Abb. 56. 36 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 7 c Waffen und andere Funde aus datierten Fundensembles von der Iberischen Halbinsel aus der Zeit vor 70 v. Chr.: Valencia, Caminreal, Caceres el Viejo. Waffen jener Zeit wurden bei neuen Grabungen im südwestfranzösischen Oppidum von Uxellodunum (Puy d’Issolud, Lot) gefunden (Abb. 10).30 Nach ihrer Fundstelle müssen sie von der bei A. Hirtius in Caesars bell. Gall. 8, 40ff. ausführlich beschriebenen Belagerung des Jahres 51 v. Chr. stammen. Wiederum handelt es sich in erster Linie um Wurfgeschosse, darunter auch Katapultbolzen mit breitpyramidaler Spitze und Pfeilspitzen mit einem Widerhaken. Einige große Schuhnägel des frühen Typus fehlen nicht. Im Süden der Iberischen Halbinsel zeugen zahlreiche Waffen und mit dem Namen des Pompeius-Sohnes GNAEI MAGNI (F) IMP beschriftete Schleuderbleie, die vor dem Oppidum Urso (Osuna) wie an 30 GIRAULT 2004. anderen Orten der Baetica gefunden wurden, von den Belagerungen und Kämpfen der Jahre 46/45 v. Chr.31 Die Wurfwaffen von Osuna zeigen ein ähnliches Spektrum wie in Alesia; auf kurze, etwa 30 cm messende Tüllenpila mit einseitiger Widerhakenspitze ist jedoch speziell hinzuweisen (Abb. 11). Dreiflügelige Pfeilspitzen fehlen noch immer.32 Schleuderbleie mit dem Namen des PompeiusSohnes und weitere, die eine 13. Legion nennen – beide Markierungen sind in der Gussform ange- 31 ENGEL / PARIS 1906, 443ff., zu den Pila mit einem Widerhaken ebd. Taf. 35. – Ein Vergleich von Waffen aus Osuna mit Alesia bei SIEVERS 1997. Ähnliche Waffen kamen im Oppidum La Cloche nördlich von Marseille zu Tage, das laut schriftlichen Quellen 49 v. Chr. zerstört wurde: M. FEUGÈRE, in: CHABOT 2004. 32 Für weitere Auskunft danke ich S. Sievers, Frankfurt. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 37 Abb. 8 Alesia. Auswahl von Wurfwaffen, Fibeln und Schuhnägeln aus den caesarischen Belagerungswerken des Jahres 52 v. Chr. bracht – kamen durch Detektorengänger in großer Zahl auf einem Hügel mit einheimischer Siedlung bei Sevilla zutage, wahrscheinlich das Munda der Quellen. Weitere dort entdeckte Schleuderbleie sind erstmals mit einem Stempel markiert; man liest DD (Abb. 11). Diese nicht bei regulären Grabungen entdeckten Funde dürften ebenfalls den Jahren 46/45 v. Chr. zuzuweisen sein, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass sich unter den Detektorenfunden Zeugen eventuell früherer Auseinandersetzungen befinden.33 Gezielte Grabungen an topo33 PINA POLO / ZANIER 2006 mit weiteren (in der Gussform) markierten Beispielen, z.B. aus Mutina (43 v. Chr.), Perusa (42/41 v. graphisch wichtigen Stellen des Fundorts könnten weitere Aufschlüsse geben. Andagoste In den kantabrischen Bergen Nordspaniens wurden in einer Höhensiedlung nahe Andagoste bei neuen Chr.); ferner PINA POLO / ZANIER 2009. – GRÜNEWALD / R ICHTER 2009 postulieren für die mit L XIII bezeichneten Schleuderbleie eine Legion des ausgehenden 3. Jahrhunderts v. Chr. und damit die frühesten glandes inscriptae. Aus vorcaesarischer Zeit sind jedoch bisher keine mit Legionsnamen bezeichneten Schleuderbleie bekannt (vgl. auch hier Abb. 24). Ob die mit A bezeichneten Bleie älter sind, könnten nur Grabungen beweisen. 38 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 9 a Durchmesser römischer Schuhnägel aus datierten Fundensembles des 1. Jahrhunderts v. Chr. Die durchgezogene horizontale Linie verdeutlicht die reduzierten Durchmesser (unter 1,5 cm) seit dem Horizont „Dangstetten“. Abb. 9 b Römische Schuhnägel aus der Zeit von Alesia bis Dangstetten. Unten die beiden größten (Dm. 1,4 cm) von über 100 Exemplaren aus dem Lager Dangstetten (Grube 31). Grabungen Zeugen eines römischen Angriffs freigelegt (Abb. 12). Auch hier fanden sich die bereits bekannten Geschosse; die eiserne dreiflügelige Pfeilspitze weist jedoch auf neue Techniken und vielleicht andere Herkunft der Bogenschützen hin.34 Dazu kommt spätrepublikanisches Kleiderzubehör. Unter mehr als 30 Münzen geben ein römischer Denar und fünf spätrepublikanische Aesprägungen von 46/45 v. Chr. einen guten t.p.q.; zwei hispanische Prägungen datiert man bisher in die Jahre 44/40 v. Chr.. Da alle Funde bei regulären Grabungen im gleichen Horizont zutage kamen, kann man hier von einem einzigen Ereignis ausgehen. Feldzüge gegen die Kantabrer sind schriftlich vom Jahr 29 v. Chr. an überliefert, doch ist an Triumphe über Hispanien bereits in den Jahren 36-33 v. Chr. zu erinnern.35 Aufgrund einer Neudatierung der hispanischen Münzen käme sogar der Bürgerkrieg in Betracht, doch müssen Schleuderbleie und Schuhnägel im gleichen Grabungssek- tor nicht unbedingt für eine römisch-römische Auseinandersetzung sprechen.36 Grad bei Reka Bisher nicht bei einer systematischen Grabung, sondern durch Detektorengänger gemachte Funde führen in die Ostalpen, zum Grad („Burg“) bei Reka im Tal der Idrijca in Slowenien (Abb. 13),37 nur etwa 30 km östlich der alten Grenze zu Italien. Es handelt sich um einen abfallenden Felssporn oberhalb einer Talstraße, nahe einer Siedlung, die aufgrund eines Gräberfeldes in der Umgebung zu postulieren ist.38 Die beim Grad an mehreren Stellen aufgesammelten Funde ergaben ähnliche römische Waffen wie in Alesia und Osuna und als Trachtbestandteile Scharnierbogenfibeln sowie große Schuhnägel. Weiter kommt dazu eine Reihe von dreiflügeligen, teils schlanken, teils mit Widerhaken versehenen Pfeilspitzen. Auffallend sind die beiden kurzen Zungenpila mit einseitigem Widerhaken. 34 Zu den dreiflügeligen Pfeilspitzen: ZANIER 1988. Für Numantia (ebd. 6) ist eine Datierung ausschliesslich um 133 v. Chr. wegen der nicht wenigen jüngeren Funde aus den verschiedenen Lagern problematisch; dazu inzwischen auch LUIK 2002, 172. 35 Ausführlich A. MORILLO CERDAN in diesem Band; vgl. auch M ARTÍNEZ VELASCO 2009. 36 So M ARTÍNEZ VELASCO 2009, bes. 367-370. Zuletzt ISTENIČ 2005a. Für Auskünfte zur Lage und Topographie der Fundstelle danke ich J. Istenič und M. Šašel Kos, Ljubliana. 38 Zum Gräberfeld: GUŠTIN 1991, 25f. 37 Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 39 Schaft, kamen bei den Walenseetürmen am Alpennordrand zu Tage (unten Abb. 20). Auf spätere Begehungen oder Ereignisse am Grad weisen – zusammen mit Münzen – kaiserzeitliche Fibeln und kleinere Schuhnägel hin. Abb. 10 Uxellodunum (Puy d’Issolud, Lot). Wurfwaffen und ein Schuhnagel von der römischen Belagerung des Jahres 51 v. Chr. M. 1:3 und 1:6 (große Spitze), Schuhnagel ohne M. Von der Fundstelle Grad bei Reka insgesamt stammen demnach Funde verschiedener Zeiten; die Konzentration von Waffen und Kleiderzubehör spätrepublikanischer Zeit ist aber überaus deutlich. Dies spiegelt sich auch in den Münzen, die im Bereich der aufgesammelten Funde und in deren Nähe entdeckt wurden (kleiner Hort von acht Denaren mit t.p.q. 47/46 v. Chr.).40 Während DRAGAN BOŽIČ vor einigen Jahren an einen Zusammenhang mit dem Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. dachte,41 ermöglichten es seither Neufunde JANKA ISTENIČ die meisten Funde als spätrepublikani- Abb. 11 Einige Wurfwaffen und Schleuderbleie aus Osuna und Munda, Zeugen des römischen Bürgerkriegs in den Jahren 46/45 v. Chr. im südlichen Spanien. M. 1:3 und 1:6 (Fotos ohne M.). Die Form der oval-flachgehämmerten Zunge findet sich ähnlich an kurzen Pila mit zwei Widerhakenenden vom Grad bei Šmihel und in Telamon im 2. bis frühen 1. Jahrhundert v. Chr.;39 ein einzelner Widerhaken ist jedoch bei diesen älteren Formen nicht üblich. Kurze Exemplare mit einem Widerhaken aus der Zeit des Bürgerkriegs wurden in Osuna gefunden; jene Waffen waren mit einer Tülle am Schaft befestigt (Abb. 11). Einseitige Widerhaken mit ovalflachgehämmerter Zunge, jedoch an recht langem 39 HORVAT 1997, 107; CONOLLY 1997, 43. sche Militaria zu bestimmen.42 Auf dem Grad bei Reka sind Zeugen römischer Kämpfe gegen einheimische Bewohner der Alpentäler nachgewiesen, mit 40 Zu den Münzen ISTENIČ 2005a, 83 (vom Grad: 4 vollständige Republik-Asse des 2./1. Jahrhunderts; ein „mäßig abgenutzter“ Denar von 56 v. Chr. gibt den t.p.q.; auf eine frühkaiserzeitliche Begehung deuten wohl ein halbierter republikanischer As sowie sicher eine frühe kräftig profilierte Fibel, später folgen je eine Prägung von Vespasian und Hadrian). – Die jüngsten Münzen des in der Nähe gefundenen Denarhorts sind wenig abgenützt. Für die Vermittlung von Fotos danke ich J. Istenič sehr. 41 BOŽIČ 1999. 42 ISTENIČ 2005a. 40 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 12 Andagoste (Cuartango, Alava) in den kantabrischen Bergen: Zeugen eines römischen Angriffs aus den dreißiger Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr.? M. 1:3. Abb. 13 Grad bei Reka (Slowenien). Lesefunde von Waffen, Fibeln und Schuhnägeln, größtenteils wahrscheinlich Überreste eines für 35 v. Chr. überlieferten Feldzugs von Octavian gegen die Iapyden. M. 1:3 und 1:6. einem archäologisch sicher bestimmbaren chronologischen Schwerpunkt um 40-20 v. Chr. Einige jüngere Funde können spätere Auseinandersetzungen bezeugen. Die spätrepublikanischen Funde setzt MARIETA ŠAŠEL KOS konkret in Zusammenhang mit dem Iapyden-Feldzug Octavians im Jahr 35 v. Chr.43 43 ŠAŠEL KOS 2005; ISTENIČ 2005a, 84. Col des Etroits im Waadtländer Jura Bei systematischen Prospektionen am Col des Etroits (1080 m ü.M.), an einer wichtigen Straßenverbindung vom helvetischen ins sequanische Gebiet, wurden kürzlich (mittels Detektoren und Sondierungen) spätrepublikanische Ausrüstungselemente – u.a. Fibeln und große Schuhnägel – gefunden. Dazu kommen wenige Waffen, die allerdings zeitlich schwie- Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 41 Abb. 14 Col des Etroits, Passage d’Entre Roches (Ste Croix VD). Wurfwaffen, Zeltheringe, Fibeln und Schuhnägel: Funde bei Prospektionen auf der Strassentrassee. M. Schuhnägel 1:3; übrige Funde ohne M. rig einzugrenzen sind (Abb. 14) 44 Römisches Militär auf dem Marsch und vielleicht auch Kämpfe im gleichen Zeithorizont wie in Andagoste und auf dem Grad bei Reka sind aber zu postulieren.45 Septimerpass und -straße Eine Reihe von Militaria, Ausrüstungsgegenständen und Münzen kam seit 2002 an mehreren Stellen zwischen dem Septimerpass (2311 m ü.M.) und Tiefencastel im Bereich der Gemeinden Bivio und Riom in Graubünden zuerst mit Metalldetektoren, dann auch bei Sondierungen und neuerdings bei Grabungen zu Tage (Abb. 15). JÜRG R AGETH hat in mehreren Artikeln einen guten Teil der Objekte bekannt gemacht und als Zeugen des Alpenfeldzugs von 15 v. Chr. bezeichnet.46 Zusammen mit WERNER ZANIER, der sich mehrfach mit Waffenfunden im Alpenraum und mit der Geschichte der Alpenfeldzüge befasste,47 führte er nördlich des Septimerpasses Grabungen auf einem befestigten Platz oberhalb der Passstrasse durch, die zur Zeit aufgearbeitet werden.48 Die bisher publizierten Funde umfassen 44 Jahrb. Arch. Schweiz 92, 2009, 310-312 (M. DEMIERRE). Man denke unter anderem an die Flucht des D. Brutus im Jahr 43, vgl. VAN BERCHEM 1982. 46 Zuletzt R AGETH 2010; R AGETH / ZANIER 2009. – Ausserdem FREI-STOLBA 2003 (Kommentar zu den Ereignissen 16/15 v. Chr. und zu den Legionen, die auf den Schleuderbleien erscheinen). 47 Zuletzt ZANIER 2006 mit ausführlichem Literaturkommentar; DERS. 2009b. 48 Für Informationen zu dieser Fundstelle danke ich den bei45 nicht nur ein bemerkenswertes Spektrum römischer und einheimischer Waffen, sondern auch Pioniergeräte von der Dolabra bis zu Zeltheringen. Unter den wenigen Fibeln befindet sich die Variante einer Scharnierbogenfibel. Dazu kommen etliche grosse Schuhnägel von über 1,7 cm Durchmesser sowie einige kleinere Exemplare. Für die Geschichte der römischen Alpenfeldzüge ist eine Reihe von Schleuderbleien mit Marken der 10., der 12. und der 3. Legion von besonderem Interesse (Abb. 15). Während die Marken der 10. Legion wie die meisten der bisher gezeigten, trotz ihrer zierlichen Buchstaben, in der Gussform angebracht wurden (Detail Abb. 15),49 hat man die übrigen gestempelt, wie zuvor erst eine kleine Serie von Munda (Abb. 11). Die Schleuderbleie der 12. Legion sind auf der einen Seite mit einem stilisierten Blitzbündel markiert, bezeichnen sie also als fulminata, ein Beiname, der nach den Untersuchungen von LAWRENCE K EPPIE spätestens um 30 v. Chr. bezeugt ist.50 Angesichts der wenigen präzisen Angaben über Truppen den Kollegen sehr. Im Juni 2009 hatte ich Gelegenheit, mit J. Rageth die in Chur befindlichen restaurierten Funde anzusehen; vgl. vorerst R AGETH 2010. 49 R AGETH 2003 und ZANIER 2009b denken, dass alle Markierungen gestempelt sind, doch zeigen nach Autopsie allein die Marken der 12. und 3. Legion die charakteristischen Spuren des Einschlagens. Die Markierungen der 10. Legion weisen die typischen gewölbten Hastae auf, die durch das Anbringen in der Gussform entstehen. 50 K EPPIE 1998, 209f. – Eine Besitzernotiz auf dem Septimer: R AGETH 2010, Abb. 8. 42 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 15 a Septimerpass und Strasse vom Septimerpass durch den Oberhalbstein (Crap Ses-Schlucht), Gemeinden Bivio und Riom GR. Ansicht der Befestigung und Auswahl charakteristischer Funde. L. der großen Lanzenspitze 32 cm. M. Zeichnungen 1:3. Abb. 15 b Abb. 15 c und Truppenteile in jener Zeit ist die Tatsache bemerkenswert, dass sowohl Teile der 12. Legion – man denke an Octodurus im Jahr 57 v.Chr. – als auch der 10. Legion in caesarischer Zeit im zentralen Alpenraum und in der Narbonensis belegt sind (Abb. 16).51 Waffen der einheimischen Bevölkerung befinden sich ebenfalls unter den Funden am Septimerpass, insbesondere zwei der vom zentralen bis in den östlichen Alpenraum charakteristischen sog. Hellebardenäxte (Abb. 15),52 die seit dem späten 2. / frühen 51 mit Truppen marschierte. – Ein spätrepublikanisches Schleuderblei mit Inschrift der 10. Legion aus der Gegend von Béziers in der Narbonensis publizierte FEUGÈRE 2008 (hier Abb. 16). 52 NOTHDURFTER 1979 mit Verbreitungskarte Abb. 19; ZANIER 2006, 232, Abb. 59. TARPIN 2002, 260 (Tabelle). Vgl. auch FREI-STOLBA 2003, 72f. Vorläufig bleibt dies eine Feststellung; die 3. Legion war bisher im Westen noch gar nicht belegt. – Die drei Legionen gehörten vor 31 v. Chr. (größtenteils?) zum Heer des M. Anton (K EPPIE 2000, 75), der in den späten 40er Jahren auch im Westen Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 43 Abb. 16 Schleuderblei spätrepublikanischer Zeit mit „Absender“ einer Zenturie der 10. Legion, gefunden nahe Béziers in der Gallia Narbonensis, L. 3,25 cm; Gewicht 44,4 g. Abb. 17 Septimerpass. Aus Brand- und Ascheschichten unter dem mittelalterlichen Hospiz: Denar des L. Hostilius Saserna, 46/45 v. Chr. Gew. 3,65 g. Dm. 1,9 cm. 1. Jahrhundert v. Chr. bis in spätaugusteisch / tiberische Zeit nachzuweisen sind und die Horaz in seinem Lobgedicht über den Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr. poetisch als Amazonenäxte den Vindelikern zuweist. Die beiden Exemplare von Septimerpass und -straße entsprechen übrigens einer typologisch älteren, eher gestreckten sowie einer späten, geschweiften Entwicklungsform.53 bis frührömische Keramik alpiner Art sowie einige Fragmente von importierten Acobechern.56 Zu den beiden Runggeln (davon eine mit einem Fabrikantenstempel), gertelartigen Mehrzweckgeräten aus dem Lebensbereich der zentral- und ostalpinen Männer, lassen sich zahlreiche Parallelen aus der Spätlatènezeit am südlichen Alpenrand und in den östlichen Alpentälern nennen sowie wahrscheinlich ein Exemplar noch in augusteischer Zeit aus Dangstetten.54 Ob sie von römischen Hilfstruppen oder Einheimischen verwendet wurden, lässt sich ebenso wenig sagen wie für das Spätlatèneschwert oder die lange, schlanke Lanzenspitze, die am Septimer ebenfalls zu Tage kamen. Erwähnenswert ist außerdem ein in jenen Ablagerungen unter dem Hospiz gefundener, wenig abgenutzter Denar des Jahres 46/45 v. Chr. (Abb. 17).57 Spätrepublikanische Silbermünzen zirkulierten zwar noch bis zur Abwertung des Denars unter Kaiser Nero; gut erhaltene Stücke dürfen jedoch – gerade im Alpenraum mit seiner Nähe zum (ober) italischen Münzumlauf – nicht e silentio dem frühkaiserzeitlichen Horizont zugerechnet werden. Im Bereich des mittelalterlichen Pass-Hospizes kam in den 1930er Jahren unter und teils gestört von mittelalterlichen Mauern eine „schwarze Brandschicht“ bzw. an anderer Stelle „dunkler Ascheschutt mit römischen Scherben“ zu Tage. Es handelt sich, soweit publiziert, um etwas späteisenzeitliche Militaria und die Münzen zeigen, dass nicht nur die verschiedenen Trassees der Passstrasse durch den Oberhalbstein, sondern auch die von J. R AGETH und W. ZANIER entdeckte befestigte Anlage oberhalb der Strasse beim Septimerpass selbst über längere Zeit begangen und aufgesucht wurden. Die Münzreihe ergab nebst einem kleinen Depot mit keltischen Potinmünzen des Zürcher Typs aus der Zeit um 100 v. Chr. eine Reihe spätrepublikanischer und kaiserzeitlicher Prägungen vom 1. Jahrhundert vor bis zum 1. Jahrhundert nach Christi Geburt (bisher jüngste Prägungen aus dem 2. Jahrzehnt n. Chr.).58 Auch unter den Schuhnägeln registriert man neben den charakteristischen grossen Exemplaren mehrere kleinere Stücke (Abb. 15). In viel spätere Zeit gehört schließlich das Fragment einer frühmittelalterlichen Knaufhammeraxt.59 Aber wie beim Grad oberhalb Reka fällt die Konzentration spätrepublikanischer sowie frühkaiserzeitlicher Funde auf. Insgesamt stammen, wie vom Grad bei Reka, Waffen und Ausrüstungsgegenstände von einem oder mehreren Ereignissen in den Jahrzehnten zwischen 40-20 v. Chr. Weitere Funde werden sich dem Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. zuweisen lassen. 53 56 Unter den weiteren Gerätschaften ist auf ein 270 g (zehn Unzen) schweres Bleigewicht in Form einer Amphore hinzuweisen. Parallelen dazu kennt man aus spätrepublikanischen Fundzusammenhängen, u.a. aus dem Schiffswrack von der Madrague de Giens um 70/60 v. Chr.55 Das Gewicht belegt, dass auch Leute mit Schnellwaagen aus dem Mittelmeerraum – vielleicht Händler – über den Septimer unterwegs waren. Ein frühes Exemplar z.B. in Ornavasso-San Bernardo Grab 161 (um 100 v. Chr.), ein spätes, stark geschweiftes in Ornavasso-Persona Grab 69 (um 20 n. Chr.): GRAUE 1972, Taf. 37,68; zur Chronologie der Gräberfelder von Ornavasso MARTIN-K ILCHER 1998; RGA 2 s.v. Ornavasso. 54 NOTHDURFTER 1979, Taf. 18; zu Dangstetten: vgl. FINGERLIN 1998, Grube 1109. 55 TCHERNIA ET AL. 1978, 73f., Taf. 25, 4 (Form mit flachem Boden; Gewicht ca. 1 römisches Pfund). Das Exemplar vom Septimer wurde sekundär verkleinert! WIEDEMER 1966, 169f. (mit Bezug auf den Grabungsbericht von H. CONRAD im Bündner Monatsblatt 1938). 57 WIEDEMER 1966, 168. Dank an J. Rageth für die Vermittlung der Fotos. 58 Bulletin Inv. Fundmünzen Schweiz 16, 2009, 39-40; ZANIER 2009b, 94; R AGETH 2010. 59 Vgl. BÖHME 1993 (abgebildet z.B. bei R AGETH 2003, Abb. 39,2). Der recht unsorgfältig gearbeitete, dornbewehrte Ring bei R AGETH 2010, Abb. 1, 29 kann als eine Art Morgenstern (nachrömischer Zeit?) bezeichnet werden. 44 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 18 Dangstetten. Teile charakteristischer Wurfwaffen sowie Pfeilspitzen aus dem augusteischen Militärlager. Die Pfeilspitzen der untersten Reihe stammen aus Grube 439 C. Dangstetten und Oberaden Es bietet sich an, entsprechende Waffen aus dem etwa 15 ha großen Lager Dangstetten60 (Abb. 18), das in augusteischer Zeit sozusagen am Nordrand des Alpenvorlandes und unmittelbar bei einer Brückenstelle gegenüber von Zurzach / Tenedo61 rechts des Rheins errichtet wurde, in den Vergleich einzubeziehen. Es umfasst den bisher größten militärischen Fundkomplex grosso modo des 2. Jahrzehnts v. Chr.62 Angelegt wurde der Stützpunkt zur Sicherung früher, auch in spätkeltischer Zeit wichtiger, rechtsrheinischer Straßenverbindungen und zur Sicherung des Wasserwegs auf dem Rhein.63 Von Vindonissa aus bestand bei Tenedo die einfachste Möglichkeit an und über den Rhein zu gelangen. 60 FINGERLIN 1986; DERS. 1998. H ÄNGGI ET AL. 1994. 62 Zur Diskussion um die Anfangsdatierung „15 v. Chr.“ aufgrund der Verbindung mit dem schriftlich überlieferten Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. (FINGERLIN 2006a, 12f.; FISCHER 2005) oder einige Jahre früher, „um / nach 20 v. Chr.“, aufgrund der antiquarischen Analyse vor allem der Sigillaten und ihrer Stempel (ROTH-RUBI 2006, 103) ist festzuhalten, dass in Dangstetten aufs Jahr genau datierte Funde nicht vorhanden sind. 63 Zu den Straßen FINGERLIN 2006b. 61 Aufgrund der zahlreichen Funde, insbesondere der von K ATRIN ROTH-RUBI 2006 bearbeiteten Feinkeramik, aber auch der Fibeln ist festzustellen, dass Dangstetten relativchronologisch klar vor dem 11-8/7 v. Chr. dendrodatierten Oberaden64 beginnt (wobei man sich, mit Ausnahme der Sigillatastempel, für die Keramik bis heute weitgehend auf die Untersuchungen Loeschckes von 1942 stützen muss). Die Funde aus den Gruben in Dangstetten erreichen aber nicht den Horizont der Jahrzehnte 40-20 v. Chr., der beispielsweise in Lyon, auf dem Titelberg und neuerdings wieder auf dem Petrisberg bei Trier (ab 30 v. Chr. während kurzer Zeit, dendrodatiert) zu fassen ist. 65 Ein Beginn von Dangstetten um 20 v. Chr. ist angesichts aktueller Vergleichsensembles aus Gallien realistisch. Als chronologisch relevante Elemente können nicht nur Formen und Stempel der italischen Sigillata herangezogen werden, sondern auch Formen und Dekorationen der Dünnwandkeramik sowie die Fibeln; weder die Münzen noch die soeben publizierten 64 KÜHLBORN 1992. Lyon: DESBAT 2005 und in Vorb. – Titelberg: METZLER / GAENG 2009, 519-528; M ETZLER ET AL., in Vorb. – Trier-Petrisberg: vorerst LÖHR 2004; LÖHR / TRUNK 2008. 65 Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 Amphoren widersprechen einem Beginn um 20 v. Chr.66 Was die Fibeln betrifft, bietet der überaus reiche Bestand aus der um 10 v. Chr. planmässig wieder gegründeten Colonia Raurica (Augst / Kaiseraugst)67 eine gute Kontrollmöglichkeit: Hier fanden sich gerade noch zwei Spätformen von Scharnierbogenfibeln (Typ Alesia), jedoch zahlreiche Aucissafibeln.68 Im Gegensatz zu den meisten der bisher gezeigten Ensembles und Funden handelt es sich in Dangstetten – soweit bekannt – nicht um Reste von Kämpfen und expeditiones, sondern um Siedlungsabfall aus Gruben und selten vielleicht auch um Materialdepots. Dreiflügelige Pfeilspitzen sind in ähnlicher Art wie in Andagoste und vom Grad bei Reka vertreten; hinzu kommt aber auch eine neue, rundliche Form (Abb. 18). Nur zwei Pfeilspitzen besitzen dagegen einen (offenbar schlecht erhaltenen) Widerhaken, wie solche deutlich ausgeprägt vor allem in den gallischen Fundensembles der caesarischen Zeit regelmäßig vorkommen (vgl. Abb. 8; 10). Die Katapultbolzen sind schlank oder besitzen wenig abgesetzte Spitzen; die pyramidalen Formen wie etwa in Alesia oder vom Grad bei Reka (Abb. 8; 13) fehlen. Schleuderbleie wurden keine gefunden. Anders als bisher sind die Pila am Holz geschäftet: Es überwiegt eine neue Form mit massiven rechteckigen Zwingen pyramidaler Form (Abb. 18). Diese Zwingen unterscheiden sich deutlich von älteren, meist runden, seltener quadratischen einfachen Eisenbändern aus Alesia, von denen einige noch an langen, spießartigen Waffen gefunden wurden (Abb. 8).69 Unter den Kleidungsbestandteilen sind in Dangstetten weiterhin Fibeln des Typs Alesia vorhanden, mehrheitlich in Spätformen. Sie machen aber im Vergleich mit den Aucissafibeln nur noch knapp 15% der Scharnierfibeln aus. Von über 100 Schuh66 Dünnwandkeramik: ROTH-RUBI 2006, 52ff.; DESBAT, in Vorb. – Fibeln: FINGERLIN 1986; DERS. 1998. Einige Fibeltypen zusammengestellt bei STÖCKLI 2010. – Münzen: STÖCKLI 2010, 108f. – Amphoren: EHMIG 2010 (der Band erschien nach Abschluss dieses Beitrags). 67 Nachdem an diesem Platz bereits einige Jahre zuvor römische (vom Militär unterstützte?) Aktivitäten zu beobachten sind, wie z.B. eine Grube mit früher Keramik unter der Forumsstrasse (Grabungen 1967) illustriert. Man müsste diese Spuren einmal zusammenstellen. 68 R IHA 1979, Nr. 598; DIES. 1994, Nr. 2237. 69 SIEVERS 1997, 273, Abb. 2. 45 nagelköpfen, die ich vor einigen Jahren dank des Entgegenkommens des Ausgräbers Gerhard Fingerlin messen konnte, ist selbst unter den wenigen ungereinigten Stücken keiner größer als 1,4 cm (Abb. 9b).70 Unter den überlieferten historischen Daten, während derer Militär am Hochrhein aufmarschiert sein kann, ist nebst der gängigen Verbindung mit Augustus’ Anwesenheit in Gallien (16-13 v. Chr.) an Agrippas zweite Statthalterschaft (19 v. Chr.) zu erinnern; weitere, in den Quellen nicht explizit überlieferte Ereignisse und strategische Überlegungen können zur Anlage des Militärstützpunkts am Hochrhein um 20 v. Chr. geführt haben. Sicher aber war Dangstetten um 16/15 v. Chr. besetzt. Durch ein Etikett ist die dritte Kohorte der 19. Legion nachgewiesen, die bekanntlich in der Varusschlacht des Jahres 9 n. Chr. zu Grunde ging. Kürzlich hat H.-U. NUBER auf einem – sekundär überschriebenen – Etikett aus Dangstetten den Namen des P. Quinctilius Varus als einen der Kommandanten der 19. Legion erkannt.71 Einige Elemente von Dangstetten lassen sich mit dem später beginnenden Lager von Oberaden vergleichen. An Waffen ist von dort nicht viel publiziert; man registriert wiederum Pila mit pyramidaler Zwinge, vermehrt aber breitblattförmige dreiflügelige Pfeilspitzen, zu denen beispielsweise – hier nicht gezeigt – Sammelfunde aus einer Grube in Haltern72 oder aus einer spätaugusteischen Grube in Lyon passen.73 Unter den Scharnierfibeln liegen offenbar ausschließlich Aucissafibeln vor (Abb. 19).74 Drei Türme am Nordende des Walensees Nicht unerwähnt dürfen hier drei Türme am Ausfluss des Walensee bleiben, die den Wasserweg über Walen- und Zürichsee und die strategisch wichtige Transversale von Oberitalien über den Septimerpass via Zürich und Vindonissa nach Nordgallien sowie ins Rheintal schützten (Abb. 2 und 20). Die Errichtung dieser ältesten mit Mörtel gemauerten Steinbauten im Gebiet nördlich der Zentralalpen wird 70 Vgl. auch oben Anm. 27. NUBER 2008; DERS. 2009. 72 H ARNECKER 1997, Taf. 78f. 73 DESBAT / M AZA 2008. Die Zuweisung zu den Phasen und Horizonten (nicht aber den Gruben) weist Unstimmigkeiten auf; diese werden demnächst korrigiert (DESBAT, in Vorb.). 74 KÜHLBORN 1992, Taf. 33. 71 46 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 19 Oberaden. Wurfwaffen, Pfeilspitzen und einige Aucissafibeln aus dem augusteischen Militärlager (dendrodatiert 11-8/7 v. Chr.). in der Forschung unterschiedlich datiert: 1972 setzte COLIN WELLS die Bauzeit in die Jahre um 25/ 20 v. Chr., weil er eine Verbindung mit dem römischen Militärstützpunkt auf dem Zürcher Lindenhof herstellte, den er aufgrund früher Sigillaten und anderer Importe postulierte und in jene Jahre datierte; außerdem wies er auf die altertümlichen Formen der bei den Türmen von Filzbach GL und auf dem Biberlikopf (Gem. Schänis SG) gefundenen Pila hin sowie auf einen (gut erhaltenen) Legionsdenar des Jahres 31 v. Chr. aus dem Innern des Biberlikopf-Turms.75 Den Grund für die Errichtung der Türme sah er im Schutz vor rätischen Einfällen (Strabo 4, 206). Aufgrund der Funde hielt er ihre Auflassung bald nach dem Sommerfeldzug von 15 v. Chr. als sicher. schung nicht nur für eine (vorab mit Funden aus Gruben begründete) militärische Anlage in Zürich, sondern auch für die Walenseetürme verworfen und ein alleiniger Zusammenhang mit den Alpenfeldzügen der Jahre 16/15 postuliert.77 K ATRIN ROTH-RUBI näherte sich 2004 nach der Neuaufnahme eines großen Teils der Funde aus den Türmen der Position von WELLS und setzte die Erbauung der Türme zeitgleich mit dem von ihr vor allem aufgrund der Sigillaten definierten Beginn des Lagers Dangstetten: „um / ab 20 v. Chr.“.78 Weitere Argumente brachten seither in Zürich der Nachweis eines spätlatènezeitlichen Oppidums und um den Lindenhof neue, frühe römische Kontexte mit entsprechenden Importen.79 Eine frühaugusteische Datierung76 wurde in der Folge von der schweizer sowie der deutschen For- Für die vorliegende Untersuchung habe ich die Befunde und Funde aus dem am besten beurteilbaren Turm auf dem Biberlikopf nochmals durchgese- 75 WELLS 1972, 42, 53ff. – Der wenig abgenützte Denar abgebildet bei LAUR-BELART 1960b, 72, Abb. 80; ROTH-RUBI ET AL. 2004, 48, Abb. 17. 76 Die lange Regierungszeit des Augustus kann schematisch unterteilt werden in: frühaugusteisch: 27-16 v. Chr.; mittelaugusteisch: 15-1 v. Chr.; spätaugusteisch: 1-14 n. Chr. 77 Z.B. FISCHER 2005. ROTH-RUBI ET AL. 2004, 49. 79 BALMER 2005; DIES. 2009. 78 Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 Abb. 20 a Walenseetürme. Pila aus Filzbach, Pilum und dreiflügelige Pfeilspitzen vom Biberlikopf; Beispiele früher Keramik (italische Sigillata, Dünnwandkeramik sowie Amphore Dressel 1 und frühe Dressel 20) vom Biberlikopf; Schuhnagel vgl. Abb. 9b. b, c Die gemauerten Türme mit den gestuften Fundamenten am nördlichen Ende des Walensees (b) sind am besten vergleichbar mit der frühen, archäologisch jedoch noch nicht datierten Stadtmauer von Como (c). 47 48 hen.80 Überreste einer Stratigraphie waren bei den letzten Grabungen von 1960-1962 in den bereits seit dem 19. Jahrhundert teilweise freigelegten und zerstörten Bauten nur im Falle des Biberlikopf an einigen Stellen außerhalb des Turms erhalten. Aus den Profilen ergeben sich im ungestörten Bereich östlich des Turms Hinweise auf wenigstens eine Kulturschicht und eine Brandschicht mit Funden. Weitere Funde kamen in kleinen Schnitten zum Vorschein, die man zur Lokalisierung der Hofmauer anlegte. Ein Pilum mit einseitigem Widerhaken kam im „Maurerabfall“, d.h. im Bereich der Bauschicht „hart am Fuß der Südmauer“ zu Tage, wogegen sechs dreiflügelige Pfeilspitzen nahe beieinander in einer „Brandschicht“ auf einer Kulturschicht, ca. 2 m vor der Ostmauer lagen (Abb. 20).81 Ob die Waffen relativchronologisch unterschiedlichen Ereignissen zuzuweisen sind, lässt sich nicht sicher sagen, ist aber gut möglich. Beim Turm von Filzbach fanden sich zwei sehr ähnliche Pila (Abb. 20).82 Pila mit einseitigem Widerhaken sind bisher nur mit einigen Waffen der Jahrzehnte unmittelbar nach dem gallischen Krieg vergleichbar, worauf auch V. SCHALTENBRAND OBRECHT und kürzlich E. DESCHLER-ERB ET AL. hinwiesen.83 Die Pfeilspitzen aus der Brandschicht entsprechen den schlanken Formen mit Widerhaken, wie mehrere auf dem Grad bei Reka, vom Döttenbichl (s.u.) sowie einige aus Dangstetten vorliegen (Abb. 13; 23; 18). Der einzige vollständige Schuhnagel vom Biberlikopf-Turm misst 1,7 cm (Abb. 9b), ein weiterer (fragmentierter) 1,5 cm.84 80 ROTH-RUBI ET AL. 2004, Abb. 3 und 7. Mein Dank geht an M. Schindler, Kantonsarchäologe St. Gallen, für Hilfe und die Möglichkeit, die Originalfunde ansehen zu können. – Die „besseren“ Funde – Sigillata, Feinkeramik, Metall – wurden bald nach der Grabung größtenteils aussortiert, zwar mit Laufnummern versehen, doch ist die Konkordanz mitsamt dem Grabungstagebuch nicht mehr auffindbar (Auskunft M. Schindler). Zurück in den originalen Fundsäcken und damit näher zuweisbar blieben vor allem Amphorenscherben. Angaben zur Stratigraphie sind auf den Fundsäcken notiert, dazu kommen glücklicherweise Angaben zu einigen Funden in den Vorberichten. – M. Martin, der 1961 als Student an der Grabung teilnahm, hielt einige Beobachtungen in eigenen Notizen, Profilen und Skizzen fest, die wertvolle Ergänzungen liefern (eine Kopie ist jetzt bei der Kantonsarchäologie St. Gallen deponiert). 81 LAUR-BELART 1962, 44ff. (Schnitt 7 und 8, Schicht 6). Die Brandschicht wurde nur teilweise erfasst, durch die Grabungsgrenze geschnitten und dürfte sich nach Osten zur Hofmauer hin fortsetzen (nähere Angaben M. Martin, wie Anm. 80). 82 LAUR-BELART 1960a, 9 Abb. 8. 83 V. SCHALTENBRAND OBRECHT, in: ROTH-RUBI ET AL. 2004, 43ff.; DESCHLER-ERB ET AL. 2008, 272. 84 Bisher unpubliziert; Grabung 1961, Schnitt 16, Kulturschicht FK 31. – V. SCHALTENBRAND OBRECHT, in: ROTH-RUBI ET AL. 2004, 47 (B 96). Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Unter der Keramik aus den Türmen gibt es Elemente, die gut in den Horizont „Dangstetten-Oberaden“ passen, doch lassen sich für andere frühere Parallelen nennen, dies gilt besonders für die importierte Sigillata und die Dünnwandkeramik.85 Die Amphoren86 unterstützen eine frühere Datierung: In Filzbach und auf dem Biberlikopf waren systematisch kleingeschlagene Amphoren sekundär in einer während der Entstehungs- oder Gebrauchszeit im Turm angelegten Zisterne verbaut worden.87 Die Zisternen wurden in moderner Zeit abgebrochen und der Schutt aus dem Mauergeviert des Turms nach außen verlagert. Die oberste, dunkle humose Fundschicht vor allem auf der Ost- und Südseite außerhalb des Biberlikopf-Turms mit sehr zahlreichen klein zerschlagenen Amphorenfragmenten – viele davon mit Mörtelresten – , einigen Nägeln und wenig anderer Keramik ist das Resultat jener Zerstörungen. Auch wenn es angesichts der starken Fragmentierung unmöglich ist, Individuen zu rekonstruieren, lassen sich die als Stichprobe ausgezählten 550 Fragmente, die aufgrund von Mörtelresten und ihrer Position in den modernen Abbruchschichten der Zisterne zuweisbar sind, prozentual folgenden Formengruppen zuordnen: – Etwa 2% zu italischen Dressel 1 (sicher mehrere Gefäße) und 8% zu Lamb. 2 / Dressel 6A (feiner hellbräunlicher, jedoch kaum beiger Ton) von der tyrrhenischen und adriatischen Küste Italiens. – Mit etwa 62% überwiegen bei weitem Formen aus dem Süden der Iberischen Halbinsel: Dressel 9, 10, 7, 12 (oft recht dickwandig), dazu kommen 6% Dressel 20 (sicher einmal mit breitovalem Henkel, dazu zwei Fragmente steiler Ränder; ein Beispiel in Abb. 20); nicht mehr als 2% sind der Form Haltern 70 zuzuweisen (nur ein Randfragment, die übrigen aufgrund dünner 85 ROTH-RUBI ET AL. 2004, 40ff. zur Sigillata. – Unter der importierten, hauptsächlich italischen Dünnwandkeramik aus Filzbach und vom Biberlikopf sind von etwa 90 Fragmenten nur 3% modelgeformt, aber 25% mit Dornen, Rippen sowie wenige Stücke mit feinen senkrechten Rillen versehen; die übrigen sind glattwandig. Zu diesem recht frühen Spektrum vgl. DESBAT, in Vorb.; SANCHEZ 2009, bes. Narbonne, Médiathèque, Phasen 3 bis 5. – Reibschüsseln sind kaum vertreten (ROTHRUBI ET AL. 2004, B23 ist ein fragmentierter Amphorenrand). 86 Dank an G. Thierrin-Michael, Fribourg, für die makroskopische Begutachtung einiger Stücke vom Biberlikopf. 87 LAUR-BELART 1960a; 1962; M. SCHINDLER, in: ROTH-RUBI ET AL. 2004. – Es fällt auf, dass unter 550 ausgezählten Amphorenscherben (was ca. 50% des Bestandes von wenigstens 2x4 cm Größe entspricht) fast nur Wandstücke vorliegen, Ränder, vor allem aber Füße und Henkel befinden sich darunter kaum. Zur systematischen Triage und Zerkleinerung zwecks Wiederverwendung bzw. Entsorgung vgl. S. M ARTIN-K ILCHER, in: HAGENDORN ET AL. 2003, 353ff. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 Wandscherben; möglicherweise handelt es sich aber ebenfalls um Dressel 20). – Bemerkenswert ist mit 15% der Anteil dickwandiger Fragmente früher tarraconensischer Fabrikate (bräunlich-rot oder beige, etwas gemagert, mit nur wenig Glimmer),88 von denen einige nach Schulterstücken zu schließen Dressel 1(B) angehören dürften. Derartige Amphoren sind beispielsweise in Goeblingen-Nospelt Grab A (um 40/30 v. Chr.) bezeugt.89 Nur 1% bestehen aus dem „typischen“ orangeroten, stark gemagerten und glimmerhalten Ton, wie er für viele Pascual 1 typisch ist. – Importe aus Gallien sind mit 2% aus Marseille vertreten (keine flachbodigen Gaul. 2),90 aber es sind keine aus Lyon bzw. dem mittleren Rhonetal vorhanden. Im Hofbereich des Biberlikopf-Turms kamen in einer direkt auf dem Fels gelegenen Kulturschicht geringe Reste von wenigstens zwei italischen Dressel 1 (ein fragmentierter Rand Dressel 1B in Abb. 20) sowie Fragmente weiterer Amphoren zu Tage, die dem Spektrum aus der Zisterne entsprechen. Stratigraphisch im Hofbereich nicht näher zuweisbar sind einige größere Amphorenfragmente, wie sie im üblichen Siedlungsabfall zu erwarten sind, darunter die Form Pascual 1 in den seit mittelaugusteischer Zeit typischen orangeroten Fabrikaten der Tarraconensis. Die Amphoren unterstreichen die frühe Fazies der Importe, die hauptsächlich über das Rhonetal, Vindonissa und Zürich,91 vereinzelt vielleicht wie andere Waren und kleine Gegenstände über die Alpen und Chur an den Walensee gebracht wurden. Vorausgesetzt, dass die Zisternen mit dem Bau der Türme eingebaut wurden, was wahrscheinlich ist, vermitteln diese Amphoren einen t.p.q. für die Bauzeit um 30 v. Chr. 49 Bisher nie eingeordnet wurde die Bautechnik der drei Türme92 mit dem auffällig abgetreppten Fundament (Abb. 20). Beispiele finden sich aber in Norditalien: Die besten Parallelen bieten die sicher frühen Stadtmauern der Koloniestädte Como sowie (mit Ziegelfundamenten) in Mailand. Auch der Charakter der archäologisch bislang nicht genauer datierten Mauer von Como ist sehr gut vergleichbar (Abb. 20c); es bleibt vorläufig allein ein vor 54 v. Chr. verfasstes Gedicht Catulls, in dem er die moenia der Stadt erwähnt.93 Nach Ausweis der verschiedenen Fundgruppen wurden die Walenseetürme um 30 v. Chr. erbaut und bald nach den Alpenfeldzügen von 16/15 v. Chr. aufgelassen.94 Dazu passt im Umland der Türme eine bislang zwar kleine, für mittelaugusteische Anlagen aber atypische Münzreihe mit Prägungen des 1. Jahrhunderts v. Chr.95 Die Bauten wurden zum Schutz der Wasserstrasse und der wichtigen Fernstrasse er richtet, eventuell aufgrund von Einfällen von „Rätern“ (Strabo 4,206). Im Einsatz waren Bautrupps aus Norditalien, vielleicht aus Como selbst, doch bestanden nach der Belieferung mit Amphoren zu schließen auch Verbindungen in Richtung Zürich, Vindonissa und Rhonetal. Die Besatzung selbst kann mehrfach gewechselt haben, zudem bleibt offen, ob die Türme während der ganzen Zeit besetzt waren. Im Bereich zwischen Walensee und Alpenrheintal wird auch die Grenze der helvetischen Civitas gelegen haben; die Türme müssen aber keine Grenzlinie markieren. Sie befinden sich primär im topographisch engsten und damit strategisch am besten kontrollierbaren Bereich an der wichtigen Route von den Alpentälern via Mittelland ins Rheintal und nach Nordgallien (Abb. 2). Die Anlagen wurden während einer Phase errichtet, als diese Achse 92 ROTH-RUBI ET AL. 2004, 49. LAUR-BELART 1962, 16 erwog aufgrund der gemörtelten Mauern südliches Know-how; M. MARTIN erwähnte die Stadtmauern von Como. Vgl. dazu MIRABELLA ROBERTI 1990; neuere Grabungen im Bereich der Stadtmauer (NOBILE DE AGOSTINI 2005) erbrachten bisher leider keine datierbaren archäologischen Befunde zum Bau der Mauer (freundliche Mitteilung I. Nobile, Como). Weitere Stadtmauern bei BONETTO 1998; zu Trento vgl. CIURLETTI/ CAVADA 2000, 287ff. – Zum Gedicht Catulls s. Anm. 11. 94 Eine systematische Prospektion der noch auswertbaren Flächen um den Biberlikopf ist geplant und wird hoffentlich weitere datierbare Funde und Münzen zu Tage bringen; entsprechende Untersuchungen konnten leider bis zum Abschluss dieses Beitrags nicht realisiert werden. 95 B. ZÄCH, in: ROTH-RUBI ET AL. 2004, 47f. Dazu kommt jetzt ein weiterer, sehr gut erhaltener Fund von 2009 aus Benken SG: Lugdunum, As, 36 v. Chr. (?), Vs. IMP CAESAR · DIVI · F · DIVI · [IVLI]; RPC I, S. 151, Nr. 515, 18,467 g (Bestimmung J. Diaz Tabernero, IFS Bern). 93 88 Makroskopisch ähnlich sind Fabrikate der tarraconensischen Dressel 1B aus dem Schiff von Cap Béar 3: Zuletzt MARTIN-K ILCHER ET AL. 2009, 344ff. mit Lit. 89 Zu den tarraconensischen Dressel 1 vgl. MARTIN MENENDEZ 2008; MARTIN-KILCHER ET AL. 2009, 344f. mit weiteren Beispielen. 90 Der einzige Rand: ROTH-RUBI ET AL. 2004, Abb. Taf. 7, B36. Ähnlich BERTUCCHI 1992, 135, Abb. 70; nach der am Original etwas markanteren Profilierung sind auch Randformen von Weinamphoren Tarraconense 1A aus dem drittem Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr. vergleichend heranzuziehen (MARTIN MENENDEZ 2008, Fig. 5). Diese könnten in Marseille hergestellt worden sein wie die Pascual 1 (vgl. das Beispiel aus Goeblingen, Grab B [um 20 v. Chr.] bei M ARTIN-K ILCHER ET AL. 2009, 347f.). 91 Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein Teil der gezielt als Baumaterial verwendeten Amphoren als Leergebinde in einer Schiffsladung von Zürich über den See zu den Türmen transportiert wurde, doch sammelten sich geleerte Amphoren rasch an. 50 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 21 Eschenz, Insel Werd. Waffen, Fibeln und Keramik, die aus der Zeit des Alpenfeldzugs von 15 v. Chr. stammen könnten, aus Altgrabungen. zwischen Südalpenraum und helvetischer Civitas unter römischer Kontrolle stand, waren aber wahrscheinlich wiederholt umkämpft. Eschenz Insel Werd Aus unstratifizierten Altgrabungen im Bereich der am Ausfluss des Bodensees gelegenen Insel Werd stammt eine ganze Reihe frühkaiserzeitlicher Funde, darunter auch Waffen und Fibeln. Von 21 Münzen seit der späten Republik (meist halbiert) bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. stammt immerhin fast die Hälfte aus der Zeit vor und bis Augustus.96 Typologisch sind nicht nur unter der Keramik, sondern auch unter den Waffen und Fibeln einige Stücke dem Horizont „Dangstetten / Oberaden“ zuweisbar (Abb. 21): Ein Pilum mit schmaler rechteckiger Befestigungszunge findet vereinzelte Gegenstücke an Rhein und Lippe.97 Nach diesen Funden könnte Tiberius im überlieferten Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr. sehr wohl diese Insel am Westende des Bodensees als Stützpunkt im Kampf gegen die Vindeliker gewählt haben (Strabo 7,1,5; Cassius Dio 54,22).98 An dem strategisch günstigen und geschützten Ort standen nach Aussage weiterer Militaria (z.B. frühkaiserzeitliche Cingulumbeschläge) auch später noch römische Soldaten, während Hinweise auf vor- und frühaugusteisches Militär bisher fehlen. Weitere Plätze im Alpenraum Noch nicht vollständig zu überblicken sind mehrere Brandopferplätze und andere Fundstellen der späten Eisen- und frühen Kaiserzeit im zentralen Alpenraum. Neben Opfern von Tieren sowie deponierten Gerätschaften und Trachtbestandteilen kamen an einigen dieser – während längerer Zeit aufgesuchten – Opferplätze Waffen aus vor- und 96 BREM ET AL. 1987, 27. Dass kein Nemausus-As vorhanden ist, mag auf dem Fehler der kleinen Zahl beruhen. 97 LUIK 2002, Abb. 47. 98 Zu den Quellen TARPIN 36ff. ET AL. 2000, 123ff.; ZANIER 2006, Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 51 Abb. 22 Einige Wurfwaffen, Fibeln und Schuhnägel vom Brandopferplatz auf dem Döttenbichl bei Oberammergau. (Fotos ohne M.). frührömischer Zeit zu Tage. Einer der für unsere Fragen interessanten, wenn auch noch nicht vollständig publizierten Plätze ist der Döttenbichl bei Oberammergau, der nahe der Hauptroute von Italien zur Oberen Donau über den Reschenpass liegt.99 Hier fallen Waffen auf, die sich typologisch den Jahrzehnten nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. zuordnen lassen (Abb. 22). Bemerkenswert sind drei Katapultpfeilspitzen, die auf der einen Fläche den eingeschlagenen Stempel der 19. Legion tragen. W. ZANIER setzte diese Waffen mit dem Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. in Verbindung und sah einen Zusammenhang mit dem Lager Dangstetten, wo Teile der 19. Legion durch ein Etikett nachgewiesen sind.100 Die 19. Legion gehörte bekanntlich seit 41 v. Chr. zu Octavians Streitkräften, bevor sie ins augusteische Heer eingegliedert wurde.101 einigen Exemplaren auf dem Grad bei Reka, beim Walenseeturm auf dem Biberlikopf und in Dangstetten vertreten ist (Abb. 13; 18; 22). Bei den Katapultspitzen fallen deutlich profilierte Enden auf, doch fehlen offenbar die charakteristischen breitpyramidalen Stücke wie etwa aus Alesia oder Uxellodunum (Abb. 8; 10). Andererseits findet sich bei keinem der Beispiele aus Dangstetten eine ähnlich markante Profilierung; besser vergleichbar sind einige Spitzen aus neu entdeckten, noch nicht genauer datierten frühen Lagern bei Hedemünden am Unterlauf der norddeutschen Werra.102 Auch am Döttenbichl stellt sich die Frage, ob die Waffen näher datierbar und einem einzigen Ereignis zuzuweisen sind. Die publizierten dreiflügeligen Pfeilspitzen gehören zu einem Typ, wie er mit Sowohl die dreiflügeligen Pfeilspitzen mit Widerhaken wie die Katapultbolzen vom Döttenbichl können Zeugen der Alpenfeldzüge von 16/15 v. Chr. darstellen. Eine Pfeilspitze mit kräftigem einseitigen Widerhaken und eine blattförmige Pfeilspitze mit zweiseitigen Widerhaken (Abb. 22) können jedoch einige Jahrzehnte früher auf den Döttenbichl gekommen sein103 und die beiden bisher veröffentlichten Dolche später.104 Aufgrund der Münzreihe und weiterer Funde sind auf dem Döttenbichl 99 102 100 103 ZANIER 2009a mit Lit.; zu den Münzen ZIEGAUS 2004. ZANIER 2009a; DERS. 2009b; NUBER 2008; DERS. 2009. 101 K EPPIE 1998, 202. GROTE 2006. Zur spätrepublikanischen Bewaffnung vgl. Anm. 16. 104 Abgebildet und kommentiert bei ZANIER 2000, 274f. 52 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 23 Beispiele für Militaria und Kleiderbestandteile des 1. Jahrhunderts v. Chr. vom Ochsenberg bei Wartau SG im Alpenrheintal und aus dem Salzburger Hinterland. (Zeitstellung des Zeltherings von der Goldegg unklar). Deponierungen noch im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. nachzuweisen.105 Zu diskutieren ist die Stempelung der dortigen Katapultpfeilspitzen. Dank der Feuerpatina ist die Erhaltung der Eisenobjekte vom Döttenbichl ausgezeichnet, im Gegensatz zu Stücken aus anderen Fundorten. Zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Markierung deshalb schwierig zu bewerten. Man kann nur feststellen, dass aus den augusteischen Lagern am Rhein oder auch vom Schlachtfeld Kalkriese106 keine derartig gekennzeichneten Wurfwaffen publiziert sind. Die Markierung des „Absenders“ auf Wurfwaffen – bisher Schleuderbleie – ist jedoch eine Mode der späten 105 106 Zu den Münzen: ZIEGAUS 2004, 56. H ARNECKER / FRANZIUS 2008. Republik, wobei allein mit dem Namen einer Legion bezeichnete seit den späten 40er Jahren (Munda, vgl. Abb. 11) belegt sind. Die Stempel auf den Eisenspitzen sind zwar etwas breiter als diejenigen der Schleuderbleie, doch handelt es sich um komplett unterschiedliche Trägerstoffe. Es ist möglich, dass die von der 19. Legion gestempelten Spitzen auf dem Döttenbichl – zusammen mit anderen Waffen und Gegenständen – von kriegerischen Zusammenstössen in vor- oder frühaugusteischer Zeit zeugen. Die Analyse der übrigen Funde, auch der Münzen und Kleidungsreste (Fibeln, Schuhnägel) wird dazu weitere Aussagen erlauben. Nichts spricht dafür, die Waffenweihungen auf ein einziges Ereignis zu beschränken. Waffen, Fibeln und andere Gegenstände der Jahrzehnte nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. sind schließlich von weiteren Orten an Straßen und Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 Pässen im Alpenraum südlich von Innsbruck und Salzburg bekannt, wenngleich bislang unvollständig publiziert (Abb. 23).107 Sie bezeugen aber auch dort an einigen Stellen römische Militärfunde. Die systematische Sichtung der Befunde und Funde – die Münzen eingeschlossen – aus dem Alpenraum sowie gezielte Prospektionen auf den verschiedenen Wegen und Übergängen werden mit Sicherheit weiteres römisches Militär des 1. Jahrhunderts v. Chr. nachweisen! Die Eroberung des Alpenraums – eine längere Geschichte Die archäologischen Fundgruppen und ihre Datierung Die Tabelle Abb. 24 visualisiert die für eine Materialgliederung relevanten, vor allem römischen Waffen und Ausrüstungselemente des 1. Jahrhunderts v. Chr. in relativchronologischer Ordnung. Es handelt sich um sechs unterschiedliche Waffen: Schleuderbleie, Katapultspitzen, zwei verschiedene Arten von Pila, zwei verschiedene Arten von Pfeilspitzen mit jeweils unterschiedlichen formalen und typologischen Varianten. Dazu kommen zwei in gleicher Art unterteilbare Elemente der römischen Militärkleidung, nämlich Fibeln des Mantels (sagum) und Nägel der caligae. Die Gegenstände stammen aus den oben vorgestellten sowie einigen weiteren, möglichst gut datierbaren Fundkomplexen von der Iberischen Halbinsel bis zu den Ostalpen. 107 Vom Alpenrheintal abgesehen (eine Auswahl an Fibeln und Angaben zu einigen teils frühkaiserzeitlichen Waffenfunden aus verschiedenen Fundorten bei ZANIER 2006; zu WartauOchsenberg vgl. PRIMAS ET AL. 2001; PERNET / SIKIMIC 2007) sei an das Heiligtum auf der Pillerhöhe südwestlich von Innsbruck erinnert (M. TSCHURTSCHENTHALER / U. WEIN / in: WALDE 1998, 227-260, zu den Münzen D. FEIL, in: WALDE 1998, 261-284) sowie an Fundorte aus den Tälern südlich von Salzburg aufmerksam gemacht: insbesondere auf Uttendorf-Steinbühel und Goldegg-Passtelle, während die Funde aus Saalfelden-Biberg eher auf eine einheimische Siedlung des 1. Jahrhunderts v. Chr. hindeuten. Bemerkenswert ist aber eine dort gefundene frühe Scharnierbogenfibel, vgl. Abb. 23 (Beiträge von P. HÖGLINGER und F. MOOSLEITNER, in: HÜSSEN ET AL. 2004). – Weiter östlich wäre unter anderem an die Station der Gurina bei Dellach zu erinnern, die interessante Befunde und Funde auch aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. aufweist (JABLONKA 2001; GAMPER 2007, allerdings mit falschen chronologischen Vorstellungen, vgl. dazu auch DOLENZ ET AL. 2007 und BOŽIČ 2009, 119ff.). – Nur am Rand sei erwähnt, dass vom Großen St. Bernhard ebenfalls einige Funde jener Zeit zuzuweisen sind: Alpis Poenina, Grand St-Bernard. Seminaire 2008 (Aosta 2008) 286 Fig. 15, 1: Katapultspitze; 288 Fig. 17, 17: dreiflügelige Pfeilspitze schlanker Form sowie 18.19: Katapultpfeilspitzen; unter den Fibeln z.B. 323 Fig. 5, 9: frühe gallische Fibel; 324 Fig. 6, 28: Scharnierbogenfibel; ebd. verschiedene Aucissafibeln. 53 Nach der Kombination der Typen und deren Charakteristika lassen sich die Waffen- und Ausrüstungsteile in vier sich zeitlich folgende Gruppen A-D aufteilen. Absolutchronologisch umfassen sie je 20 bis 30 Jahre. Dass man in Gruppe B über die Verbindung mit besonders vielen historischen Daten verfügt, ist in erster Linie den mit Namen von Feldherren „signierten“ Schleuderbleien, ihren Fundorten und den damit korrelierbaren erhaltenen Berichten über die Feldzüge Caesars und den Bürgerkrieg zu verdanken. Zugleich zeigt sich, dass ohne Hilfe beschrifteter, mit schriftlichen Quellen sicher korrelierbaren archäologischen Quellen oder – wie im Fall von Oberaden – Dendrodaten keine präzisen Jahreszahlen anzugeben sind. Ein hier nicht weiter ausgeführtes Thema betrifft die Münzen: Im zentralen und östlichen Alpenraum hat man im 1. Jahrhundert v. Chr. gutenteils mit einem von Oberitalien geprägten Münzumlauf zu rechnen, von regionalen Prägungen abgesehen. Gut erhaltene spätrepublikanische Silber- sowie ungeteilte republikanische und übergangszeitliche Aesmünzen sind nicht selten und auch in mehreren in Abb. 24 aufgeführten Kontexten vorhanden. Eine neue, differenzierte Übersicht über die Fundmünzen – römische und keltische – des Alpenraums und des nördlichen Alpenvorlands würde sich lohnen.108 Gruppe A: Um die Tabelle nicht allzu sehr zu belasten, wurden verschiedene charakteristische Elemente weggelassen, so die überlangen Zungenpila, die gestreckten bandförmigen Schildbuckel und bestimmte Fibelformen (Abb. 7); sie sind in den Gruppen B bis D nicht mehr belegt. Zu vermerken ist das Vorkommen von (jeweils unbeschrifteten) Schleuderbleien. Wie die Katapultspitzen aus Caminreal aussehen, ist leider nicht bekannt. Auch Negativbefunde sind wichtig: weder Scharnierfibeln noch Schuhnägel sind vorhanden. Gruppe A mit Waffen aus den ersten Jahrzehnten des 1. Jahrhunderts v. Chr. endet um 70 v. Chr.. Gruppe B: Durch beschriftete Schleuderbleie, ihre Fundorte und Korrelation mit schriftlich überlieferten Ereignissen ist Gruppe B dem (ausgehenden) gallischen Krieg sowie dem Bürgerkrieg zuzuweisen und umfasst die Jahre zwischen 60-40 v. Chr. (historische Daten: Alesia 52 v. Chr. bis Perusa 41 v. Chr.). Auch in dieser kondensierten Tabelle fallen 108 Die Karte bei WIEDEMER 1966, Abb. 1 spezifiziert die Nominale nicht. – Eine weitere Karte bei DEMETZ 1992, Abb. 1. – Vgl. jetzt STÖCKLI 2010 (auch zu den Depotfunden von Bruggen SG und Belpberg BE mit t.p.q. 42 v. Chr. und zur Erhaltung der Münzen). A B C 100-70 60-40 40-20 C/D D 92 Caceres el Viejo / E 77 Valencia / E 80/72 Caminreal / E 54 Alesia / F Uxellodunum / F La Cloche (b. Marseille) / F Osuna / E Munda / E Mutina / I Perusa / I Lyon, "Cybèle" Hor. 1+2 45 Andagoste / E 56/46 Grad bei Reka / Sl 17 Dangstetten / D Lyon, "Cybèle" Hor. 3 / F dd 11-8/7 Oberaden / D Haltern / D 1 Kalkriese / D Aucissafibel K=Kleidung Pilumzwinge pyramidal K Dreiflüglige Pfeilspitze (blattförmig) K Schuhnägel Dm. < 1.5 cm Dreiflügelige Pfeilspitze (schlank) Schleuderblei, Beschriftung nur Legionsname Schleuderblei, gestempelt Scharnierbogenfibel (Typ Alesia) Wurfspeerspitze bzw. Pilum mit 1 Widerhaken K Schuhnägel Dm. > 1.5 cm Tüllenpfeilspitze, 1 Widerhaken Katapultspitze, breitpyramidal Schleuderblei, in Form beschriftet (# Name Feldherr) K (Ton) röm. Militärlager Stadt, Kämpfe Stadt, Kämpfe 75 52 51 49 46/45 45 43 41 !# ! ! !# !# ! ! ! nach 43 36/33 ? 35 ? Ste-Croix / CH Bivio / CH Riom, Crap Ses / CH 31 Schänis, Biberlikopf / CH 20-10 AD Schleuderblei, unbeschriftet Fundort schriftlich überliefertes Ereignis (BC) t.p.q. (Denare) BC Datierung BC Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Gruppe 54 ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ab 12/11 ! 9 AD ! ! ! ! ! ! Oppidum, röm. Belagerung Oppidum, röm. Belagerung Oppidum, Kämpfe Oppidum, röm. Belagerung Oppidum, röm. Belagerung Stadt, Kämpfe Stadt, Kämpfe ! ! ! " ! Colonia, seit 43 Oppidum, Kämpfe Anhöhe oberhalb Strasse ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Pass "des Etroits" Septimerpass Strasse z. Septimer Wachtturm röm. Militärlager Colonia röm. Militärlager röm. Militärlager Kämpfe Abb. 24 Kombinationen charakteristischer Waffen und Kleiderzubehörs aus datierten Fundplätzen im Vergleich mit entsprechenden Funden aus dem zentralen Alpenraum. Es sind jeweils die t.p.q. der Denare vermerkt. Charakteristika und Innovationen der caesarischen Zeit auf, so bestimmte Formen der Wurfgeschosse und bei den Bestandteilen der Kleidung das Aufkommen der Scharnierfibeln und genagelten caligae (Abb. 8-11). Gruppe C: Sie schließt eng an Gruppe B an. Das auffälligste neue Element bilden die dreiflügeligen Pfeilspitzen. Gruppe C umfasst vorerst wenige Ensembles, die aufgrund der Funde und Münzen der nachcaesarischen Zeit des Bürgerkriegs und der frühaugusteischen Zeit zuzuweisen sind. In diese Gruppe gehört auch das Lager auf dem Petrisberg bei Trier, das laut Dendrodaten um 30 v. Chr. angelegt wurde, offensichtlich im Zusammenhang mit einem schriftlich überlieferten Treverer-Aufstand.109 Andagoste und viele Funde vom Grad bei Reka werden mit guten Gründen schriftlich überlieferten Feldzügen der dreißiger Jahre des 1. Jahrhunderts v. Chr. gegen Alpenvölker zugewiesen. Wichtig für die chronologische Einordnung der Funde aus jenen Jahrzehnten sind die ersten beiden Siedlungshorizonte der Koloniestadt Lugdunum (nach 43 bis um 20 v. Chr.).110 Das Material stammt 109 Vorberichte über die neuen Grabungen bei LÖHR 2004; LÖHR / TRUNK 2008. 110 DESBAT 2005; DESBAT / M AZA 2008; DESBAT, in Vorb. und rapport de fouille (unpubliziert). In Horizont 1B von Lyon wur- aus umfangreichen, stratifizierten Ensembles und lässt sich mit anderen Fundplätzen insbesondere in Gallien111 vergleichen. In den rechtsrheinischen Lagern kommen Typen und Ensembles der Gruppe C nicht oder nur marginal vor (z.B. in Haltern!). Anhand der Funde aus den rechtsrheinischen Lagern lässt sich deshalb die Chronologie der augusteischen Zeit nicht vollständig darstellen. Gruppe D: Umfasst den Horizont der augusteischen Plätze Dangstetten – Oberaden – Haltern (und Kalkriese) zwischen 20 v. - 10 n. Chr. Die Errichtung von Dangstetten um 20 v. Chr. und das Einsetzen des dritten Siedlungshorizonts von Lugdunum markieren den Anfang der Gruppe D. In Dangstetten sind noch wenige Elemente der Gruppen C und B vertreten, doch überwiegen die Neuerungen der augusteischen Zeit (Abb. 18; 19). Eine davon betrifft die Fixierungsart des Pilumschafts am Holz mit de eine Bronzeprägung Octavians von 38 v. Chr. gefunden. – Es ist ein Desiderat, dass wichtige stratigraphische Ensembles aus Lyon komplett und mit der zugehörigen Dokumentation vorgelegt werden! 111 Vgl. etwa Fréjus: R IVET 2008; Narbonne, Médiathèque, Phasen 3 bis 5: SANCHEZ 2009. – In Noricum liefert der Magdalensberg gute stratigraphische Ensembles ab dem zweiten Viertel des 1. Jahrhunderts v. Chr.: DOLENZ ET AL. 2007; DERS. 2008 und die Bemerkungen zur Chronologie bei MARTIN-K ILCHER 1998, 132ff. In gleiche Richtung weist das dortige Spektrum der Fibeln: SEDLMAYER 2009. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 pyramidal geformten, massiven Zwingen, eine andere das Aufkommen breiterer Formen bei den dreiflügeligen Pfeilspitzen.112 Ob dahinter eine Veränderung der Technik oder andere Bogenschützen stehen, bleibt zu untersuchen. Schleuderbleie wurden (in abnehmendem Masse?) weiterhin verwendet, beschriftete sind jedoch bisher von keinem Platz bekannt geworden. Andere Neuerungen charakterisieren die Kleidung, u.a. sichtbar am Aufkommen der Scharnierfibel mit gegossenem Bügel (Aucissafibel) und der caligae mit den kleineren Schuhnägeln. Während in Dangstetten noch 15% der Scharnierfibeln dem älteren, geschmiedeten Typ angehören, finden sich keine Schuhnägel mehr, die größer sind als 1,5 cm. Und die Funde im zentralen Alpenraum? Schließlich ist zu fragen, wie entsprechende Militaria und andere Funde im zentralen Alpenraum einzuordnen und inwiefern sie mit schriftlich überlieferten Ereignissen zu korrelieren sind (Abb. 4). Dabei stehen Septimerpass und -straße zunächst im Vordergrund, die gerade im 1. Jahrhundert v. Chr. öfters begangen wurden (Abb. 15). Die Einteilung der Militaria durch JÜRG R AGETH und WERNER ZANIER neigt zum Jahr des Alpenfeldzugs von 15 v. Chr., eine Ansicht, die Regula Frei-Stolba stützte.113 In der Tat gibt es Verbindungen mit Gruppe D. In dieser Gruppe ist mit Dangstetten der Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. enthalten, dessen Spuren zweifellos auch am Septimer mit weiteren, hier nicht näher besprochenen Militaria, den kleineren augusteischen Schuhnägeln sowie mit Münzen zu fassen sind. Deutlich aber sind die Verbindungen mit Gruppe C, also mit Ensembles aus den Jahrzehnten 40-20 v. Chr., ja mit Elementen der Gruppe B. Gleiche Merkmale weisen unter den näheren Orten die Walenseetürme auf und im Jura einige Funde vom Pass „des Etroits“ (Abb. 14; 20). Die in Gruppe C/D zusammengefassten Fundplätze beweisen, dass römisches Militär bereits geraume Zeit vor 16/15 v. Chr. durch die Zentralalpen marschierte und gentes Alpinae bekämpfte (vgl. auch Abb. 23): nicht zur Vorbereitung des Alpenfeldzugs der beiden Prinzen ein Jahr oder wenige Jahre davor, sondern bereits bei einer oder mehreren früheren expeditiones, deren Erfolg aber wie bei etlichen anderen von kurzer Dauer war oder die gar mit 112 ZANIER 1988, Typ 1, 1A und 2 enthalten hauptsächlich frühe Formen; der damals gebildete, breitere und eher blattförmige Typ 4 ist dagegen heterogen. 113 Zuletzt R AGETH 2010; FREI-STOLBA 2003; ZANIER 2009b. 55 einer Niederlage und der Verpflichtung zu neuen Zahlungen im Transitverkehr endeten. Wie eingangs geschildert, liegen im Alpenraum spärliche, aber explizite schriftliche Quellen für die Jahre 57, 35 und 25 v. Chr. vor. Hinzu kommt der Triumph des Plancus über Räter / Gallier von 43 v. Chr., nach einem Sieg vielleicht im Raum südlich des Hochrheins (Abb. 4). Dazwischen fanden weitere Kämpfe statt, wie aus den Erläuterungen bei Cassius Dio 54,34 und Strabo 4, 205-206 hervorgeht; das Festlegen auf eine bestimmte Jahreszahl ist ohne weitere datierende Elemente nicht möglich. Die Erneuerung der weit nach Norden vorgeschobenen Kolonie Comum im Jahr 59 oder 51 v. Chr. bedeutete ein verstärktes Ausgreifen Roms. Der Bau der Walenseetürme (Abb. 20) durch norditalische, vielleicht aus Como selbst entsandte Bautrupps im Horizont 40-20 v. Chr. (nach den Funden am ehesten um 30 v. Chr.) unterstreicht die Bedeutung der direkten Achse von Oberitalien über die Zentralalpen an den Rhein und nach Nordgallien (vgl. Abb. 2), die mit großer Wahrscheinlichkeit über den Septimerpass verlief und entsprechend militärisch gesichert, aber auch umkämpft wurde. Gentes Alpinae Anders als im Flachland hatten die Römer im stark gegliederten Alpenraum mit vielen Völkerschaften (gentes Alpinae, Plin. nh III, 137) zu verhandeln oder zu kämpfen. Jeder Übergang im Transitverkehr und jede Hilfeleistung war teuer zu bezahlen, wie die schriftlichen Quellen mehrfach betonen. Daraus resultierte das Hin und Her, das die schriftlichen und archäologischen Quellen vor Augen führen. Nicht von ungefähr finden sich im zentralen Alpenraum, von Sion im Wallis bis ins Tessin, noch in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr., im Tessin und Umland bis in augusteische Zeit, besonders reich ausgestattete Gräber, darunter Männergräber mit Schwertern als Angriffswaffen, die nicht nur unter dem Blickwinkel von Söldnertum und von Auxiliarsoldaten in römischen Diensten betrachtet werden sollten.114 Sie sind Ausdruck des Selbstbewusstseins der Alpenvölker angesichts der römischen Aggression und der nichtsdestoweniger zunehmenden Kulturkontakte. Neben den fast immer herkömmlichen Grabsitten und Kleidern erscheint eine neue Sachkultur mit Importen aus dem Süden, vor allem für das Bankett, das immer mehr Elemente einer römischen cena aufnahm. Dass die Grabausstattung prunkvoller wird, Bewaffnung und Kleidung sich aber nur teilweise verändern, 114 Zuletzt PERNET 2010. 56 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt Abb. 25 Zürich, Oetenbachgasse 5-7, mittelaugusteische Planieschicht. Model für einen ausnehmend großen, frühen Aco-Becher. M. 1: 3. zeigt, wie die einheimische Oberschicht ihren eigenen Gruppen gegenüber die soziale Stellung mit dem Anspruch des kriegerischen Anführers und zugleich mit modernen Luxusimporten aus dem römischen Handel bekräftigte. Diese Güter konnte sie sich nicht allein mit Kriegsdienst unter römischer Flagge leisten, sondern ebenso durch Einnahmen aus dem Transitverkehr und dem Verkauf von Bodenschätzen.115 Das benachbarte nordalpine Gebiet Die Funde aus den Alpentälern stehen nicht im luftleeren Raum. Im benachbarten nordalpinen Gebiet sind in der Civitas der Helvetier und ihrer Verbündeten Importe und Militaria der Jahrzehnte nach Caesar116 nicht nur in Basel zu finden, wo man den Standort der munatischen Colonia am ehesten lokalisieren kann,117 sondern auch im helvetischen Mittelland. Mit Ausnahme von Gräben, Gruben und Feuerstellen sind an diesen Fundplätzen bisher wenig bauliche Installationen belegt. Einige Militaria, Fibeln sowie die an mehreren Orten erfassten zugehörigen Fundensembles mit vielfältigen Südimpor- 115 Zum zeitlich und räumlich viel weiter verbreiteten Phänomen des sog. Prunkgrabes vgl. noch immer KOSSACK 1974 und für Gallien zuletzt METZLER / GAENG ET AL. 2009; für den Ostalpenraum GUŠTIN 1991. – Zu Gräbern im zentralen Alpenraum M ARTIN-K ILCHER 1998, bes. 196ff.; CURDY 2009; PERNET 2010. 116 Zu den Militaria auch DESCHLER-ERB ET AL. 2008. 117 Diskussion ausgehend von M ARTIN 1971. Der von POUX 2005, 16f. geäusserten Idee einer augusteischen Koloniegründung des alten Plancus (dessen Todesjahr unbekannt ist) in Augst zwischen „26-13 v. Chr.“ widerspricht die archäologisch gut erforschte Stadtanlage von Augst, die sich – wie viele gallische Städte – seit etwa 10 v. Chr. entwickelt. Ab augusteischer Zeit sind Kolonie(neu)gründungen eine Sache des Kaisers und nicht mehr der Generäle. Die bekannte frühkaiserzeitliche Nuncupator-Inschrift bezeugt eine Neugründung der Colonia Raurica durch einen L. Octavius, einen Verwandten des Augustus (SCHWARZ / BERGER 2000). – Zusammenfassend für die Zeit nach Caesar: R EDDÉ 2008. ten lassen sich aber mit römischem Militär verbinden. Beispiele dafür stammen wahrscheinlich aus Lausanne-Vidy und sicher aus der Befestigung von Sermuz bei Yverdon VD118 sowie aus den Oppida Bern-Engehalbinsel119 und Zürich: Am Siedlungsrand von Turicum konnte vor wenigen Jahren über einem Graben eine in mittelaugusteischer Zeit eingebrachte Planierschicht untersucht werden, die recht viel Kulturschutt der Jahrzehnte nach 40 bis um 20 v. Chr. enthielt. Nebst entsprechenden Importen – darunter das Model für einen ausnehmend großen, frühen Acobecher aus Oberitalien (Abb. 25) – kamen einige Militaria und zahlreiche Schuhnägel zu Tage, darunter einige über 1,5 cm große Exemplare.120 Diese Befunde weisen darauf hin, dass nach dem gallischen Krieg in und bei strategisch und politisch wichtigen Orten gezielt römisches Militär stationiert wurde, das bei Bedarf rasch zusammengezogen werden konnte. Nicht zu vergessen sind 118 C. BRUNETTI, in: BERTI ROSSI / M AY CASTELLA 2005, 358 (für Lousonna und Sermuz); CURDY 2007 und neuerdings STÖCKLI 2010. 119 Spätkeltische Waffenteile und u.a. spätlatènezeitliche Fibeln sowie eine späte Scharnierbogenfibel aus dem Bereich des keltischen und danach römischen Heiligtums am Südrand von Brenodurum: vgl. jetzt MÜLLER 2010 sowie M ARTIN-K ILCHER 2005. Auf eine früh- und mittelaugusteische, römisch geprägte Fazies auf der Engehalbinsel weisen nicht nur die Töpfereireste pompejanisch roter Platten hin (HORISBERGER 2005), sondern auch Stempel auf italischer Sigillata, die bei JAHN 1850, 214 überliefert sind, darunter „Dangstetten – Oberaden – zeitliche“ Stempel wie L. TITI, AVIL., C.TIGRANI, zusammen mit der Nachricht über an der gleichen Stelle gefundene Amphorenscherben und offenbar italische oder Lyoner Reibschüsseln. 120 BALMER 2009, 77-89, Taf. 51-55; große Acobecher wurden in der übergangszeitlichen Militäranlage auf dem Titelberg gefunden (freundliche Mitteilung J. Metzler, Luxemburg). – Die Schuhnägel sind sehr stark korrodiert; die gereinigten Stücke haben 2 mm und mehr an Durchmesser und Höhe verloren; von den Mustern auf der Unterseite ist kaum mehr etwas erhalten. Es sind aber eindeutig größere, ca. 1,5-1,7 cm messende, von kleineren Modellen zu unterscheiden. Dank an B. Horisberger, Zürich, für Hilfe. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 schließlich Truppen, die die Helvetier zum Schutz ihres Territoriums und auf ihre Kosten – am ehesten seit 58 v. Chr. – unterhielten bzw. zu unterhalten verpflichtet waren (Tacitus, hist. I, 67). Im nordöstlichen Vorland der Zentralalpen, etwa von Vindonissa121 über Zürich bis zum Bodensee, bleibt das Ausmaß des römischen Eingreifens und des Einflusses aus Oberitalien eine interessante Forschungsfrage, lag doch ein Teil dieses Gebiets (bis etwa Pfyn TG / Ad Fines) am Ostrand der helvetischen Civitas und damit Galliens, miteingeschlossen der Platz des Lagers Dangstetten. Über den später zur Provinz Rätien gehörigen Streifen westlich des Bodensees liegen erst sehr wenig Informationen aus den Jahrzehnten „nach 58“ v. Chr. vor;122 das Alpenrheintal dagegen gehörte zu einer über die Pässe bereits früh mit dem Süden verbundenen Zone im Lebensbereich alpiner und nordalpiner gentes und civitates.123 Ein Fazit Die Zeit nach der Rückkehr der Helvetier von Bibrakte 58 v. Chr., dem Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 49 und dessen Ende durch den Sieg Octavians bei Actium 31 v. Chr. bis zu den Alpenfeldzügen von 16/15 v. Chr. bedeutete weder für das helvetische Territorium noch für den Alpenraum eine Zeit der „Vernachlässigung“.124 Vielmehr zeigen jetzt die archäologischen Quellen im Mittelland – zuerst im Spiegel ländlicher Siedlungen125 und von Gräbern126 -, wie die neue Generation der einheimischen Oberschicht ihren Lebensstil nach mediterranem, römischem Vorbild zunehmend veränderte. In und bei einheimischen Zentralorten wird seit der 121 Die Frage nach vor- und frühaugusteischem Militär in Vindonissa bleibt vorerst offen. Spätestens im Horizont „Dangstetten“ ist römisches Militär im Vorfeld der einheimischen Siedlung nachgewiesen: HAGENDORN ET AL. 2003, 437ff., 463ff.; zur spätkeltischen und übergangszeitlichen Besiedlung aufgrund der Münzen mit weiteren Überlegungen H. DOPPLER, in: HAGENDORN ET AL. 2003, 458ff.; S. M ARTIN-K ILCHER, in: H AGENDORN ET AL. 2003, 360f. Vgl. außerdem PAULI-GABI 2007. 122 Vgl. den Denarhort von Bruggen SG: zuletzt STÖCKLI 2010. 123 Zur Lokalisierung jener Völkerschaften noch immer FREISTOLBA 1976; zu den archäologischen Fundstellen ZANIER 2006; vgl. auch BREM ET AL. 2008. 124 Den damaligen, archäologisch noch sehr dürftigen Stand zusammenfassend FREI-STOLBA 1976, 350f. 125 FICHTL 1998; M ETZLER 2009, 519ff. Ferner Bemerkungen bei POUX 2005, 11f. – Servius Galba stationierte 57 v. Chr. zwei Kohorten (ca. 1000 Mann) bei den Nantuaten, bevor er in Octodurus ein Winterlager einrichtete (Caesar, bell. Gall. 3,1). Es wird nicht mitgeteilt, ob nach dem Abzug Galbas diese Abteilungen mit ins Gebiet der Allobroger zogen. 126 Einige Beispiele bei K AENEL ET AL. 2005; zusammenfassend CARRARD 2009. 57 Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. römisches Militär (und Militär in römischen Diensten) fassbar, nicht in massiven Truppenaufmärschen, sondern offenbar in kleineren, beweglichen Kontingenten, wie man sie andernorts in Gallien kennt. Bis zur Etablierung der Provinzialverwaltung und bis zur Verlagerung der Staatsmacht in die zivilen Koloniestädte und Munizipien im Verlauf der augusteischen Epoche stand demnach die einheimische Bevölkerung in und bei ihren Zentralorten, zeitweise oder stetig, unter militärischer Kontrolle. Dass diese Truppen nicht allein aus Gallien, sondern auch aus Oberitalien und damit über die Alpenpässe herangeführt wurden, legen archäologische Befunde und Funde nahe. Zu diesem System gehörten als Kristallisationspunkte – und nicht als einsame Vorposten – die nördlichsten Koloniegründungen der voraugusteischen Zeit, Iulia Equestris und Raurica am Ostrand von Gallien, in die eine nicht bekannte Anzahl von Kolonisten (Veteranen) geführt wurde. Ein Teil mag in den Bürgerkrieg zurückberufen, ein anderer aber als Besatzung einheimischer Zentralorte eingesetzt worden sein. Im Alpenraum hatten es die römischen Generäle nicht mit wenigen grossen Civitates zu tun, sondern mit zahlreichen, meist kleinen Stammesverbänden, gentes Alpinae, die verschiedene Alpenübergänge oder Abschnitte davon kontrollierten. Durchgangsrechte mit Verträgen zu regeln war schon allein aus diesem Grund aufwendig und, wie der Fall der Salasser zeigt, teuer. Verträge (die vielleicht nur kurze Zeit eingehalten wurden), Rückschläge und erfolgreicher Widerstand sind in den schriftlichen Quellen – mit Ausnahme des eingangs zitierten Beispiels bei Octodurus – wenn überhaupt nur nebenbei überliefert. Archäologische Befunde, Waffen und andere Gegenstände aus den Jahrzehnten nach der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. führen aber diese Abläufe vor Augen. Im Zeitraum von 40-20 v. Chr. belegen die archäologischen Befunde und Funde entlang der transalpinen Verkehrswege und bei Alpenpässen Feldzüge, Märsche und militärische Kontrollen zwischen Oberitalien und dem nordalpinen Gebiet (vgl. Abb. 2; 4). Das strategische Interesse galt nicht etwa nur dem nördlichen Alpenvorland, auf das sich das Interesse der Forschung schon öfters richtete, sondern ebenso und insbesondere den großen Verbindungsachsen von Oberitalien nach Nordgallien und zum Niederrhein. Octavian (seit 27 v. Chr. Augustus) führte bereits in den dreissiger Jahren Feldzüge gegen Alpenvölker; nach dem im Jahr 31 v. Chr. beendeten Bürgerkrieg dürfte er die Öffnung der Alpenübergänge mit Militärgewalt vorangetrieben haben. In den Zentralalpen beendete der Sommerfeldzug des Jahres 15 v. Chr. das bis aufs 58 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt BOŽIČ 2008 Jahr 57 v. Chr. zurückgehende Hin und Her um die römische Kontrolle und Vorherrschaft an den Übergängen. Die Siege der beiden jungen Prinzen bedeuteten die Eingliederung des ganzen Wallis, des Nordtessins und zugleich die Arrondierung des Gebiets zwischen Helvetien und Noricum, das später zur Provinz Rätien kam. In den Zentralalpen gelangten damit die besten Straßenverbindungen von Oberitalien nach Nordgallien, zum Rhein und zur Donau dauerhaft in römische Hand. Das Tropaeum Alpium wurde jedoch erst nach weiteren Auseinandersetzungen, im Jahr 7/6 v. Chr., errichtet. BROUQUIER / R EDDÉ 1997 Bibliographie BUORA 1999 ALAPONT MARTIN ET AL. 2009 L. ALAPONT MARTIN / M. CALVO GALVEZ / A. RIBERA I LACOMBA, La destruccion de Valentia por Pompeyo (75 a.C.), Valencia 2009. D. BOŽIČ, Late La Tène-Roman cemetery in Novo mesto, Ljubliana 2008. BREM ET AL. 1987 H.-J. BREM / S. BOLLIGER / M. PRIMAS, Eschenz, Insel Werd III, Zürich 1987. BREM ET AL. 2008 H.-J. BREM ET AL. (Hrsg.), Bevor die Römer kamen. Späte Kelten am Bodensee. Kat., Frauenfeld 2008. BRUNETTI 2007 C. BRUNETTI, Yverdon-les-Bains et Sermuz à la fin de l’âge du fer. Cah. Arch. Romande 107, Lausanne 2007. V. BROUQUIER / M. R EDDÉ, L’équipement militaire d’Alésia d’après les nouvelles recherches (prospections et fouilles). JRMES 8, 1997, 277-288. M. BUORA, Osservazioni sulle fibule dei tipi Alesia e Jezerine. Aquileia nostra 70, 1999, 105-144. BUORA 2005 M. BUORA, Alesiafibeln. Vjesnik Split 98, 2005, 83-92. CARRARD 2009 BALMER 2005 M. BALMER, Spätkeltische Befunde und Funde in der Altstadt von Zürich, in: K AENEL / MARTIN-K ILCHER / WILD (Hrsg.) 2005, 125-136. BALMER 2009 M. BALMER, Zürich in der Spätlatène- und frühen Kaiserzeit. Vom keltischen Oppidum zum römischen Vicus Turicum, Zürich 2009. PH. BARRAL / ST. FICHTL 2007 PH. BARRAL / ST. FICHTL (Hrsg.), Chronologie de la fin de l’âge du Fer (IIIe-Ier s. av. J.-C.) dans l’est de la France et les régions voisines. Actes de la table ronde de Bibracte, 15-17 octobre 2007. In Vorb. VAN BERCHEM 1982 D. VAN BERCHEM, La fuite de Decimus Brutus. Les routes et l‘histoire, Genève 1982, 55-65 (réimpression d‘un article paru en 1966). VAN BERCHEM 1994 D. VAN BERCHEM, Note sur la famille des Camilli. JbSGUF 77, 1994, 109-114. BERTI ROSSI / MAY CASTELLA 2005 S. BERTI ROSSI / C. MAY CASTELLA, Trois siècles d’histoire à Lousonna. La fouille de Vidy „Chavannes 11“. Lousonna 8, Lausanne 2005. BERTUCCHI 1992 G. BERTUCCHI, Les amphores et le vin de Marseille. Suppl. Revue arch. Narbonnaise 25, Paris 1992. BÖHME 1993 H. W. BÖHME, Zeugen spätrömischer Söldner aus Mainfranken. Zu einer Hammertüllenaxt des 5. Jahrhunderts von Gaukönigshofen, Ldkr. Würzburg. Arch. Korrespondenzbl. 23, 1993, 513-526. BONETTO 1998 J. BONETTO, Mura e città nella Transpadana romana, Portogruaro 1998. BOŽIČ 1999 D. BOŽIČ, Tre insediamenti minori del gruppo protostorico di Idrija Pri Baci dell’Isontino, in: S. SANTORO BIANCHI (Hrsg.), Studio e conservazione degli insediamenti minori romani in area alpina, Bologna 1999, 71-79. F. CARRARD, Organisation territoriale et espaces ruraux à La Tène finale en Suisse occidentale: un état des questions, in: Actes 31e coll. AFEAF (=Association Française pour l’Etude de l’Age du Fer) 2007, Chauvigny 2009, 321-361. CAVADA 1994 E. CAVADA (Hrsg.), Archeologia a Mezzocorona: documenti per la storia del popolamento rustico di età romana nell’area atesina, Trento 1994. CHABOT 2004 L. CHABOT, L’oppidum de La Cloche, Montagnac 2004. CIURLETTI / CAVADA 2000 G. CIURLETTI / E. CAVADA, Trento romana, archeologia e urbanistica. Il territorio: popolamento, abitati, necropoli, Bologna 2000. CONOLLY 1997 P. CONOLLY, Pilum, Gladius and Pugio in the Late Republic. JRMES 8, 1997, 41-57. CURDY 2007 PH. CURDY, Le murus gallicus de Sermuz, in: BRUNETTI 2007, 541-592. CURDY 2009 PH. CURDY, Rituels funéraires chez les Sédunes. Cah. Arch. Romande 112, Lausanne 2009. DAL R I / DI STEFANO 2002 L. DAL R I / ST. DI STEFANO (Hrsg.), Archäologie der Römerzeit in Südtirol, Trento / Bolzano 2002. DEMETZ 1992 ST. DEMETZ, Rom und die Räter, in: I. R. METZGER / P. GLEIRSCHER (Hrsg.), Die Räter, Bozen 1992, 631-653. DEMETZ 1999 ST. DEMETZ, Fibeln der Spätlatène- und frühen römischen Kaiserzeit in den Alpenländern, Rahden 1999. DESBAT 2005 A. DESBAT, Lyon-Lugdunum: structures et mobilier à la fin de La Tüene et aux premiers temps de la romanisation, in: K AENEL ET AL. (Hrsg.) 2005, 241-272. DESBAT, IN VORB. A. DESBAT, Lyon – Lugdunum. Site du “sanctuaire de Cybèle”, in: BARRAL / FICHTL (Hrsg.), in Vorb. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 DESBAT / MAZA 2008 A. Desbat / G. Maza, Militaria de la moyenne vallée du Rhône (Lyon, Vienne, Valence), in: POUX (Hrsg.) 2008, 237-250. DIETZ 1995 K. H. DIETZ, Okkupation und Frühzeit, in: W. CZYSZ ET AL. (Hrsg.), Die Römer in Bayern, Stuttgart 1995, 19-32. DOLENZ ET AL. 2007 H. DOLENZ / ST. K RMNICEK / E. SCHINDLER-K AUDELKA / H. SEDLMAYER / S. ZABEHLICKY-SCHEFFENEGGER, Sullo stato della ricerca: la data di inizio e le prime strutture insediative della città sul Magdalensberg. Aquileia Nostra 78, 2007, 389-404. DOLENZ ET AL. 2008 DOLENZ ET AL., Zur vorannexionszeitlichen Siedlung auf dem Magdalensberg. Fundber. Österreich 47, 2008, 235266. EHMIG 2010 U. EHMIG, Die Amphoren. Dangstetten IV, Stuttgart 2010. ENGEL / PARIS 1906 A. ENGEL / P. PARIS, Une forteresse ibérique à Osuna, Paris 1906. FEUGÈRE 2008 M. FEUGÈRE, Une balle de fronde du Centurion C. Varius à Saint-Pargoire (F, Hérault). Bull. Instrumentum Nr. 28, 2008, 16-17. FICHTL 1998 ST. FICHTL, La présence militaire romaine sur les oppida dans la Gaule du nord et de l’est, in: A. MÜLLER-K ARPE (Hrsg.), Studien zur Archäologie der Kelten, Römer und Germanen in Mittel- und Westeuropa. Festschr. A. Haffner, Rahden 1998, 153-168. FINGERLIN 1986 G. FINGERLIN, Dangstetten I, Stuttgart 1986; II, Stuttgart 1998. FINGERLIN 1998 G. FINGERLIN, Dangstetten II, Stuttgart 1998. FINGERLIN 2006A G. FINGERLIN, Vorbemerkungen des Ausgräbern, in: ROTHRUBI 2006, 11-13. FINGERLIN 2006B G. FINGERLIN, Vom Oberrhein zur jungen Donau: Die Strasse durch den südlichen Schwarzwald in keltischer, römischer und frühmittelalterlicher Zeit. Arch. Nachrichten Baden H. 72/73, 2006, 62-73. FISCHER 2005 F. FISCHER, Zur historischen Datierung frührömischer Militärstationen. Germania 83, 2005, 45-52. FREI-STOLBA 1976 R. FREI-STOLBA, Die römische Schweiz: Ausgewählte staatsund verwaltungsrechtliche Probleme im Frühprinzipat, in: ANRW II,5,1, Berlin 1976, 288-403. FREI-STOLBA 1996 R. FREI-STOLBA, Claude et les Helvètes: le cas de C. Iulius Camillus. Bull. Pro Aventico 38, 1996, 59-72. FREI-STOLBA 2003 R. FREI-STOLBA, Der Alpenfeldzug und die Bedeutung der Schleuderbleie aus dem Oberhalbstein. Jber. Arch. Dienst Graubünden 2003, 67-73. GALLAY 2006 A. GALLAY (Hrsg.), Des Alpes au Léman. Kat. Sion, Genève 2006. GALSTERER 2006 H. GALSTERER, Rom und Italien vom Bundesgenossenkrieg 59 bis zu Augustus, in: M. JEHNE / R. PFEILSCHIFTER (Hrsg.), Herrschaft ohne Integration? Rom und Italien in republikanischer Zeit, Frankfurt 2006, 301-308. GAMPER 2007 P. GAMPER, Tiberius ac Noricos imperio nostro armis subiunxit – Neue Erkenntnisse zur römischen Besetzung Noricums durch die Grabungskampagne 2005 auf der Gurina. Arch. Korrespondenzbl. 37, 2007, 421-440. GIRAULT 2004 J-P. GIRAULT, Recherches à la Fontaine de Loulié, SaintDenis-les-Martel (46). Nouveaux éléments sur la bataille d’Uxellodunum. Actes coll. AFEAF 2004, 259-282. GRAUE 1974 J. GRAUE, Die Gräberfelder von Ornavasso, Hamburg 1974. GUŠTIN 1991 M. GUŠTIN, Posočje in der jüngeren Eisenzeit, Lubljana 1991. GROTE 2006 K. GROTE, Das Römerlager im Werratal bei Hedemünden (Ldkr. Göttingen). Germania 84, 2006, 27-59. GRÜNEWALD / R ICHTER 2009 M. GRÜNEWALD / A. R ICHTER, Zeugen Caesars schwerster Schlacht? Gladius 13 (=Limes XX), Madrid 2009, 445-455. HÄNGGI ET AL. 1994 R. H ÄNGGI / C. DOSWALD / K. ROTH-RUBI, Die frühen römischen Kastelle und der Kastell-Vicus von Tenedo-Zurzach. Veröffentl. Ges. Pro Vindonissa 11, Brugg 1994. HAGENDORN ET AL. 2003 A. H AGENDORN ET AL., Zur Frühzeit von Vindonissa. Veröffentl. Ges. Pro Vindonissa 18, Brugg 2003. HARNECKER 1997 J. H ARNECKER, Katalog der Eisenfunde von Haltern, Mainz 1997. HARNECKER / FRANZIUS 2008 J. H ARNECKER / G. FRANZIUS, Katalog der römischen Funde vom Oberesch (Kalkriese), Mainz 2008. HORISBERGER 2005 B. HORISBERGER, Bern-Engehalbinsel: Oppidum und Vicus Brenodurum, Töpferei (Areal Engemeistergut), in: K AENEL ET AL. (Hrsg.) 2005, 67-70. HORVAT 1997 J. HORVAT, Roman Republican weapons from Smihel in Slovenia. JRMES 8, 1997, 105-120. HÜSSEN ET AL. 2004 C. M. HÜSSEN / W. IRLINGER / W. ZANIER (Hrsg.), Spätlatènezeit und frühe römische Kaiserzeit zwischen Alpenraum und Donau. Akten Koll. Ingolstadt 2001, Bonn 2004. ISTENIČ 2005A J. ISTENIČ, Evidence for a very late Republican siege at Grad near Reka in Western Slovenia. Carnuntum Jahrb. 2005, 77-87. ISTENIČ 2005B J. ISTENIČ, Brooches of the Alesia group in Slovenia. Arh. Vestnik 56, 2005, 187-212. ISTENIČ / SMITT 2007 J. ISTENIČ / Z. SMITT, The beginning of the use of brass in Europe with particular reference to the southeastern Alpine region, in: S. LA NIECE / D.R. HOOK / P.T. CRADDOCK (Hrsg.), Metals and mines: studies in archaeometallurgy, London 2007, 140–147. JABLONKA 2001 P. JABLONKA, Die Gurina bei Dellach im Gailtal, Klagenfurt 2001. 60 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt JAHN 1850 A. JAHN, Der Kanton Bern Deutschen Theils, antiquarischtopographisch beschrieben, Bern 1850. JRMES 1997 JRMES 1997 = M. FEUGÈRE (Hrsg.), L’équipement militaire et l’armement de la République. Journal of Roman Military Equipment Studies 8, 1997. K AENEL / MARTIN-K ILCHER 2002 G. K AENEL / S. M ARTIN-K ILCHER, Où et qui sont les aristocrates helvètes? in: V. GUICHARD / F. PERRIN (Hrsg.), L’aristocratie celte à la fin de l’âge du Fer (IIe s.av. J.-C., Ier s. ap. J.-C.). Actes des la table ronde 1999, Glux-en-Glenne 2002, 153-166. K AENEL ET AL. 2005 G. K AENEL / S. M ARTIN-K ILCHER / D. WILD (Hrsg.), Colloquium Turicense. Siedlungen, Baustrukturen und Funde im 1. Jahrhundert v. Chr. zwischen oberer Donau und mittlerer Rhone. CAR 101, Lausanne 2005. K EPPIE 1998 L. K EPPIE, The Making of the Roman Army, Oklahoma 19982. K EPPIE 2000 L. K EPPIE, Legions and Veterans. Roman Army Papers 19712000, Stuttgart 2000. KOSSACK 1974 G. KOSSACK, Prunkgräber, in: G. KOSSACK / G. ULBERT (Hrsg.), Festschr. J. Werner, München 1974, 3-33. K REMER 2006 D. K REMER, Ius Latinum. Le concept de droit Latin sous la République et l’Empire, Paris 2006. KÜHLBORN 1992 J. S. KÜHLBORN, Das Römerlager in Oberaden III, Münster 1992. LAUR-BELART 1960A R. LAUR-BELART, Ein frührömischer Wachtposten auf dem Kerenzerberg bei Filzbach (GL). Ur-Schweiz 24, 1960, 3-24. LAUR-BELART 1960B R. LAUR-BELART, Stralegg und Biberlikopf, zwei weitere frührömische Wachtposten am Walensee. Ur-Schweiz 24, 1960, 51-74. LAUR-BELART 1962 R. LAUR-BELART, Der frührömische Wachtposten auf dem Biberlikopf, SG. Ur-Schweiz 26, 1962, 35-51. LIEB 1969 H. LIEB, Der Bodenseeraum in frührömischer Zeit. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 87,1969, 143-149. LUIK 2002 M. LUIK, Die Funde aus den römischen Lagern um Numantia im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, Mainz 2002. MARTIN-K ILCHER 1998 S. M ARTIN-K ILCHER, Gräber der späten Republik und der frühen Kaiserzeit am Lago Maggiore: Tradition und Romanisierung, in: Xantener Berichte 7, 1998, 191-252. MARTIN-K ILCHER 2003 S. M ARTIN-K ILCHER, Dépôts en milieu urbain et amphores: évacuation organisée – réutilisation – déchets, in: P. BALLET ET. AL. (Hrsg.), La ville et ses déchets dans le monde romain: rebuts et recyclages. Actes coll. Poitiers 2002, Montagnac 2003, 231-242. MARTIN-K ILCHER ET AL. 2009 S. M ARTIN-K ILCHER / D. TRETOLA M ARTINEZ / R. VOGT, Die Amphoren aus dem Grabbezirk von Goeblingen-Nospelt, in: METZLER / GAENG ET AL. 2009, 333-393. MARTIN 1971 M. M ARTIN, ...in Gallia colonias deduxit Lugudunum et Rauricam (CIL X 6087). Jahresber. Römerhaus und Museum Augst, Augst 1971, 3-15. MARTIN MENENDEZ 2008 M. M ARTIN MENENDEZ, Amphores Tarraconenses i Bétiques en els derelictes de mitjan segle I a.C. a la costa Catalana. SFECAG, actes congr. L’Escala-Empuries 2008, Marseille 2008, 103-127. MARTÍNEZ VELASCO 2009 A. M ARTÍNEZ VELASCO, Campamentos romanos de campana en el extremo oriental Cantabrico. Gladius 13, Madrid 2009, 367-370. METZLER 1995 J. METZLER, Das treverische Oppidum auf dem Titelberg, Luxembourg 1995. METZLER / GAENG ET AL. 2009 J. METZLER / C. GAENG ET AL., Goeblange-Nospelt, une nécropole aristocratique trévire, Luxembourg 2009. METZLER / GAENG, IN VORB. J. METZLER / C. GAENG, Titelberg, in Vorbereitung. MIRABELLA ROBERTI 1990 M. MIRABELLA ROBERTI, Milano e Como, in: La città nell’Italia Settentrionale. Coll. École Franç. Rome 130, Rom 1990, 479-498. MÜLLER 2010 F. MÜLLER, Bern-Engehalbinsel: Latène- und römerzeitliche Funde aus den Tempeln auf dem Engemeisterfeld, in: CH. EBNÖTHER / R. SCHATZMANN (Hrsg.), Oleum non perdidit. Festschr. S. Martin-Kilcher. Antiqua 47, Basel 2010, 253-266. LÖHR 2004 H. LÖHR, ZumStand der Untersuchungen im früheströmischen Militärlager auf dem Petrisberg bei Trier. Archäologie Rheinland-Pfalz 2004, 36-39. LÖHR / TRUNK 2008 H. LÖHR / M. TRUNK, Ein neues Militärlager auf dem Petrisberg bei Trier. Anejos de Arch. Esp. 47, Madrid 2008, 141-150. LOESCHCKE 1942 S. LOESCHCKE, Die römische und belgische Keramik, in: CH. ALBRECHT, Das Römerlager in Oberaden, Dortmund 19381942. LUIK 1997 M. LUIK, Fibeln vom Typ Alesia aus den römischen Lagern um Numantia. Arch. Korrespondenzbl. 27, 1997, 463-479. NOBILE DE AGOSTINI 2005 I. NOBILE DE AGOSTINI, Indagini archeologiche a Como, Como 2005. NOTHDURFTER 1979 J. NOTHDURFTER, Die Eisenfunde von Sanzeno im Nonsberg, Mainz 1979. NUBER 2008 H.-U. NUBER, P. Quinctilius Varus, Legatus Legionis XIX. Arch. Korrespondenzbl. 38, 2008, 223-231. NUBER 2009 H.-U. NUBER, P. Quinctilius Varus siegte... als legatus Augusti in Süddeutschland, in: 2000 Jahre Varusschlacht. Imperium, Haltern 2009, 106-113. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 14 OCHARAN LARRONDO / UNZUETA PORTILLA 2002 J. A. OCHARAN LARRONDO / M. UNZUETA PORTILLA, Andagoste (Cuartango, Alava). Gladius 5, 2002, 311-325. 61 R EY-VODOZ 1986 V. R EY-VODOZ, Les fibules gallo-romaines de Martigny. Jahrb. SGUF 69, 1986, 149-198. R IBERA I LACOMBA 1995 PAULI-GABI 2007 TH. PAULI-GABI, La fortification de La Tène finale à Vindonissa, in: Actes coll. AFEAF 29, Bienne 2005, Besançon 2007, 229-242. PERNET 2010 L. PERNET, Armement et auxiliaires gaulois, Montagnac 2010. PERNET / SCHMID -SIKIMIC 2007 L. PERNET / B. SCHMID-SIKIMIC, Le Brandopferplatz de Wartau-Ochsenberg (canton de Saint-Gall) dans son contexte régional, in: PH. BARRAL ET AL. (Hrsg.), L’âge du Fer dans l’arc jurassien et ses marges. Dépôts, lieux sacrés et territorialité à l’âge du Fer. Actes XXIXe coll. Internat. AFEAF Bienne 2005, Besançon 2007, 819-834. PERRIN / DECOURT 2002 F. PERRIN / J.-C. DECOURT, L’aristocratie celte à la fin de l’âge du Fer. Bibracte 5, Glux-en-Glenne 2002. PINA POLO / ZANIER 2006 F. PINA POLO / W. ZANIER, Glandes inscriptae procedentes de la Hispania Ulterior. Arch. Esp. Arqueol. 79, 2006, 29-50. PINA POLO / ZANIER 2009 F. PINA POLO / W. ZANIER, Glandes inscriptae aus der Hispania Ulterior. Gladius 13, 2009, 577-586. M. POUX 2005 M. POUX, Plancus à Lyon, in: A. Desbat (Hrsg.), Lugdunum, naissance d’une capitale. Kat. Lyon 2005, 7-25. M. POUX 2008 M. POUX (Hrsg.), Sur les traces de César: militaria tardorépublicains en contexte gaulois: actes de la table ronde Bibracte 2002, Glux-en-Glenne 2008. PRIMAS ET AL. 2001 M. PRIMAS ET AL., Wartau – Ur- und frühgeschichtliche Siedlungen und Brandopferplatz im Alpenrheintal (Kanton St. Gallen, Schweiz), Bonn 2001. R AGETH 2003 J. R AGETH, Neue römische Funde aus dem Bereich der CrapSes-Schlucht (Oberhalbstein). Jahresber. Arch. Dienst Graubünden 2003, 57-66. R AGETH 2010 J. R AGETH, Belege zum Alpenfeldzug aus dem Oberhalbstein GR, in: CH. EBNÖTHER / R. SCHATZMANN (Hrsg.), Oleum non perdidit. Festschr. S. Martin-Kilcher. Antiqua 47, Basel 2010, 59-80. R AGETH / ZANIER 2009 J. R AGETH / W. ZANIER, in: LWL-Römermuseum in Haltern am See (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht – Imperium, Stuttgart 2009, 270-272. R AMÓN ET AL. 2008 J. R AMÓN ET AL. (Hrsg.), Los cántabros en la antigüedad, Santander 2008. R EDDÉ 2008 M. R EDDÉ, Gallia comata entre César y Augusto, in: M. PAZ GARCIA-BELLIDO ET AL. (Hrsg.), Del Imperium de Pompeyo a la auctoritas de Augusto. Homenaje a Michael Grant, Madrid 2008, 11-27. R EDDÉ / VON SCHNURBEIN 2001 M. R EDDÉ / S. VON SCHNURBEIN (Hrsg.), Alésia. Mém. Acad. Inscriptions et Belles-Lettres, Paris 2001. R EDDÉ / VON SCHNURBEIN 2008 M. REDDÉ / S. VON SCHNURBEIN (Hrsg.), Alésia et la bataille du Teutoburg: un parallèle critique des sources, Sigmaringen 2008. A. R IBERA I LACOMBA, La primera evidencia arqueologica de la destrucción de Valentia por Pompeyo. Journal Roman Arch. 8, 1995, 19-40. R IBERA I LACOMBA 2006 A. R IBERA LACOMBA, Contextos ceramicos del s. I AC : de Valentia a Magdalensberg. SFECAG, actes congr. Pézenas 2006, Marseille 2006, 419-430. R IHA 1979 R IHA 1979; 1994 E. R IHA, Die römischen Fibeln aus Augst und Kaiseraugst. Forsch. Augst 1; 18, Augst 1979; 1994. R IVET 2008 L. R IVET, Les ensembles céramiques d’époque augustéenne de la Butte Saint-Antoine de Fréjus (Var). SFECAG, actes congr. L’Escala-Empuriès 2008, Marseille 2008, 765-802. ROTH-RUBI 2006 K. ROTH-RUBI, Dangstetten III, Stuttgart 2006. ROTH-RUBI ET AL. 2004 K. ROTH-RUBI / V. SCHALTENBRAND OBRECHT / M. SCHINDLER / B. ZÄCH, Neue Sicht auf die „Walenseetürme“. Jahrb. SGUF 87, 2004, 33-70. SANCHEZ 2007 P. SANCHEZ, La clause d’exception sur l’octroi de la citoyenneté romaine dans les traités entre Rome et ses alliés (Cicéron pro Balbo 32). Athenaeum 95, 2007, 217-270. SANCHEZ 2009 C. SANCHEZ, Narbonne à l’époque tardo-républicaine. Chronologie, commerce et artisanat céramique. Revue Arch. Narb. Suppl. 38, Montpellier 2009. ŠAŠEL KOS 2005 M. ŠAŠEL KOS, Appian and Illyricum, Ljubljana 2005. SCHWARZ / BERGER 2000 P.-A. SCHWARZ / L. BERGER (Hrsg.), Tituli Rauracenses I. Testimonien und Aufsätze. Forsch. Augst 29, Augst 2000. SEDLMAYER 2009 H. SEDLMAYER, Die Fibeln vom Magdalensberg, Klagenfurt 2009. SIEVERS 1997 S. SIEVERS, Alesia und Osuna: Bemerkungen zur Normierung der republikanischen Bewaffnung und Ausrüstung. JRMES 8, 1997, 271-276. SIEVERS 2008 S. SIEVERS, Waffen und Kleinfunde aus Alesia. Möglichkeiten der Interpretation, in: R EDDÉ / VON SCHNURBEIN (Hrsg.) 2008, 245-260. STÖCKLI 2010 W. E. STÖCKLI, Der Auszug der Helvetier von 58 v. Chr. Die Aussage der Münzen und Fibeln, in: CH. EBNÖTHER / R. SCHATZMANN (Hrsg.), Oleum non perdidit. Festschr. S. Martin-Kilcher. Antiqua 47, Basel 2010, 105-118. TARPIN ET AL. 2000 M. TARPIN ET AL., Sources écrites de l’histoire des Alpes dans l’Antiquité. Bull. Etudes Préhist. et Archéol. Alpines 11, 2000. TARPIN 2002 M. Tarpin, Les légions dans les Alpes: géographie et logistique. Preistoria Alpina. Studi Trentini di Scienze Naturali 39, 2002, 255-264. 62 Martin-Kilcher, Römer und gentes Alpinae im Konflikt TCHERNIA ET AL. 1978 A. TCHERNIA / P. POMEY / A. HESNARD, L’épave romaine de la Madrague de Giens (Var). 34. Suppl. Gallia, Paris 1978. ULBERT 1984 G. ULBERT, Caceres el Viejo, Mainz 1984. ZANIER 2009B W. ZANIER, Beiträge im Katalogteil, in: LWL-Römermuseum in Haltern am See (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht – Imperium, Stuttgart 2009, 272-276. ZIEGAUS 2004 B. ZIEGAUS, Römische Fundmünzen von ausgewählten Plätzen des Alpenvorlandes, in: HÜSSEN ET AL. (Hrsg.) 2004, 53-66. VICENTE ET AL. 1997 J. D. VICENTE / M. PILAR PUNTER / B. EZQUERRA, La catapulta tardo-republicana y otro equiupamiento militar de „La Caridad“ (Caminreal, Teruel). JRMES 8, 1997, 167-199. WALDE 1998 E. WALDE (Hrsg.), Via Claudia. Neue Forschungen, Innsbruck 1998. WAMSER / STEIDL 2002 L. WAMSER / B. STEIDL (Hrsg), Neue Forschungen zur römischen Besiedlung zwischen Oberrhein und Ems. Koll. Rosenheim 2000, Remshalden 2002. WELLS 1972 C. WELLS, The German Policy of Augustus, Oxford 1972. WIBLÉ 2008 F. WIBLÉ, Martigny-la-Romaine. Kat. Martigny, Martigny 2008. WIEDEMER 1966 H.-R. WIEDEMER, Die Walenseeroute in frührömischer Zeit, in: R. DEGEN ET AL. (Hrsg.), Helvetia antiqua. Festschr. E. Vogt, Zürich 1966, 167-172. ZANIER 1988 W. ZANIER, Römische dreiflügelige Pfeilspitzen. SaalburgJahrb. 44, 1988, 5-27. ZANIER 1999 W. ZANIER, Der Alpenfeldzug 15 v. Chr. und die Eroberung Vindelikiens. Bayer. Vorgeschichtsbl. 64, 1999, 99-132. ZANIER 2000 W. Zanier, Die Besetzung des Alpenvorlandes, in: Römer zwischen Alpen und Nordmeer. Kat. München 2000, 11-17. ZANIER 2002 W. ZANIER, Opferplätze im oberen Ammertal aus der Spätlateène- und frühen römischen Kaiserzeit, in: L. ZEMMERPLANCK (Hrsg.), Kult der Vorzeit in den Alpen 2, Bozen 2002, 841-849. ZANIER 2006 W. ZANIER, Alpenrheintal, München 2006. ZANIER 2009A W. ZANIER, Römische Waffenfunde vom Alpenfeldzug 15 v. Chr., in: Schlachtfeldarchäologie. Tagungen Landesmus. Vorgesch. Halle 2, Halle 2009, 89-97. Bildnachweis – 1 © Musées cantonaux, Sion; Musée cantonal d‘archéologie et d‘histoire, Lausanne; Musée d‘art et d‘histoire, Genève. Zeichnung: André Houot; Kolorierung: Jocelyne Charrance. Gallay 2006. – 2 Zeichnungen S. K AUFMANN, Institut f. Archäologische Wissenschaften Bern. – 3 N. Hammond, Atlas of the Greek and Roman World in Antiquity, Karte 23. – 4 Zeichnungen S. K AUFMANN, Institut f. Archäologische Wissenschaften Bern. – 5? – 6 R EY-VODOZ 1986 und WIBLÉ 2008, Abb. 301. – 7a R IBERA I LACOMBA 1995. – 7b VICENTE ET AL. 1997. – 7c ULBERT 1984. – 8 R EDDÉ / VON SCHNURBEIN (Hrsg.) 2001; SIEVERS 2008. – 9a POUX (Hrsg.) 2008, 380, Abb. 56. – 9b Titelberg; Biberlikopf; Dangstetten, Zeichnungen S. K AUFMANN, Institut f. Archäologische Wissenschaften Bern. – 10 GIRAULT 2004. – 11a ENGEL / PARIS 1906. – 11b PINA POLO / ZANIER 2006. – 12 OCHARAN LARRONDO / UNZUETA PORTILLA 2002. – 13 BOŽIČ 1999; ISTENIČ 2005. – 14 Jahrb. Arch. Schweiz 92, 2009, 310-312 (M. DEMIERRE). – 15 R AGETH 2010; R AGETH / ZANIER 2009. – 16 FEUGÈRE 2008. – 17 Foto Arch. Dienst Graubünden. – 18 FINGERLIN 1986; DERS. 1998. – 19 KÜHLBORN 1992. – 20a ROTH-RUBI ET AL. 2004 und Zeichnungen A. SCHILDKNECHT, Institut f. Archäologische Wissenschaften Bern. – 20b LAUR-BELART 1962. – 20c NOBILE DE AGOSTINI 2005. – 21 BREM ET AL. 1987. – 22 ZANIER 2000; DERS. 2002; DERS. 2009. – 23 PRIMAS 2001; HÜSSEN / IRLINGER / ZANIER (Hrsg.) 2004, 184, 192. – 24 Verf. – 25 BALMER 2009, Taf. 52, 1000.